Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

ATOM/1248: Abrißmaterial des AKW Stade soll nach Sachsen (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 664-665 / 28. Jahrgang, 4. September 2014

Atommüll

Abrißmaterial des AKW Stade soll nach Sachsen

von Thomas Dersee



Auf der Deponie des 1.700 Einwohner-Dorfs Grumbach, einem Ortsteil von Wilsdruff in Sachsen, soll in den nächsten Jahren radioaktiver Bauschutt des stillgelegten Atomkraftwerks Stade in Niedersachsen abgelagert werden. Das bestätigten das sächsische Umweltministerium, die Landesdirektion Sachsen und die Betreiberfirma der Deponie Amand Umwelttechnik auf Anfrage der Sächsischen Zeitung, wie diese am 12.08.2014 in ihrer Online-Ausgabe meldete. Die Rede ist von bis zu 2.000 Tonnen.

Das Material sei laut Umweltministerium aber "nur so geringfügig radioaktiv, dass es ganz normal entsorgt werden kann", heißt es. Trotzdem mussten sowohl das niedersächsische, als auch das sächsische Umweltministerium vorher ihre Zustimmung erteilen. "Der Schutt darf dazu höchstens im Bereich von zehn Mikrosievert Strahlung pro Jahr liegen", zitiert Frank Meyer, Sprecher des sächsischen Umweltministeriums, die Bestimmung der Strahlenschutzverordnung. Dann gelte das Material als "freigemessen". "Zum Vergleich" führen die Behördenvertreter an: "Die natürliche Strahlenexposition betrug im Jahr 2012 in Deutschland 2,1 Millisievert -also mehr als 200-mal so viel." Deshalb, wird mit falscher Logik behauptet, gehe von diesen Stoffen keine Gefahr für die Grumbacher und für die Umwelt aus. Ignoriert wird dabei, daß es sich um eine zusätzliche Belastung und auch ein zusätzliches Schadenspotential aus anderen Radionukliden als die "natürlichen" handelt.

Die Interessengemeinschaft "Keine Deponie am Tharandter Wald" bleibt deshalb skeptisch: "Andernorts will man das Material nicht, und dann karren sie es hierher", beschwert sich Mitglied Ulrich Klein der Sächsischen Zeitung zufolge. Er verweist dabei auf die Deponie SchneverdingenHillern im niedersächsischen Heidekreis, die seit 2011 keinen Bauschutt des Atomkraftwerks Stade mehr annimmt, nachdem Anwohner und Politiker des Luftkurorts dagegen mobilgemacht hatten.

Für den Deponie-Betreiber Amand Umwelttechnik ist die Strahlenbelastung aber kein Grund, die Entsorgung des Schutts zu verweigern. Die Ablehnung anderer Deponiebetreiber sei zwar ehrenwert, aber es könne "nicht jeder nach dem Sankt-FloriansPrinzip handeln", heißt es in einem Brief an die Interessengemeinschaft. Die Stadt Wilsdruff oder der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hätten keinerlei Handhabe gegen die Lagerung, meinte der Sprecher des sächsischen Umweltministeriums Frank Meyer: "Wenn eine Deponie erst einmal da ist, dürfen dort alle Abfälle gelagert werden, für die sie freigegeben ist."

Laut Meyer ist es zudem nicht das erste Mal, dass AKW-Bauschutt in Sachsen abgelagert wird. Auch Reste des AKW Würgassen (in Nordrhein-Westfalen) seien bereits auf den sächsischen Deponien in Wetro oder Gröbern entsorgt worden. Auch in Grumbach liegen bereits 283 Tonnen freigemessener radioaktiver Bauschutt, der vom Abriss des Forschungsreaktors in Rossendorf bei Dresden stammt.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_14_664-665_S10-11.pdf

*

Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, September 2014, Seite
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
E-Mail: Strahlentelex@t-online.de
Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2014