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CHEMIE/272: Kaum Informationen über gefährliche Chemikalien vom EU-Einzelhandel (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 13. Oktober 2010 / Chemie & Nanotechnologie

Kaum Informationen über gefährliche Chemikalien vom Einzelhandel


Eine Studie des Europäischen Umweltbüros (EEB) hat ergeben, dass viele große Handelsketten wie Media Markt, Tesco und Carrefour ihre KundInnen nicht ausreichend über Chemikalien in ihren Produkten informieren.

Einzelhändler sind unter der EU-Chemikalienverordnung REACH verpflichtet, binnen 45 Tagen Auskunft darüber zu geben, ob ihre Produkte gefährliche Substanzen enthalten. Doch die europaweite Umfrage mit 158 Anfragen in mehreren EU-Mitgliedstaaten hat gezeigt, dass nicht alle Unternehmen willens sind, sich an dieses Gesetz zu halten. Die Auskunftspflicht gilt für diejenigen Chemikalien, die auf der offiziellen Liste der Europäischen Union für "besonders besorgniserregende" Substanzen stehen. Stoffe dieser Kategorie sind entweder krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend oder gelten als persistent, bioakkumulierend beziehungsweise toxisch. Bisher stehen allerdings nur etwa vierzig Stoffe im entsprechenden Anhang von REACH.

Zwischen April und August 2010 haben Mitgliedsorganisationen des EEB schriftliche Anfragen an Unternehmen gestellt, die Hälfte davon blieb unbeantwortet. Und nur ein Fünftel der Antworten entsprachen den in der REACH-Verordnung festgelegten Minimalkriterien: Mitteilung des Namens und wie das Produkt ohne Gesundheitsgefahren genutzt werden kann. Die Rechtsabteilung von Media Markt, ein Unternehmen für Elektroartikel mit etwa 800 Geschäften in der EU, erklärte auf die Anfrage beispielsweise lediglich, dass man dort der Meinung sei, solcherlei Auskünfte nicht geben zu müssen, fasst der EEB-Bericht "The Fight to Know" zusammen. Bart Smith aus den Niederlanden weigerte sich, "Dritten" Informationen herauszugeben. C&A Belgien antwortete lediglich mit einem Fragezeichen in einer E-Mail.

Zusätzlich zur schriftlichen Anfragen ließen die beteiligten Umweltverbände 93 Produkte von unabhängigen Labors analysieren. In vielen fanden sich hohe Konzentrationen von Weichmachern (Phthalaten). Eine Kosmetiktasche der Firma Carrefour enthielt drei gelistete besonders besorgniserregende Substanzen, darunter 8,7 Prozent Diethylhexylphthalat (DEHP), das unter dringendem Verdacht steht, hormonell wirksam zu sein, die Gehirnentwicklung von Kindern zu stören, und im Blutkreislauf von Erwachsenen nachzuweisen ist. In fünf von sechs gestesten Sexspielzeugen waren ebenfall große Mengen Weichmacher nachzuweisen. [jg]


Report "The Fight to know" (PDF, 28 Seiten, 444 kB)
http://www.eeb.org/EEB/?LinkServID=8BBC1DF8-C9C7-8B93-CA5F42033F11A3AD

Ansprechpartner:
Christian Schaible, EEB Chemicals Senior Policy Officer, christian.schaible@eeb.org
Sarah Haeuser, BUND, Tel. +49 30 27586 463, sarah.haeuser@bund.net


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Quelle:
EU-News, 13.10.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2010