Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

ENERGIE/1371: Umweltverbände fordern zuverlässige Umweltkritierien für Biomasse (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 01.07.2010

Umweltverbände fordern zuverlässige Umweltkritierien für Biomasse


Die drei europäischen Umweltverbände BirdLife International, das Europäische Umweltbüro (EEB) und Transport & Environment (T&E) haben am 29. Juni im EU-Parlament erneut verbindliche Umweltkriterien für die Nutzung von Biomasse zur Energieerzeugung und für Agrartreibstoffe gefordert.

Sie stellten den Parlamentariern zwei Studien zu den Klimaeffekten der Biomassenutzung für die Energieerzeugung und Treibstoffproduktion vor. Die erste Studie führt erhebliche Defizite bei der Methodik auf mit der die EU die CO2-Einsparungen durch die Nutzung von Biomasse berechnet. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Klimabilanz bei Holznutzung sogar schlechter sein kann als bei fossilen Energieträgern, denn das im Holz über viele Jahre gespeicherte CO2 wird bei der Verbrennung wieder frei gesetzt.

Die zweite Studie hat sämtliche Klimaeffekte von Agrartreibstoffen untersucht, besonders das Problem der so genannten indirekten Landnutzung, dass heißt wenn Anbauflächen für Lebensmittel der Treibstoffproduktion weichen und sich das Agrarland dadurch in ökologisch sensible Gebiete ausbreitet. Die Studie zeigt auf, dass die Landnutzungsänderungen die meisten Biotreibstoffe genauso klimaschädlich mache wie die fossile.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) hatte Anfang Juni die Nachhaltigkeitskriterien der Kommission für die Zertifizierung von Biokraftstoffen vorgestellt. Während Öttinger versichert hatte, dass es strikt verboten sei, für die Energiepflanzen Tropenwälder zu roden oder Moore trockenzulegen, warfe die Brüssler Umweltverbände der Kommission vor, das Problem der indirekten Landnutzung keineswegs gelöst zu haben. "Solange die Kommission nicht bereit ist, sich mit dem Problem zu befassen, sind alle Versuche der EU, Biosprit als nachhaltig zu verkaufen, irreführend", sagte Nusa Urbancic on Transport & Environment.

Nach der Erneuerbare-Energien-Richtlinie soll der Anteil regenerativer Energien im Verkehr bis 2020 EU-weit zehn Prozent betragen. Das soll hauptsächlich durch den Einsatz von Biokraftstoffen erreicht werden. Vor der Verabschiedung der Richtlinie Ende 2008 war die EU-Kommission wegen der von Kritikern vorausgesagten verheerenden sozialen und ökologischen Auswirkungen einer erhöhten Biospritnachfrage massiv unter Beschuss geraten. [mv]

Studie: The upfront carbon debt of bioenergy
http://www.birdlife.org/eu/pdfs/Bioenergy_Joanneum_Research.pdf

Studie: Biofuels: indirect land use change and climate impact
http://www.birdlife.org/eu/pdfs/Biofuels_indirect_land_use_change_and_climate_impact_CE_Del.pdf

Informationsseite der EU-Kommission
http://ec.europa.eu/energy/renewables/biofuels/sustainability_criteria_en.htm


Artikel-URL: www.eu-koordination.de/umweltnews/news/klima-energie/357


*


Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 26/10, 01.07.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 01.07.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juli 2010