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ENERGIE/1387: NABU Brandenburg lehnt Windkraftanlagen im Wald ab (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, Potsdam, 5. Oktober 2010

NABU Brandenburg lehnt Windkraftanlagen im Wald ab


Um die Ziele der Landesregierung in Bezug auf erneuerbare Energien zu erreichen, wird im Wesentlichen auf Windkraft gesetzt. Auf der Suche nach neuen Standorten für Windkraftanlagen (WKA) wurden von der Politik pauschal "Wirtschaftswälder" bzw. "naturferne Forsten" als zusätzliche Standorte vorgeschlagen und in die landesweiten Konzepte eingefügt. Ein dementsprechender Erlass wird derzeit im Hause Tack vorbereitet. Der NABU befürwortet die Nutzung von Windenergie auf geeigneten Standorten, zählt aber den Wald aus naturschutzfachlicher Sicht nicht dazu.

"Eine Prüfung, ob Wälder grundsätzlich als WKA-Standorte geeignet sind und welche Folgen WKA im Wald für das Waldökosystem haben, erfolgte bisher nicht", beklagt Tom Kirschey, Vorsitzender des NABU Brandenburg. "Diese Kenntnisdefizite müssten erst einmal beseitigt werden, bevor man Standorte für die Bebauung mit Windkraftanlagen freigibt. Die Landesregierung sollte es sich zu eigen machen, dem Vorsorgeprinzip Rechnung zu tragen."

Nach Ansicht des NABU Brandenburg kommt es im Artenschutz in erster Linie bei Fledermäusen und einigen Vogelarten zu erheblichen Konflikten "Bislang", so Kirschey "wurden eben aus diesem Grund waldnahe Standorte für WKA ausgeschlossen." Es wird bisher davon ausgegangen, dass WKA in weniger wertvollem Wald z.B. Kiefernstangenholz konfliktfrei gebaut werden können. Solche Wälder sind jedoch Basis für Massenvorkommen holznutzender Insekten und werden gezielt von Insektenfressern, also Vögeln und Fledermäusen genutzt. Daher ist zu erwarten, dass gerade über solchen Waldflächen saisonal mit Anflügen u.a. von Fledermäusen gerechnet werden muss. Nicht zuletzt, da Fledermäuse sich gerade in insektenreichen Arealen ansiedeln.

Darüber hinaus erwarten die Naturschützer eine negative Beeinträchtigung des Waldökosystems. Grundvoraussetzung für ein Waldinnenklima ist eine geschlossene Struktur mit einer Mindest-Flächengröße. Nur dort kann der Wald seine Funktionen inkl. Grundwasserneubildung erfüllen. Durch Wegebau und Bauflächen für die WKA wird der Wald fragmentiert und verliert dadurch einen bedeutenden Teil seiner ökologischen Funktion und Stabilität.

"Die hier genannten Aspekte sollten ausreichen, um den Entscheidungsträgern Argumente zur Ablehnung von Windkraftanlagen in geschlossenen Wäldern an die Hand zu geben. Zumal der Gedanke, Wälder für Windkraftlagen freizugeben nichts mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung zu tun hat.", so Kirschey.


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Quelle:
Pressedienst, 05.10.2010
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2010