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EUROPA/476: Industrielle Luftverschmutzung hat hohe wirtschaftliche Kosten (EUA)


Europäische Umweltagentur - 25. November 2014

Industrielle Luftverschmutzung hat hohe wirtschaftliche Kosten



Die Luftverschmutzung durch Europas größte Industrieanlagen kosten die Gesellschaft mindestens 59 Milliarden Euro, für das Jahr 2012 beliefen sich die Kosten womöglich auf bis zu 189 Milliarden Euro. Dies zeigt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA), der heute veröffentlicht wurde. Die Hälfte dieser Schadenskosten wurde von nur 1% der Industrieanlagen verursacht.

Während wir alle von Industrie und Stromerzeugung profitieren, zeigt diese Analyse, dass die von diesen Anlagen eingesetzten Technologien unserer Gesundheit und der Umwelt durch versteckte Kosten zur Last fallen.
Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EUA

Der Bericht zeigt, dass Luftverschmutzung und Treibhausgase aus der Industrie die Europäische Union zwischen 59 und 189 Milliarden Euro im Jahr 2012 kosteten. Die höhere Schätzung entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Finnland oder der Hälfte des BIP von Polen. Im Zeitraum 2008 - 2012 betrugen die geschätzten Kosten mindestens 329 Milliarden Euro und möglicherweise bis zu 1.053 Milliarden Euro.

Die Ergebnisse stammen aus dem Bericht "Kosten der Luftverschmutzung aus europäischen Industrieanlagen - eine aktualisierte Bewertung (en)"[1], der eine Reihe von schädlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung evaluiert, einschließlich vorzeitigem Tod, Krankenhauskosten, verlorene Arbeitstage, gesundheitliche Probleme, Schäden an Gebäuden und verringerte landwirtschaftliche Erträge. Die EUA nutzt eine Reihe von Kostenschätzungen, da die politischen Entscheidungsträger zurzeit mehrere Methoden anwenden, um Kosten von Schäden zu berechnen, die mit der Luftverschmutzung assoziiert werden.

Der Bericht nennt auch die Anlagen in Europa, die die meisten Schäden verursachen (en)[2] und die Kosten in jedem Land (en)[3]. Von den 30 einzelnen Anlagen, die als Verursacher der höchsten Schäden identifiziert wurden, sind 26 Energieerzeugungsanlagen, vor allem Stein- und Braunkohlekraftwerke, die überwiegend in Deutschland und Osteuropa liegen. Der Bericht hat nicht bewertet, ob die Emissionen einer Anlage im Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen zum Betrieb sind.

Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EUA, sagte: "Während wir alle von Industrie und Stromerzeugung profitieren, zeigt diese Analyse, dass die von diesen Anlagen eingesetzten Technologien unserer Gesundheit und der Umwelt durch versteckte Kosten zur Last fallen. Auch ist die Industrie nur ein Teil des Bildes - es ist wichtig zu erkennen, dass auch andere Branchen, vor allem der Verkehr und die Landwirtschaft, zu schlechter Luftqualität beitragen."

Weitere Ergebnisse

Fünfzig Prozent der Schadenskosten wurden von nur 147 Einrichtungen oder 1% der im Zeitraum von 2008 bis 2012 betrachteten 14.325 Anlagen verursacht. Drei Viertel der Gesamtschadenskosten wurden durch die Emissionen von 568 Anlagen verursacht - 4% der Gesamtzahl. Das bedeutet nicht, dass Regelungen nur für größere Anlagen gelten sollten, da kleinere Anlagen erhebliche lokale Verschmutzungen verursachen können.

Die Schadenskosten sind gesunken in den fünf Jahren, die der Bericht umfasst. Das spiegeln auch die von den Industrieanlagen berichteten geringeren Emissionen wider. Gründe dafür können die Auswirkungen der Gesetzgebung, die Verbesserung der Anlageneffizienz und die wirtschaftliche Rezession in Europa sein. Letztere hat niedrigere Raten der Industrietätigkeit in den Jahren unmittelbar nach 2008 verursacht.

Acht Anlagen in der Top 30 befinden sich in Deutschland, sechs in Polen, vier in Rumänien, drei in Bulgarien und Großbritannien, zwei in Griechenland und der Tschechischen Republik, jeweils eine Anlage befindet sich in Estland, Italien und der Slowakei. Allerdings berücksichtigt das Ranking nicht die Effizienz von Anlagen - in einigen Fällen können größere Anlagen effizienter sein als mehrere kleinere Anlagen.

Länder wie Deutschland, Polen, Großbritannien, Frankreich und Italien, die viele große Anlagen haben, tragen am meisten zu den Gesamtschadenskosten bei. Die Reihenfolge der Länder ändert sich jedoch deutlich, wenn die Schadenskosten so korrigiert werden, dass sie die Leistungen der Volkswirtschaften widerspiegeln. Dadurch bekommen die Emissionen aus einer Reihe von osteuropäischen Ländern (Bulgarien, Rumänien, Estland und Polen) mehr Bedeutung. Der Bericht zeigt die möglichen Einsparungen, wenn mehr als 1.500 der europäischen Großfeuerungsanlagen ihre künftigen Emissionen im Einklang mit bewährten Methoden reduzieren würden.


[1] http://www.eea.europa.eu/publications/costs-of-air-pollution-2008-2012

[2] http://www.eea.europa.eu/data-and-maps/daviz/industrial-facilities-causing-the-highest-damage#tab-daviz-tabular

[3] http://www.eea.europa.eu/data-and-maps/daviz/costs-of-air-pollution-from-industrial-facilities#tab-dashboard-01

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Quelle:
Pressemitteilung, 25.11.2014
Europäische Umweltagentur
Kongens Nytorv 6, DK-1050 Kopenhagen K
Telefon: +45 3336 7100, Fax: +45 3336 7199
Internet: http://www.eea.europa.eu


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2014