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GEFAHR/061: Energiesparlampen - Nachbessern für Gesundheit und Umwelt (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 4/2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

TITELTHEMA
Energiesparlampen
Nachbessern für Gesundheit und Umwelt

Von Wilfried Kühling


Energiesparlampen sind unverzichtbar für den Klimaschutz. Darum hat die EU das Ende der Glühlampe eingeläutet - und dafür nicht nur Lob geerntet. Denn Energiesparlampen enthalten giftiges Quecksilber und geben elektromagnetische Strahlen ab. BUND-Experten haben das Für und Wider näher untersucht und abgewogen.

Glühlampen wandeln nur fünf Prozent der eingesetzten Energie in Licht um - der Rest verpufft in Form von Wärme. Energiesparlampen aber erzeugen die gleiche Helligkeit mit bis zu 80 Prozent weniger Strom. Nun ist zwar der Anteil der Beleuchtung am gesamten Stromverbrauch niedriger als der von Haushaltsgeräten oder Elektromotoren. Doch auch die Einsparung infolge des Glühlampenverbots muss genutzt werden, um den drohenden Klimawandel einzudämmen. Immerhin werden so einmal zehn 500-MW-Kohlekraftwerke überflüssig - Kraftwerke, die u.a. Quecksilber emittieren. Mit dem Ende der Glühlampe wird daher weniger Quecksilber die Umwelt belasten - die korrekte Entsorgung der Sparlampen vorausgesetzt.

Auch wenn die Sparlampen wegen ihrer Energieeffizienz unverzichtbar sind: Ihre derzeit noch vorhandenen Negativeffekte müssen deutlich begrenzt werden. So fordert der BUND ein Gesetz, das die Hersteller verpflichtet, Quecksilber so weit wie technisch möglich aus den Energiesparlampen zu verbannen, bis hin zur Entwicklung quecksilberfreier Leuchtmittel. Denn Quecksilber verdunstet bereits bei Zimmertemperatur und gefährdet beim Bruch einer Lampe in ungelüfteten Räumen v.a. Schwangere und Kinder. Zudem ist das hochgiftige Schwermetall nicht abbaubar und reichert sich in der Umwelt an. Eine über lange Zeit auftretende hohe Quecksilberbelastung kann die Gesundheit ebenfalls schwer schädigen. Daher müssen ausgediente Lampen unbedingt als Sondermüll erfasst werden. Warnhinweise wie »enthält giftiges Quecksilber« und »darf nur als Sondermüll entsorgt werden« müssen zur Vorschrift werden.


Strahlung senken

Außerdem verursachen Energiesparlampen im direkten Umfeld unnötigen Elektrosmog. Höherfrequente Strahlung belastet alle Lebewesen, besonders aber Schwangere, Kleinkinder und grundsätzlich elektrosensible Menschen. Als typische Symptome werden Unwohlsein, Kopfschmerzen, ein schwankender Blutdruck, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme genannt. Man sollte daher Abstand halten und nicht abgeschirmte Sparlampen vorerst nicht körpernah einsetzen, etwa in Leuchten am Nacht- und Schreibtisch. Mit zunehmendem Abstand lässt die Strahlung stark nach, in den Vordergrund tritt dann die Grundbelastung durch andere Strahlungsquellen im Haushalt - schnurlose Telefone, Bügeleisen, Staubsauger etc. Auch gibt es technische Möglichkeiten, den E-Smog von Energiesparlampen auf ein unbedenklicheres Maß zu begrenzen. Einzelne Modelle schirmen bereits über 90 Prozent der üblichen elektromagnetischen Strahlung ab. Der BUND fordert die Ausschöpfung aller Möglichkeiten als technischen Standard gesetzlich zu definieren. Die Hersteller müssen zudem Auskunft geben, wie stark ihre Lampen strahlen.

Gesundheitlich wirkt sich auch das Lichtspektrum einer Lampe aus. Künstliches Licht stellt immer einen Kompromiss dar, da sich das natürliche Tageslicht je nach Wetter, Tages- und Jahreszeit stark verändert. Sparlampen geben nicht grundsätzlich »kälteres« Licht als Glühlampen. Achten Sie also beim Kauf auf das gewünschte Spektrum. Qualitätslampen mit doppelter Umhüllung und adäquater Beschichtung minimieren auch den Einfluss, den Anteile von Blau- oder UV-Licht auf die Gesundheit haben können.

Wilfried Kühling ... ist Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats des BUND.

Hintergrundpapier »Energiesparlampen in der Kritik. Beleuchtung muss umwelt- und gesundheitsverträglich werden« (16 S.) → www.bund.net/publikationen oder BUND-Infoservice, Tel. 030/27586-469 (gedruckte Kopie)


Der Ausstiegsplan für klare Lampen
(xx = Handel verboten)



Effizienzklasse   Standard-Glühlampen und konventionelle    Halogenlampen        
F+G               Halogen-Glühlampen (Effizienzklasse D+E)  (Effizienzklasse B+C)

                  ≥ 100 W  ≥ 75 W  ≥ 60 W  < 60 W                       
seit 1.9.2009
                                                                                 
xx                 xx                                                            
ab 1.9.2010
                                                                                 
xx                 xx         xx                                                 
ab 1.9.2011
                                                                                 
xx                 xx         xx      xx                                         
ab 1.9.2012
                                                                                 
xx                 xx         xx      xx      xx                                 

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Quelle:
BUNDmagazin 4/2009, s. 19
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2010