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KATASTROPHEN/031: Unfall mit giftigem Bauxitschlamm in Ungarn (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 7. Oktober 2010

Unfall mit giftigem Bauxitschlamm in Ungarn


Vier Todesopfer, zahlreiche Verletzte und überschwemmte Dörfer - das ist das Resultat des bisher gravierendsten Industrieunfalls in Ungarn. Ein Auffangbecken einer Aluminiumfabrik mit giftigem Schlamm war am Montag gebrochen. Nun erreicht die ätzende und toxische rote Masse die Donau.

Der Speicher mit dem als Abfallprodukt bei der Aluminiumherstellung in der Ajka Aluminia Company entstehenden Bauxitschlamm war geborsten und ausgeflossen, durch das gleichzeitige Hochwasser auf einer breiten Fläche verteilt worden. Das kontaminierte Wasser hat nun die Donau erreicht, meldet der WWF. "Zwar ist durch den Verdünnungseffekt der großen Wassermassen der Donau die Konzentration an Schadstoffen und Giften dann niedriger, doch das ändert nichts daran, dass das Ökosystem der Donau damit noch mehr belastet wird", sagte WWF- Süßwasserexperte Martin Geiger. Gefährdet seien auch weite Teile eines Natura 2000-Reservats.

Umweltverbände beklagen mangelnde Sicherheitstandards und lasche Vorschriften auf EU-Ebene. So dürften als Absicherung von derartgien Becken bei der Bergbau-Industrie einfache Erdbaudämme eingesetzt werden. Diese hielten gerade bei kritischen Wetterlagen oft nicht stand. Der rote Schlamm hat nach ersten Erkenntnissen einen pH-Wert von 13, ist also stark basisch und damit ätzend. Rettungskräfte vor Ort tragen Ganzkörperschutzanzüge und Atemmasken. Die Spätfolgen sind noch nicht absehbar, da die genaue Zusammensetzung des Schlamms immernoch nicht geklärt ist. Schwermetalle und andere toxische Stoffe könnten zusätzliche Belastungen darstellen.

Nach dem Unfall könnten die landwirtschaftlichen Böden, Fauna und Flora über Jahre hinweg kontaminiert und damit auch für die Nutzung durch den Menschen unbrauchbar sein, fürchtet der WWF. Dementsprechend erklärten bereits viele Betroffene vor Ort, aus der Region flüchten und nicht mehr zurückkehren zu wollen. Nicht nur die umgebenden Flüsse sind gefährdet, sondern auch die Trinkwasserversorgung. In die Flüsse wird Gips eingeleitet, um die giftige Schlammbrühe zu neutralisieren. [jg]

Ansprechpartner WWF Ungarn: Gabor Figeczky
gabor.figeczky[at]hu
Tel. +36 30 678 53 98


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Quelle:
EU-News, 07.10.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2010