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MELDUNG/131: Pumpspeicherwerk Atdorf - Runder Tisch darf keine Beruhigungspille werden (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 13. Mai 2011

Pumpspeicherwerk Atdorf: "Runder Tisch darf nicht zur Beruhigungspille werden"

BUND fordert echte Auseinandersetzung mit Argumenten der Gegner


Stuttgart. "Der geplante Runde Tisch zum Pumpspeicherkraftwerk (PSW) Atdorf ist kein Ausdruck einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung, wie es die Schluchseewerk AG in seiner heutigen Pressemitteilung behauptet, sondern ein Mittel der Krisenintervention", erklärte der Landesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Berthold Frieß. Der Verband wird mit je einem Vertreter der Landes- und der lokalen Ebene an den Gesprächen teilnehmen. Bedingung war, dass das Planfeststellungsverfahren nicht vor Abschluss des Runden Tisches eröffnet wird. "Diese Forderung wird zwar erfüllt, doch ist es mehr als unpassend, dass kurz vor Beginn die Termine für die Erörterung im Rahmen der Planfeststellung bekannt gegeben wurden. Das ist ein platter Versuch, Fakten zu schaffen und schon jetzt festzulegen, wann der Dialog beendet sein wird", kritisierte Frieß. Denn der BUND, der den geplanten Standort zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur aus naturschutzfachlichen Gründen ablehnt, will am Runden Tisch sowohl über die Frage diskutieren, ob das PSW für die Integration der erneuerbaren Energien überhaupt nötig und geeignet ist, als auch über alternative Standorte. "Wir erwarten eine erste echte Auseinandersetzung mit unseren Argumenten", so Frieß. "Zunächst einmal muss die Schluchseewerk AG nachweisen, dass der Pumpspeicher in ein schlüssiges erneuerbares Energiekonzept eingebunden ist. Sie muss auch zeigen, dass sie offen ist für die Prüfungen von Varianten", so Frieß. Die Schluchseewerk AG will die Ergebnisse des Runden Tisches "sicherlich im weiteren Verlauf berücksichtig(en)", wie es in der Pressemitteilung heißt. "Der Runde Tisch darf weder Beruhigungspille noch Schauveranstaltungen werden. Die Ergebnisse müssen für das weitere Vorgehen bindend sein", betonte Frieß. "Denn noch ist völlig offen, ob das PSW überhaupt gebaut wird."

Der BUND, der sich nicht grundsätzlich gegen Pumpspeicherkraftwerke ausspricht, lehnt das geplante Pumpspeicherkraftwerk am Standort Atdorf aus drei Gründen ab:

Der Verband kritisiert die Vorfestlegung der Schluchseewerk AG auf den Standort Atdorf, obwohl im Vorfeld mehrere Varianten hätten geprüft werden müssen. "Dieses Vorgehen widerspricht den gesetzlichen Vorgaben auf EU-, Bundes- und Landesebene", sagte Frieß. Der BUND fordert die gleiche Betrachtungstiefe bei allen Varianten, einschließlich der vom BUND eingebrachten Variante Ahaberg mit dem Schluchsee als Unterbecken.

Auch die energietechnische Entlastung des Netzes ist durch das PSW aus Sicht des BUND viel zu gering: Das geplante PSW Atdorf soll eine Leistung von 1,4 GW mit einer Speichermenge von ca. 14 GWh aufweisen. Bezogen auf den Gesamtspeicherbedarf in Europa trägt dieses Pumpspeicherwerk damit weniger als 0,1 Prozent der Leistung und 0,001 Prozent der Speichermenge bei. Der BUND konnte nachweisen, dass das PSW in erster Linie die Bedingungen von Grundlastkraftwerken verbessert, die mit Braunkohle oder Atomkraft betrieben werden.

Das Bauvorhaben greift direkt in Wasserschutzgebiete ein. Quellen, die Flora-Fauna Habitat (FFH) Gebiete speisen, gingen durch die Versiegelung verloren. Bereits durch den Bau des PSW wären FFH-Arten bedroht. Ein überregionaler Wildkorridor von der Schweiz in den Schwarzwald wäre betroffen. Zudem würden in den Wäldern Lebensräume von europaweit geschützten Arten zerstört. Diese Eingriffe hätten erhebliche Beeinträchtigungen gleich mehrerer Natura 2000-Gebiete zur Folge. "Die bisherigen Planungen sind aus naturschutzfachlicher Sicht unverantwortlich", sagte der BUND-Landesgeschäftsführer: "Die gesetzlich vorgeschriebenen arten- und habitatschutzrechtlichen Prüfungen, die bisher ignoriert wurden, müssen dringend nachgeholt werden."

Weitere Informationen: - Die ausführliche Stellungnahme des BUND Hochrhein zum Raumordnungsverfahren des PSW Atdorf finden Sie im Internet unter
http://rv-hochrhein.bund-bawue.de/start/positionen/pumpspeicherwerk-atdorf/


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Quelle:
Presseinformation, 13. Mai 2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2011