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VERBRAUCHER/023: Neues Recht auf Auskunft - Wo verstecken sich Schadstoffe? (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 4/2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

TITELTHEMA
Neues Recht auf Auskunft
Wo verstecken sich Schadstoffe?

Von Patricia Cameron


Ob bromierte Flammschutzmittel, synthetische Moschusverbindungen, Fluor-Chemikalien, Weichmacher oder Bisphenol A - gefährliche Chemikalien sind in unserer Umwelt allgegenwärtig. Sie finden sich in vielen Gegenständen, mit denen wir täglich in Berührung kommen. Fragen Sie den Hersteller, ob Substanzen in einem bestimmten Produkt Ihre Gesundheit besonders gefährden.

Die gleichen Schadstoffe, die in Alltagsprodukten wie Reinigungsmitteln, Kosmetika, Möbeln, Textilien, Küchenutensilien, Essensverpackungen und sogar in Kinderspielzeug zum Einsatz kommen, konnten bei Untersuchungen bereits im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Das ist höchst beunruhigend. Spricht doch immer mehr dafür, dass es eine Verbindung zwischen dieser Belastung und Krankheiten wie Krebs, Allergien, Asthma oder Parkinson sowie Lernschwächen und verringerter Fruchtbarkeit gibt.

Wie kann man sich als Verbraucher davor schützen? Seit Kurzem sind Hersteller und Händler gesetzlich dazu verpflichtet, über die gefährlichsten Substanzen in ihren Waren zu informieren. Möglich macht dies REACH, das neue europaweite Gesetz zur Regulierung von Chemikalien. Es verpflichtet die Industrie, chemische Substanzen auf ihre gesundheits- und umweltschädliche Wirkung zu untersuchen. Dies ist dringend nötig, denn die meisten der etwa 30.000 EU-weit in Konsumprodukten eingesetzten Chemikalien wurden nie auf ihre Sicherheit überprüft. Verbrauchern bietet REACH das Recht, beim Anbieter nachzufragen: Sind in einem Produkt Stoffe enthalten, die die EU als »besonders besorgniserregend« einstuft und damit für ein Verbot vorschlägt? Die Unternehmen müssen solche Anfragen innerhalb von 45 Tagen gratis beantworten.


Nur ein Bruchteil erfasst

Einen kleinen Haken gibt es allerdings: Bisher gelten erst 29 Schadstoffe als »besonders besorgniserregend«, obwohl EU-Kommission und Umweltverbände davon ausgehen, dass etwa 2.500 Produktchemikalien die Gesundheit schädigen. Der BUND und andere europäische Umwelt- und Gesundheitsverbände setzen sich deswegen dafür ein, dass die EU- Mitgliedsstaaten - die für die Nominierung dieser Stoffe zuständig sind - so schnell wie möglich alle besonders gefährlichen Chemikalien auflisten.

Schon jetzt aber lässt sich mit der Verbraucheranfrage zumindest herausfinden, ob ein Produkt zum Beispiel bestimmte Weichmacher (DBP DEHP BBP und DiBP) enthält, die die Fruchtbarkeit und Entwicklung schädigen. Diese wurden sogar schon in Kinderspielzeug aus Weich-PVC nachgewiesen! Zudem signalisiert eine solche Anfrage den Unternehmen auch: Wir Verbraucher dulden nicht länger, dass unsere Gesundheit durch gefährliche Chemikalien aufs Spiel gesetzt wird. Zeigen Sie also Flagge: gegen Schadstoffe im Alltag, für eine gesunde Zukunft!

Um Auskunft über ein bestimmtes Produkt zu erhalten, müssen Sie lediglich eine kurze schriftliche Anfrage stellen. Einen Musterbrief und weitere Informationen zum Thema finden Sie auf www.bund.net/gift-stoppen und in unserem neuen Flyer »Wie viel Chemie kaufen wir euch ab?«.

Patricia Cameron

... leitet das BUND-Referat »Stoffe und Technologien«.

Bezug des Flyers über www.bund.net/publikationen oder im BUND-Laden, Tel. 0 30/ 2 75 86-4 80, bundladen@bund.net

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Was ist wirklich drin? Mit einer Verbraucheranfrage entlarven Sie versteckte Schadstoffe.


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Quelle:
BUNDmagazin 4/2009, S. 16
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2010