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ABFALL/019: Guatemala - Tonnenweise Giftmüll im Anmarsch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. April 2012

Guatemala: Tonnenweise Giftmüll im Anmarsch

von Danilo Valladares



Guatemala-Stadt, 2. April (IPS) - Auf Guatemala rollt eine Lawine von Elektroschrott zu, die sich zu einem Alptraum für das kleine zentralamerikanische Land entwickeln könnte. Denn bisher fehlen nicht nur Gesetze, die den Umgang mit Festabfällen regeln. Auch wird nur ein Bruchteil der darin enthaltenen giftigen Rückstände wie Chrom, Quecksilber, Blei, Selen und Arsen sachgerecht entsorgt.

Computer, Mobiltelefone, Kühlschränke, Mikrowellen und vieles mehr landen derzeit auf Müllkippen und in der freien Natur. Die Gefahren für Mensch und Umwelt, die von diesem unbehandelten Elektroschrott ausgehen, werden von der Bevölkerung noch nicht richtig wahrgenommen. Dass der Kontakt Krebs, Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit, Gehirn- und Genschäden verursachen kann, wissen die wenigsten.

"Und alle diese Metalle werden am Ende unser Grundwasser vergiften", warnt Mayron España von der Guatemaltekischen Vereinigung für den Umgang mit Müll und den Schutz der Natur, die Elektroschrott einsammelt, um ihn im Ausland entsorgen zu lassen. "Wasser ist Leben, doch irgendwann einmal kommt der Moment, wo es knapp werden wird."

España zufolge fallen die Unmengen an E-Schrott in Guatemala besonders deshalb ins Gewicht, weil es keine Gesetze über den Umgang mit Festmüll gibt und ein verantwortliches Konsumverhalten fehlt. "Handys sind bei uns nur sechs bis neun Monate im Gebrauch. Wir sind ein Entwicklungsland, doch Mode, Geschmack und Gewohnheiten sorgen dafür, dass die Menschen konsumieren, was sie eigentlich gar nicht brauchen", kritisiert er.


Mehr Handys als Einwohner

Nach Angaben der staatlichen Telekommunikationsbehörde wurden im 14 Millionen Einwohner zählenden Land im letzten Jahr 20,7 Millionen Mobiltelefone gezählt. Der Anstieg ist auch insofern phänomenal, als dass es 2004 gerade einmal 3,1 Millionen Handynutzer gab.

Auch andere High-Tech-Geräte wie Computer, Fotoapparate und Digitalfernseher gehen weg wie warme Semmeln. Jedes einzelne Gerät birgt jedoch ein enormes Verseuchungspotenzial. Eine einzige Handybatterie aus Nickel und Kadmium ist dazu in der Lage, 50.000 Liter Wasser zu kontaminieren. Unvorstellbar das Unheil, das der gesamte Elektroschrott im Lande anrichten kann.

Das Guatemaltekische Zentrum für eine sauberere Produktion schätzt, dass bis 2015 mindestens 13.000 Tonnen Handy- und 18.600 Tonnen Computerschrott anfallen. Um Schlimmstes zu verhindern, empfiehlt die Studie, auf Elektrogeräte zu verzichten, die vorhandenen Geräte möglichst über eine lange Zeitspanne hinweg zu benutzen und den E-Schrott zu recyceln. Es sei zudem höchste Zeit, die Bevölkerung für die Notwendigkeit solcher Maßnahmen zu sensibilisieren, schreiben die Autoren der Studie, Sonia Solís und Andrés Chicol.

"In diesem Land bleibt uns noch eine Menge zu tun", meint Julio Urías vom Guatemaltekischen Netzwerk für Umweltpromotoren für Prävention und einen integralen Umgang mit festen Rückständen. Es gelte den Umgang mit giftigen Rückständen gesetzlich zu regeln, die Bevölkerung aufzuklären und die Einhaltung der Bestimmungen durchzusetzen.


Fünf Prozent aller Festabfälle recycelt

Die Staatliche Nationale Kommission für den Umgang mit Festabfällen in Guatemala schätzt, dass bisher nur fünf Prozent der im Land produzierten 7.000 Tonnen Festabfälle recycelt werden. Dabei gibt es genügend Beispiele, die belegen, dass eine nachhaltige Handhabung nicht nur machbar ist, sondern sich auch lohnt - und gleich in mehrfacher Hinsicht.

Die Non-Profit-Organisation 'Edulibre' beispielsweise repariert Computer, die Firmen ausmustern, und bringt sie mit einem Betriebssystem ans Laufen, das sie selbst entwickelt hat. Seit 2007 konnten die Mitarbeiter auf diese Weise fünf Werkstätten in- und außerhalb der Hauptstadt aufbauen. Die Mitarbeiter verhalfen mehr als 1.000 Mädchen und Jungen zu einem Computer und trugen mit ihrem Projekt somit gleichzeitig zur Reduzierung von Elektroschrott bei. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2012