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AFRIKA/018: Weg frei für kontinentales Klimaschutzprogramm - Grüner Fonds beschlossen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Oktober 2010

Afrika:
Weg frei für kontinentales Klimaschutzprogramm - Grüner Fonds beschlossen

Von Ramesh Jaura


Berlin, 28. Oktober (IPS/IDN*) - Inmitten fortgesetzter Warnungen über die zerstörerische Kraft des Klimawandels für Afrika haben Staats- und Regierungschefs des zweitgrößten Kontinents der Welt in Äthiopien ein neues Klima- und Entwicklungsprogramm vorgestellt. Darüber hinaus ist die Einrichtung eines Grünen Afrika-Fonds geplant, der die Maßnahmen gegen den Klimawandel und seine Folgen finanzieren soll.

Das Programm 'Climate for Development in Africa' (ClimDev-Africa) ist die afrikanische Antwort auf die besonderen Herausforderungen, die der Klimawandel für die Entwicklung Afrikas darstellt. Es wird sich vor allem auf klimasensible Sektoren wie Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, Wasserressourcen, Energie und Gesundheit konzentrieren.

Gestartet wurde ClimDev-Africa von der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), der Kommission der Afrikanischen Union (AUC) und der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) bereits am 13. Oktober in Addis Abeba am Rande des Siebten Afrikanischen Entwicklungsforums (ADF VII).

ClimDev-Africa soll die regionalen, subregionalen und nationalen Klima- und Entwicklungsinstitutionen stärken. Darüber hinaus erhoffen sich die afrikanischen Staaten wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen im Umgang mit der Klimakrise und ihren Folgen.

Der Grüne Afrika-Fonds geht auf einen Vorschlag der AfDB zurück und soll Gelder aus sämtlichen Quellen aufnehmen, die auf der Klimakonferenz in Kopenhagen im letzten Jahr zugesagt worden sind. Dazu gehören sowohl Soforthilfen als auch nachhaltige Mittel zur Finanzierung von Projekten und Programmen, die Afrika eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels ermöglichen und den Anstieg der CO2-Emissionen möglichst gering halten.

"In Afrika besteht ein dringlicher und riesiger Klimafinanzierungsbedarf", sagte Anthony Nyong von der AfDB, ein Architekt des Grünen Afrika-Fonds, auf der ADF VII-Konferenz. Die existierenden Finanzierungsquellen seien völlig unzureichend.

Afrikas Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen ist mit unter vier Prozent verschwindend gering. Sie sind zu 75 Prozent auf Entwaldung zurückzuführen. Der schwarze Kontinent ist extrem anfällig für die negativen Folgen des Klimawandels und somit auf Hilfe angewiesen, um gegen das Phänomen anzugehen und seine Auswirkungen abzumildern.


Afrika bei internationalen Klimafonds benachteiligt

Weltweit gibt es zwar 22 Klimafonds, doch Afrika hat nur Zugang zu einigen wenigen. Der CO2-Markt hat sich für den zweitbevölkerungsreichsten Kontinent der Welt kaum ausgezahlt. Werden über den 'Clean Development Mechanism' (CDM) in Mexiko, Brasilien, Indien und China Hunderte von Projekten finanziert, sind es in Afrika nur einige wenige."

"Afrika profitiert deshalb nicht vom CDM, weil das Schema die Emissionen aus der Landwirtschaft und anderen Landnutzungspraktiken nicht anrechnet, die jedoch gerade für die afrikanische Wirtschaft bedeutsam sind", erläuterte Nyong.

Von 2006 bis 2009 hat die Region südlich der Sahara lediglich zwölf Prozent der Beiträge zur Klimafinanzierung erhalten, die von multilateralen Entwicklungsbanken ausgezahlt wurden. Mit diesem Prozentsatz ist die Region internationales Schlusslicht. Zudem wurden die knappen Gelder fast ausschließlich für Anpassungsmaßnahmen verwendet.

Der AfDB-Vertreter wies auf die unverbindlichen Zusagen hin, die auf der internationalen Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 gemacht worden waren. So sollen bis 2012 30 Milliarden US-Dollar an neuen zusätzlichen und schnell zugänglichen Ressourcen bereitgestellt und dann bis 2020 jährlich weitere 100 Milliarden US-Dollar aufgebracht werden.

Der afrikanische Unterhändler auf der Konferenz, der äthiopische Präsident Meles Zenawi, forderte für Afrika 40 Prozent der Mittel. "Es spricht nichts dagegen, Afrikas Gelder in Afrika zu verwalten, meinte dazu Nyong. Immerhin sei die AfDB Afrikas größte Entwicklungsbank, und die Klimafrage sei schließlich auch eine Entwicklungsfrage.


Klimawandel und die NGOs

Bedeutsam waren Nyongs Äußerungen gerade mit Blick auf die UN-Millenniumsziele (MDGs) zur Armutsbekämpfung, deren Umsetzung durch den Klimawandel gefährdet ist. Afrika verzeichnet schon jetzt den größten Anteil der Armen, die mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen müssen, und hinkt bei der Umsetzung der MDGs am weitesten hinterher.

"Wir brauchen Dutzende Milliarden Dollar im Jahr", meinte der AsDB-Experte. "In den knapp fünf Jahren bis 2015 brauchen wir für die Anpassung an den Klimawandel und Maßnahmen, um den CO2-Ausstoß gering zu halten, 22 Milliarden respektive 31 Milliarden Dollar. In den nächsten 15 Jahren werden es dann schon jährlich 52 Milliarden bis 68 Milliarden Dollar sein. Der Klimaschutz wird die Kosten zur Umsetzung der MDGs um 40 Prozent anheben. Das wird globale Finanzspritzen in Höhe von 100 Milliarden Dollar im Jahr im Verlauf des nächsten Jahrzehnts erforderlich machen."

Nyong verwies auf den Regenwald des Kongo-Beckens, den zweitgrößten der Welt. "Manche wissen nicht, was wir alles unternehmen, um ihn zu schützen", sagte er. Die Industriestaaten müssten aber trotzdem einspringen und sicherstellen, dass die lokalen Gemeinschaften nicht gezwungen werden, vom Wald als Lebensgrundlage abhängig zu werden.

"Wir begrüßen den Fonds", meinte der ugandische Finanzminister Fredo Much. "Wir hätten ihn schon gestern gut gebrauchen können." Grain Malunga, der malawische Minister für natürlichen Ressourcen, Energie und Umwelt, erklärte auf dem Treffen in Addis Abeba, dass seine Regierung mit den Ergebnissen der Klimakonferenz in Kopenhagen unzufrieden sei und Afrika zu einem besseren Abkommen dränge. Sein Land unterstütze die Idee eines von der AfDB verwalteten Grünen Afrika-Fonds. "Die AfDB kann außergewöhnliche Kenntnisse und Erfahrungen bei der Anpassung Afrikas an den Klimawandel vorweisen."

ClimDev-Africa ist die Reaktion auf das Unvermögen von staatlichen Stellen, Entwicklungsexperten und Dienstleistern, mit den Klimarisiken angemessen umzugehen und die vom Klimawandel ausgehenden Gefahren aufgrund fehlender Informationen und Maßnahmen als entwicklungspolitisches Problem zu begreifen und anzugehen. (Ende/IPS/kb/2010)


* Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte Informations-und Analysendienst IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland.

Links:

http://www.afdb.org/en/

http://www.indepthnews.net/news/news.php?key1=2010-10-
2317:07:57&key2=1

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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2010