Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ARTENRAUB/112: Australien - Koalas akut bedroht, Dürren, Brände und Bergbau zerstören Habitate (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Mai 2013

Australien: Koalas akut bedroht - Dürren, Brände und Bergbau zerstören Habitate

von Neena Bhandari


Bild: © Neena Bhandari/IPS

Koalas im Wild Life Sydney Zoo
Bild: © Neena Bhandari/IPS

Sydney, 8. Mai (IPS) - Australiens berühmtestes Beuteltier ist in Gefahr. Die Koala-Bären, die früher wegen ihres wolligen Fells fast bis zur Ausrottung gejagt wurden, kämpfen nun in einem schwindenden Habitat um ihr Überleben. Dürren und Buschfeuer haben ihre Gebiete ebenso zerstört wie Rodungen, Bergbau und Stadtentwicklung.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Koala-Population erheblich verkleinert. Allein im Bundesstaat Queensland ist sie um 40 Prozent und in New South Wales um ein Drittel zurückgegangen. Die 'Australian Koala Foundation' (AKF) schätzt, dass es nur noch zwischen 45.000 und 90.000 Koalas gibt.

Das schrumpfende Habitat und der Klimawandel erhöhen die Krankheitsrisiken. Auf der Suche nach Nahrung droht den Tieren weitere Gefahr durch Angriffe von Hunden und durch den Straßenverkehr. Auf diese Weise kommen Schätzungen zufolge jedes Jahr etwa 4.000 Koalas ums Leben.

Klimawissenschaftler warnen davor, dass vorhergesagte längere Trockenperioden, Temperaturanstiege, größere Buschbrände und schlimme Dürren die nur in Australien vorkommenden Koalas ernsthaft gefährden. "Im vergangenen Jahrzehnt haben wir die höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt, und danach Überschwemmungen und Stürme. Die Koalas leiden sehr unter Hitze und Dehydrierung", sagt Clive McAlpine von der Universität Queensland.


Gefahr durch Temperaturen von mehr als 40 Grad

"Wir haben herausgefunden, dass es Koalas bis zu einer Temperatur von 37,7 Grad Celsius gut geht. Im westlichen Queensland und in New South Wales lagen die Temperaturen jedoch an mehreren aufeinander folgenden Tagen über 40 Grad und näherten sich sogar der 50-Grad-Grenze", erklärt er.

Der Name 'Koala' leitet sich aus der Sprache der Aborigines ab und bedeutet so viel wie 'kein Wasser'. Die Bären decken ihren Flüssigkeitsbedarf vor allem aus Eukalyptusblättern. Ein einziger Koala muss mindestens 500 Gramm Blätter täglich fressen, um zu wachsen und zu überleben.

"Klimabedingte Veränderungen werden nicht nur ihre Nahrungsressourcen schmälern, sondern auch deren Nährwert und den Feuchtigkeitsgehalt der Blätter. Erst kürzlich wurde in Mulga Lands in Queensland ein 80-prozentiger Rückgang nach einer zehnjährigen Dürrephase verzeichnet", sagt McAlpine.

Nach Ansicht von AKF ist der Schutz der erhaltenen Eukalyptuswälder ein unumgänglicher Schritt zur Reduzierung von Treibhausgasen in Australien. Seit 1788 sind fast 65 Prozent (116 Millionen Hektar) der Eukalyptuswälder gefällt worden. Bei den verbleibenden 35 Prozent ist zu befürchten, dass sie Rodungen, Städtebau und einer nicht nachhaltigen Waldwirtschaft zum Opfer fallen.

Während Koalas und Menschen inmitten wachsender Städte an der Ostküste Australiens um Lebensraum ringen, wagen sich die kleinen Bären aus ihren Eukalyptuswäldern hinaus und überqueren auf der Suche nach Nahrung und Partnern oftmals große Straßen.

"Die kontinuierliche Wanderung der Koalas in Richtung der Städte bringt sie in große Gefahr, bei Verkehrsunfällen oder von Hunden getötet zu werden. In der sich rasch entwickelnden Region im Südosten von Queensland ist die Zahl der Tiere in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent gesunken. Die meisten dieser Koalas wurden von Autos überfahren", sagt Darryl Jones, der stellvertretende Direktor des 'Environmental Futures Centre' an der Griffith-Universität in Queensland.


Koalas flüchten sich in Stadtgärten

Jones, der kürzlich eine Studie über den Schutz von Koalas verfasst hat, erklärt, dass die Tiere alle ihnen zugänglichen Ressourcen nutzen, wenn sie aus ihrem natürlichen Habitat vertrieben werden. Sie hielten sich in Gärten sowie auf begrünten Straßenrändern und Mittelstreifen auf. Der Erhalt dieser marginalen Habitate in städtischen Gebieten sei wichtig für die Bewegungsfreiheit der Koalas.

Der australische Hilfsdienst WIRES rettete kürzlich ein junges Koala-Männchen aus einem gefällten Pinienwald in New South Wales. Es saß verwirrt auf einem Stapel von Holzspänen, während in der Nähe Laster fuhren und Maschinen im Betrieb waren. "Wenn Koalas aufgrund von Holzfällerarbeiten aus ihren Gebieten abtransportiert werden, kommen sie später zurück und finden sich nicht mehr zurecht", sagt die WIRES-Generalmanagerin Leanne Taylor.

Tierschutzgruppen werfen der Regierung vor, Bergbauinteressen über den Erhalt der Umwelt zu stellen. Einem Sprecher der 'Wilderness Society' zufolge wird das Habitat der Koalas auch durch die Ausweitung der Kohleförderung und -verbrennung bedroht. Die Entwicklung des Bergbausektors führe zu zunehmenden Veränderungen der Infrastruktur und des Verkehrs und setze die ohnehin zurückgehenden Koala-Populationen weiter unter Druck.

Die australische Regierung hat die Wappentiere im vergangenen Jahr gemäß einem 1999 in Kraft getretenen Gesetz über Umwelt- und Artenschutz als "gefährdet" eingestuft. Deborah Tabart, Geschäftsführerin von AKF, gehen die staatlichen Maßnahmen aber nicht weit genug. "Die Regierung unterschätzt die Gefahren für Koalas. Wir brauchen dringend ein Koala-Schutzgesetz." (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

https://www.savethekoala.com/
http://www.wires.org.au/
http://crocdoc.ifas.ufl.edu/projects/climateenvelopemodeling/
http://www.ipsnews.net/2013/04/the-clock-is-ticking-on-koala-conservation/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 8. Mai 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2013