Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


ATOM/083: Nichts gelernt - Das Nuklearprogramm Russlands (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 754-755 / 32. Jahrgang, 7. Juni 2018 - ISSN 0931-4288

Atomwirtschaft
Nichts gelernt
Das Nuklearprogramm Russlands

von Thomas Dersee


Am 26. April 1986, ereignete sich im Atomkraftwerk Tschernobyl eine der größten Atomkatastrophen in der Geschichte der Atomenergie. Der Block 4 im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl wurde zerstört. Mehr als 330.000 Menschen wurden aus dem unmittelbaren Umkreis des havarierten Reaktors evakuiert.

Aus dieser Atomkatastrophe haben die Verantwortlichen der Sowjetunion und des heutigen Russlands wenig gelernt. Sie setzen weiterhin auf den Ausbau der Atomenergie und haben ein umfangreiches Nuklearprogramm aufgelegt. Darauf wiesen die NaturFreunde Berlin und Anti-Atom-Berlin in einer Informationsveranstaltung am 26. April 2018 hin.

Der staatliche russische Atomreaktorbauer Rosatom bietet ausländischen Regierungen integrierte Pakete an: Reaktoren inklusive Finanzierung plus langfristige Uranlieferungen. Im Gegenzug müssen die Regierungen staatlich garantierte Mindestpreise und Abnahmegarantien von bis zu 60 Jahren für den produzierten Atomstrom vertraglich zusagen. Diese Vertragsform wurde beim geplanten türkischen Atommeiler in Akkuyu erstmalig vertraglich fixiert. Allein in Afrika verhandelt Russland heute mit mehr als 10 Staaten über den Bau von Atomkraftwerken.

Der staatliche Atomenergiekonzern Rosatom schreibt auf seiner Internetseite: "ROSATOM versammelt unter seinem Dach Firmen, die an der Arbeit jedes einzelnen Gliedes der Technologiekette beteiligt sind, einschließlich der Urangewinnung und -anreicherung, Nuklearbrennstoffproduktion, Ausrüstungsherstellung und Engineering, Kraftwerkbetrieb und Technologien für Lagerung des abgebrannten Kernbrennstoffes und Nuklearabfallentsorgung. (...) Zum gegenwärtigen Zeitpunkt schließt die "ROSATOM" Holding über 300 Firmen und Organisationen ein, in denen etwa 250.000 Mitarbeiter tätig sind."

Weiter weist Rosatom auf seiner Internetseite darauf hin: "Rosatom gehört zu den Hauptakteuren auf dem weltweiten Markt für Nukleartechnik: Platz 1 weltweit hinsichtlich der Portfoliogröße der ausländischen Projekte (34 Energieblöcke in 12 Ländern); Nr. 1 weltweit im Bereich der Urananreicherung (36% des Weltmarktes); Nr. 2 weltweit bei Uranvorräten und Nr. 4 in Bezug auf das Uranfördervolumen; 17% des Weltmarktes für Kernbrennstoffe; 35 Energieblöcke werden in 10 russischen Kernkraftwerken betrieben; Belieferung von 45 Ländern weltweit."

Rosatom hat im Jahr 2016 sein Auftragsvolumen im Ausland um 20,9 Prozent auf 133,4 Milliarden Dollar steigern können. 36 Atomreaktoren sollen von Rosatom im Ausland gebaut werden. Russland verhandelt unter anderem mit Saudi-Arabien, Ungarn, Finnland, der Republik Südafrika, Ghana, Nigeria, Laos, Vietnam, Myanmar, Indonesien und China über den Bau neuer Atomreaktoren. Auch ist der Rosatom-Konzern strategischer Partner für den geplanten Bau des neuen ungarischen AKW in Paks.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
www.strahlentelex.de/Stx_18_754-755_S11.pdf

*

Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Juni 2018, Seite 11
Herausgeber und Verlag:
Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
E-Mail: Strahlentelex@t-online.de
Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang