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ARTENSCHUTZ/188: Spanien - Schutz für Wale auf Wanderschaft (OceanCare)


OceanCare - News, 12. Januar 2016

Spanien: Schutz für Wale auf Wanderschaft


Ein erster Wahlsieger der turbulenten spanischen Parlamentswahlen im Dezember 2015 könnte nun feststehen: die Gruppe der Cetacea, die auch als Waltiere bezeichneten Meeressäuger. Während die politischen Parteien noch um eine Regierungskoalition feilschen, verlautbarte ein Sprecher des Umweltministeriums, dass man aktuell an einem Vorschlag für die Ausweisung eines Migrationskorridors für Wale und Delphine vor der spanischen Küste als Schutzzone arbeite.

Die Gewässer zwischen den Balearen und dem katalanischen Festland gelten als wichtige Wanderroute für einige Walarten, darunter Pottwale, Schnabelwale und Delphinarten, wie zum Beispiel Grindwale, Streifendelphine und Grosse Tümmler. Auch die Ölindustrie hat an dem artenreichen Gebiet Gefallen gefunden. Durch Beschallung des Meeresbodens mittels Druckluftkanonen werden Explosionen ausgesandt, um die Bodenbeschaffenheit zu untersuchen.

Insbesondere drei Anträge für die Suche zur Erschliessung von Ölvorkommen vor den Balearen sorgten in den letzten zwei Jahren für heftige Proteste. Nicht nur die spanische Öffentlichkeit, sondern auch Touristenverbände und zahlreiche nationale und internationale NGOs, darunter OceanCare, leisteten intensiven Widerstand.

Vergangenes Frühjahr zog der britische Ölkonzern, Cairn Energy, seinen Antrag, in dem Migrationskorridor nach Öl zu suchen, zurück. "Mit diesem Schritt wollte Cairn Energy der Absage durch die spanischen Behörden zuvorkommen", vermutet Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Die beiden verbleibenden Anträge sind weiter Gegenstand intensiver Diskussionen zwischen Umweltverbänden, Behörden und Konzernen. "Die Ausweisung der Walwanderrouten als Schutzzone (Specially Protected Areas of Mediterranean Importance - SPAMI) hätte konsequenterweise eine Absage an geplante Ölerschliessungen in diesen sensiblen marinen Lebensräumen zur Folge", so Lüber. Die Region ist auch für den Schiffsverkehr von immenser Bedeutung.

OceanCare hatte im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung im November 2015 einen Bericht [1] vorgelegt, der von Entscheidungsträgern in Mittelmeeranrainerstatten die Unterschutzstellung von vier Kernzonen einfordert. Eine der vier Schutzzonen ist der Migrationskorridor für Waltiere zwischen dem Alboran-Meer und dem Golf von Lyon. OceanCare ist Mitglied der Alianza Mar Blava, einer Koalition aus zahlreichen Umweltverbänden und Privatunternehmen, die gegen die Erschliessung möglicher Ölressourcen vor den Balearen auftritt und die Einrichtung der Schutzzone fordert.

Sigrid Lüber begrüsst die Ankündigung des spanischen Umweltministeriums: "Die Ausweisung solcher intensiv vom Menschen genutzten Regionen als Schutzzone ist ein zwingend notwendiger Schritt, der die Entwicklung umfassender Managementkonzepte zur Folge hätte. Dadurch könnte der menschliche Einfluss, dazu zählt vor allem der Unterwasserlärm, in den Gewässern reduziert werden. Eine Genehmigung neuer Lizenzen zur Suche und Erschliessung von Ölressourcen sehe ich dann als absolut unvereinbar."


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Suggested Quiet Zones


[1] https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_accobams_scc_20151007_lr.pdf

Downloads
Submission ACCOBAMS: Creating Quiet Zones
https://assets.oceancare.org/downloads/oceancare_accobams_scc_20151007_lr.pdf

Links
Artikel Independent
http://www.independent.co.uk/environment/nature/mediterranean-highway-planned-to-protect-marine-life-from-oil-exploration-a6798166.html

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Quelle:
News vom 12. Januar 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2016

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