Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ENERGIE/043: Philippinen - Sammeltaxis auf grünem Kurs, Handel mit Biodiesel aus Speiseöl boomt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Juni 2012

Philippinen: Sammeltaxis auf grünem Kurs - Handel mit Biodiesel aus Speiseöl boomt

von Kara Santos


Jeepney-Fahrer tanken Öko-Diesel aus Speiseöl - Bild: © Kara Santos/IPS

Jeepney-Fahrer tanken Öko-Diesel aus Speiseöl
Bild: © Kara Santos/IPS

Manila, 29. Juni (IPS) - Seit drei Monaten betankt ein Transportunternehmen auf den Philippinen seine Fahrzeuge mit Biodiesel, der aus Speiseöl hergestellt wird. Der 'grüne' Sprit treibt die Motoren so genannter 'Jeepneys' an. Die zu Kleinbussen umgebauten Jeeps, die die US-Streitkräfte am Ende des Zweiten Weltkriegs ausrangierten, gehören in dem Land zu den beliebtesten öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die nationale Vereinigung der Jeepney-Fahrer, 'Pasang Masda', arbeitet mit der Firma 'EWay 54' zusammen, die mit umweltverträglichen alternativen Treibstoffen handelt. Der Ökodiesel wird aus gebrauchtem Speiseöl produziert, das aus hunderten Schnellrestaurants in der Hauptstadtregion Manila stammt.

Nach Ansicht des Vorsitzenden von Pasang Masda, Roberto Martin, schont der neue Kraftstoff die Umwelt und die menschliche Gesundheit. "Das Öl kommt den Fahrern sehr zugute", erklärt er. "Wir benutzen es seit drei Monaten und hatten bisher keinerlei Probleme mit unseren Autos."

Laut Martin sparen die Fahrer der Sammeltaxis auf diese Weise 2 Pesos pro Liter (1 Euro entspricht etwa 53 Pesos). Diejenigen, die kurze Strecken zurücklegen und täglich 15 bis 20 Liter verbrauchten, sparen bereits rund 40 Pesos am Tag, sagt er. Bei längeren Routen betrage die Ersparnis sogar 80 Pesos. Mit den zusätzlichen Einnahmen könnten die Fahrer ihre Familien besser ernähren.


Biodiesel hält Motoren sauber

Die Vereinigung hilft ihren Mitgliedern nicht nur beim Sparen, sondern auch dabei, ihre Fahrzeuge umweltfreundlicher zu machen. Untersuchungen haben demnach ergeben, dass der Biodiesel die Abgase sauberer macht. "Bevor wir damit anfingen, fielen viele Jeepneys bei den Abgastests durch. Mit dem Biodiesel hat sich die Bilanz verbessert."

Studien der Umweltbehörde DENR zufolge werden 65 Prozent der Luftverschmutzung im Großraum Manila durch den Autoverkehr verursacht. Fahrer von öffentlichen Verkehrsmitteln, die gesetzliche Auflagen nicht erfüllen, können mit Bußgeldern und anderen Strafen belegt werden.

"Je nach Anzahl der Verstöße werden rund 970 bis 2.995 Pesos fällig, wenn der Auspuff qualmt", berichtet Martin. Durch den Einsatz von Biodiesel hätten die Mitglieder von Pasang Masda diese Bußgelder vermeiden können.

Ökodiesel-Fabrik von 'EWays 54' - Bild: © Kara Santos/IPS

Ökodiesel-Fabrik von 'EWays 54'
Bild: © Kara Santos/IPS

Nach Angaben von Glenn Cabrera, der die Fabrik von EWay 54 beaufsichtigt, ist der Öko-Treibstoff wesentlich sauberer als normales Benzin. "Biodiesel entfernt Kohlenstoff-Rückstände von den Motoren und reduziert die Rauchentwicklung." Im Vergleich zu herkömmlichem Biosprit, der an Tankstellen angeboten wird, ist der Diesel aus Speiseöl zudem billiger. EWay 54 verkauft ihn für 38,5 Pesos pro Liter an Pasang Masda. Dieser Preis liegt um drei bis vier Pesos unter dem derzeitigen Marktwert.

Laut Ricky Cuenca, dem Geschäftsführer von EWay 54, ist die Nachfrage der Vereinigung nach dem Biodiesel so hoch, dass ihr die Firma bisher nur einen kleinen Teil der benötigten Menge bereitstellen kann. Die Mitglieder von Pasang Masda besitzen insgesamt mehr als 17.000 Jeepneys. EWay 54 liefert seinen Diesel zurzeit an sechs der 176 Stützpunkte der Gruppe. Das Unternehmen arbeitet außerdem mit vier privaten Firmen zusammen, die den Ökodiesel für Transport, Logistik und den Betrieb ihrer Warenlager verwenden.

Ein neues Gesetz gestattet den Verkauf von wiederaufbereitetem Speiseöl wegen befürchteter Gesundheitsgefahren nur für industrielle Zwecke. Dennoch besteht die größte Schwierigkeit laut Cuenca darin, genug gebrauchtes Speiseöl zu sammeln. Außer Schnellrestaurants werden daher dringend auch andere Lieferanten gesucht. "Altes Speiseöl wird auch von Futtermittelherstellern als Zusatzstoff nachgefragt. Es wird außerdem gefiltert und illegal auf Märkten wiederverkauft."

"Wir haben mit der Produktion von etwa 190 Litern Biodiesel am Tag begonnen", sagt Cuenca. "Inzwischen sind wir bei rund 11.000 bis 15.000 Litern täglich angekommen." Das Einsammeln des Öls bleibt eine logistische Herausforderung. Jeden Tag holt die Firma 150 bis 200 Kanister von ihren Geschäftspartnern ab.

Die Fabrik kann mindestens 1.000 Liter Öl pro Tag verarbeiten. Bei einer ersten Filterung werden Nahrungsreste und andere feste Bestandteile entfernt. Bei der Umwandlung, die bis zu fünf Stunden dauern kann, wird aus dem Speiseöl Biodiesel. Nachdem ihm Glyzerin entzogen wurde, wird das Öl soweit erhitzt, dass das in ihm enthaltene Wasser verdunstet. Danach wird es abgekühlt und nochmals gefiltert, bevor das Endprodukt an die Kunden verkauft werden kann.


Markt für erneuerbare Energien expandiert

Henry Palacios, der bei EWay 54 für den Bereich Geschäftsentwicklung zuständig ist, beobachtet im gesamten Land einen Trend zu erneuerbaren Energien, die die Umwelt schonen. Das Unternehmen hält daher Ausschau nach weiteren Abnehmern wie Privatfirmen, die Treibstoff für Gabelstapler oder Lastwagen brauchen, sowie Eigentümer von Wohnhäusern, in denen Stromgeneratoren laufen. Auch Reedereien könnten davon profitieren, meinte Palacios.

Nach Kalkulationen von Cuenca könnte eine 20-prozentige Biodiesel-Mischung CO2- und Schwefelemissionen um jeweils 15 beziehungsweise 30 Prozent senken. Je höher der Anteil der Biobestandteile im Sprit, desto mehr Schadstoffe könnten beseitigt werden.

Nach Angaben von EWay 54 wurde seit Beginn der Produktion im April 2011 der Ausstoß von mehr als 765 Tonnen Schadstoffen vermieden. Eine ähnliche Leistung vollbrächten 35.000 ausgewachsene Bäume mit der Speicherung von CO2. (Ende/IPS/ck/jt/2012)


Link:

http://www.ipsnews.net/2012/06/biodiesel-brings-cleaner-air/

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. Juni 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2012