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ENERGIE/057: Brasilien - Holzeinschlag drosselt Wasserkraft des Staudamms von Belo Monte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2013

Brasilien: Weniger Wald, weniger Strom - Holzeinschlag drosselt Wasserkraft von Belo Monte



Rio de Janeiro, 23. Mai (IPS) - Mit zunehmendem Holzeinschlag im brasilianischen Amazonas-Regenwald könnte das im Bau befindliche Wasserkraftwerk 'Belo Monte' bis zu einem Drittel seines Energiepotenzials einbüßen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Umweltforschungsinstituts IPAM.

Am Rio Xingú, einem Zufluss des Amazonas-Flusses, entsteht derzeit der drittgrößte Staudamm der Welt. Doch seine Effektivität könnte nach Aussagen von Clauda Stickler, der Hauptautorin der Studie, entscheidend vom Zustand der umliegenden Wälder abhängen.

Das IPAM-Forscherteam hatte sich mit der Frage befasst, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Strompotenzial des Kraftwerks und dem Grad der Entwaldung gibt. Computersimulationen, die auch hydrologische, ökologische, erdwissenschaftliche, klimatische und wirtschaftliche Fakten berücksichtigen, ergaben: Je dichter die Wälder, umso mehr Energie wird das Kraftwerk freisetzen können.

"Bei dem jetzigen Grad der Entwaldung muss damit gerechnet werden, dass der Energie-Output sechs bis sieben Prozent geringer ausfallen wird als dies ohne Entwaldung der Fall wäre", meinte Stickler. "Die Wälder beeinflussen direkt den Regenkreislauf und somit auch den Stand der Flüsse. Diesen Aspekt sollten die Planer solcher Kraftwerke berücksichtigen."

Nach Ansicht des Physikers und Umweltexperten José Goldemberg ist Belo Monte "ein schlechtes Projekt, das weder ökologischen noch energiespezifischen Erfordernissen genügt". Der Experte ist ein erklärter Gegner von Laufwasserkraftwerken, zu denen auch der Staudamm von Belo Monte gehört.

Derartige Anlagen nutzen die natürliche Strömung eines Flusses, um die Turbinen anzutreiben. Da sie keine großen Wasserreservoirs benötigen, braucht weniger Land geflutet zu werden. Andererseits entsteht das Risiko, dass während der Trockenzeit nicht genug Wasser zur Verfügung steht, um ausreichend Strom zu produzieren.


Leistungsfähigkeit eingeschränkt

Aufgrund der geringeren Speicherkapazitäten wird das Werk seine volle Leistung von 11.233 Megawatt nur während der kurzen Regenzeit erreichen, wenn der Fluss auf seinen höchsten Stand anschwillt. Während der Trockenperiode wird sich die Strommenge deutlich reduzieren.

Die Strömung des Río Xingú kann von 30.000 Kubikmeter pro Sekunde im März und April auf weniger als 500 Kubikmeter pro Sekunde in einem trockenen Monat wie Oktober sinken. Umweltschützer befürchten deshalb, dass am Fluss noch weitere Wasserkraftwerke entstehen werden.

Umstritten ist Belo Monte auch deshalb, weil nach der Fertigstellung 516 Quadratkilometer Land geflutet werden und 20.000 Menschen das Gebiet verlassen müssten. Hinzu kämen die ökologischen Schäden, die mit dem Eingreifen in die Natur und der Ankunft tausender Bauarbeiter in die Dschungelregion verbunden wären.

Der Bau des Belo-Monte-Damms wurde bereits mehrfach durch gerichtliche Entscheidungen gestoppt. Die Menschenrechtskommission der Organisation der Amerikanischen Staaten und der Internationalen Arbeitsorganisation sehen in ihm einen Verstoß gegen die Menschenrechte. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.ipsnews.net/2012/05/belo-monte-dam-hit-by-friendly-fire/
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=esp&idnews=4562&olt=629

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IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2013