Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


FISCHEREI/119: Karibik - Klimasmarte Fangpraktiken zur Rettung des regionalen Fischbestands (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. März 2015

Karibik:
Klimasmarte Fangpraktiken zur Rettung des regionalen Fischbestands

von Zadie Neufville



Bild: © Mit freundlicher Genehmigung der Fischereibehörde von Belize-Stadt

Auf dem Fischmarkt von Belize-Stadt
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung der Fischereibehörde von Belize-Stadt

Kingston, 18. März (IPS) - Die Anrainerstaaten des Karibischen Meeres arbeiten derzeit als Teil einer übergreifenden Strategie für die Sicherung der Ernährungsreserven an einem Plan für eine klimasmarte Fischerei.

Dabei halten sich die Länder weitgehend an die Vorgaben des Technischen Zentrums für landwirtschaftliche und ländliche Zusammenarbeit (CTA), durch die Landwirtschaft und Klimaschutzmaßnahmen miteinander in Einklang gebracht werden sollen, um gegen die Auswirkungen des Klimawandels gefeit und auf den steigenden Nahrungsmittelbedarf vorbereitet zu sein.

Der CTA-Programmkoordinator Olu Ajayi erklärte gegenüber IPS in einer E-Mail, dass der klimasmarte Umgang mit den Salz- und Süßwasserressourcen dem Sektor helfen werde, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen und die Anfälligkeit für die negativen Auswirkungen der globalen Erwärmung abzufedern. "Klimasmarte Fischereipraktiken erfordern einen verbesserten Umgang mit den natürlichen Ressourcen, damit sich die angegriffenen Fischbestände wieder erholen können", betonte er.

Der Fischereisektor der Karibischen Gemeinschaft ist eine wichtige Erwerbsquelle für 182.000 Menschen, die direkt von diesen Ressourcen abhängen. In den letzten Jahren haben Fischer in der Region über einen Rückgang der Fänge berichtet, was Wissenschaftler nicht nur auf Überfischung und die Zerstörung des marinen Habitats, sondern auch auf den Klimawandel zurückführen.


Klimawandel erkennbar

"Wir erkennen im verstärkten Algenwuchs und in der Korallenbleiche Anzeichnen des Klimawandels, die dem Fischereisektor bereits zusetzen", meinte Peter A. Murray, Programmmanager des Sekretariats des Karibischen Regionalen Fischereimechanismus (CRFM). Er erwartet zudem eine Zunahme invasiver Arten in der Region, negative Folgen für die traditionellen Spezies und Küstenerosion infolge häufiger und stärkerer Wirbelstürme.

Auch die Vizechefin des Sekretariats, Susan Singh Renton, hatte im vergangenen November auf der Karibischen Agrarwoche vor Journalisten erklärt, dass eine Erwärmung der Meere einheimische Fischarten weiter Richtung Norden treibe und somit dem Zugriff der karibischen Fischer entziehen werde. CRFM ist die karibische Organisation, die einen verantwortungsbewussten Umgang der regionalen Fischbestände fördern soll.

Zwei Wochen nach dem Start des Klimasmarten Agrarprojekts während der Karibischen Agrarwoche in Paramaribo in Surinam im November 2014 begann das CTA mit der Entwicklung einer Reihe von Initiativen, mit deren Hilfe die Auswirkungen auf die kleinen Produzenten - darunter Fischer und Fischzüchter - klein gehalten und der Aufbau resilienter Agrarsysteme möglich gemacht werden sollen.

Das Projekt folgte der Ankündigung einer Gemeinsamen Fischereipolitik der Karibischen Gemeinschaft (CCCFP) und dem Klimaaktionsplan des CRFM - zwei von mehreren Vorschlägen von Organisationen des Staatenbündnisses, um die Fischerei zu kontrollieren und zu regulieren sowie gemeinsame Anpassungs-, Management- und Schutzbestimmungen durchzusetzen.

Ajayi zufolge arbeitet das CTA seit 2010 eng mit regionalen Agenturen wie dem Klimazentrum der Karibischen Gemeinschaft (5Cs) und dem CRFM zusammen, um das Regionale Rahmenwerk für Klimaresilienz umzusetzen.

Die Zeit drängt, denn viele Fischer bekommen die Folgen von Überfischung, zerstörten Habitaten und Verschmutzung bereits zu spüren. Königinnenmuschel, Karibik-Languste, Nassau-Zackenbarsch und Papageienfisch gehören zu den bedrohten Arten, deren Fang und Handel stärker reglementiert werden sollen.


Korallenschwund

Erwartet wird, dass der Klimawandel die Probleme weiter verschärft. Klimaexperten drängen deshalb dazu, unverzüglich zu handeln. Orville Grey von der jamaikanischen Klimaabteilung meinte dazu unlängst vor Journalisten: "Die Oberflächentemperaturen der Meere verraten uns, dass wir unsere Korallen verlieren werden." Doch für die Karibik seien die Riffe nicht nur wegen des Tourismus, sondern auch wegen des regionalen Fischereisektors extrem wichtig.

Murray zufolge gilt es gemeinsame Probleme gemeinsam zu lösen. Die Region verfüge über einen Aktionsplan zur Bekämpfung der Folgen des Klimawandels im Fischereisektor, doch damit er funktionieren könne, müssten alle Akteure an Bord geholt werden. Es gebe bereits Bemühungen, die Fischer zu befähigen, Informationen untereinander auszutauschen und an lokalen und regionalen Strategien mitzuwirken.

Mitchell Lay, Koordinator des Karibischen Netzwerks der Fischerorganisationen (CNFO), hat betont, dass klimasmarte Fischerei und Artenschutz im laufenden Jahr einen wichtigen Stellenwert einnehmen werden. Konkrete Schritte werden aber von der Umsetzung wichtiger Maßnahmen und Gesetze abhängen. (Ende/IPS/kb/2015)


Link:
http://www.ipsnews.net/2015/03/caribbean-community-climate-smarting-fisheries-but-slowly/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. März 2015
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang