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GLOBAL/049: "Mutter Erde braucht starke Beschützer" - Chief Goldtooth fordert Paradigmenwechsel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Mai 2012

Umwelt: "Mutter Erde braucht starke Beschützer" - Chief Goldtooth fordert Paradigmenwechsel

von Aline Jenckel

Tom Goldtooth - Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von Tom Goldtooth

Tom Goldtooth
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von Tom Goldtooth

New York, 14. Mai (IPS) - Im Vorfeld der internationalen Rio+20-Konferenz im kommenden Monat in Brasilien fordert der prominente US-amerikanische Indigenenführer Tom B. K. Goldtooth einen von wirkungsvollen Gesetzen getragenen Paradigmenwechsel im Umgang mit der Natur. "Mutter Erde braucht starke Beschützer", erklärte er im IPS-Interview und forderte eine Stärkung internationaler, nationaler und regionaler Abkommen zum Schutz der kollektiven Landrechte der weltweit 370 Millionen Ureinwohner.

"Schließlich bewohnen und erhalten indigene Gemeinschaften überall auf der Welt die letzten noch intakten Ökosysteme und Zentren der Artenvielfalt", betonte Goldtooth, ein Angehöriger der Navajo Dakota. "Doch Bergbauprojekte dringen immer weiter auf ihr traditionelles Land vor."

Unkonventionelle Methoden der Erdölgewinnung wie die Ausbeutung von Teersand und die extreme Ausweitung der Energiegewinnung, die das Klimachaos und seine Auswirkungen auf den Alltag noch verstärkten, beschädigten unmittelbar die Lebensqualität indigener Völker von Nord bis Süd, sagte der Direktor des 'Indigenous Environmental Network' (IEN) mit Sitz in Minnesota.


Menschenrechtsverletzungen verhindern Nachhaltigkeit

Rio+20 müsse deutlich machen, dass sich eine Entwicklung, die die Menschenrechte verletzt, nicht als nachhaltig definieren lasse. "Deshalb muss die Konferenz auf einer nachhaltigen Entwicklung bestehen, die auf der Einhaltung der Menschenrechte basiert", betonte Goldtooth.

Die UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (UNCSD oder Rio+20) vom 20.‍ ‍bis 22. Juni in Rio de Janeiro findet 20 Jahre nach dem historischen Erdgipfel von 1992 in Rio de Janeiro statt, der die Agenda 21 und die Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung hervorgebracht hat. Umweltaktivisten befürchten, dass die Regierungen ihre eingegangenen Verpflichtungen verwässern könnten.

"Weltweit sind viele unserer indigenen Völker über das derzeitige Wirtschaftsmodell der Globalisierung zutiefst besorgt. Es sieht in unserer heiligen Mutter Erde nichts weiter als eine Ressource, die man zur Gewinnmaximierung besitzen, privatisieren und ausbeuten kann", sagte der Aktivist, der sich seit mehr als 30 Jahren für die Rechte der nordamerikanischen Ureinwohner einsetzt.

"Ein solches Entwicklungsmodell vertreibt die Indigenen weiterhin von ihrem Land und beraubt sie ihrer Kultur und ihrer spirituellen Verbindungen zu Mutter Erde", kritisierte der EIN-Chef. "Damit einher geht die Zerstörung der lebenserhaltenden Natur und des Ökosystems, das uns und alles Leben erhält."


Umsetzung der UN-Erklärung fördern

Der UN-Deklaration der Rechte der indigenen Völker komme dabei eine Schlüsselrolle zu, meinte Goldtooth. "Sie unterstreicht die Notwendigkeit, bei allen internationalen, nationalen und regionalen Maßnahmen und Programmen die Anliegen der Urbevölkerung zu berücksichtigen."

Artikel drei der vom UN-Sicherheitsrat 2007 angenommenen Deklaration räumt den indigenen Völkern ein Recht auf Selbstbestimmung ein. Nach Artikel 28 steht ihnen eine Wiedergutmachung zu, wenn Land, Territorien und Ressourcen ohne ihre Zustimmung genommen, besetzt oder beschädigt wurden.

In Artikel 37 wiederum heißt es: "Indigene Völker haben das Recht darauf, dass die mit Staaten oder ihren Nachfolgern geschlossenen Verträge, sonstigen Übereinkünfte und anderen konstruktiven Vereinbarungen anerkannt, befolgt und angewandt werden und dass die Staaten diese Verträge, sonstigen Übereinkünfte und anderen konstruktiven Vereinbarungen einhalten und achten."

Goldtooth ist trotz aller Befürchtungen, dass die Staaten ihre vor 20 Jahre eingegangenen Verpflichtungen stornieren könnten, zuversichtlich, dass es in Rio neue bindende Versprechen geben wird. "Wir haben keine Wahl", sagte er "Das Klimachaos, die instabilen Finanzmärkte und die ökologische Zerstörung lassen die Möglichkeit einer Umkehr nicht zu." (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://www.uncsd2012.org/rio20/index.html
http://social.un.org/.../IndigenousPeoples/
http://www.forestpeoples.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=107733

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 14. Mai 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2012