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GENTECHNIK/179: Indische Bauern wehren sich gegen Gentech-Senf (Informationsdienst Gentechnik)


Informationsdienst Gentechnik

Nachrichten - 16.05.2017

Indische Bauern wehren sich gegen Gentech-Senf


Das indische Umweltministerium muss sich entscheiden, ob es erstmals ein gentechnisch verändertes (GVO) Lebensmittel für den kommerziellen Anbau zulässt. Das für die Risikobewertung zuständige Komitee GEAC empfiehlt die Zulassung. Ein breites Bündnis von Bauernverbänden und Hunderten von Nichtregierungsorganisationen kämpft dagegen und macht Druck auf die Regierung.

Bisher darf in Indien nur GVO-Baumwolle angebaut werden. 2010 scheiterte der indische Monsanto-Partner Mahyco mit einem Zulassungsantrag für GVO-Auberginen am breiten Widerstand der indischen Zivilgesellschaft. Wie Auberginen gehören auch Senfkörner und Senföl zu den Basics der indischen Küche. Entsprechend groß sind die Vorbehalte gegen den GVO-Senf. Entwickelt haben ihn Wissenschaftler der Universität New Delhi. Die manipulierte Pflanze ist resistent gegen das von Bayer entwickelte Herbizid Glufosinat.

Die Bhartiya Kisan Union, der größte Bauernverband Indiens, befürchtet, dass bei einer Zulassung des GVO-Senfs der Verbrauch des Herbizids sprunghaft ansteige. Dadurch würden die Gesundheit der Bauern gefährdet und gesundheitliche und ökologische Probleme im ländlichen Raum verursacht, heißt es in einem Brief des Verbandes an den indischen Umweltminister. Er kann sich dabei auf die EU berufen, die die Anwendung von Glufosinat 2013 stark eingeschränkt hat und die Zulaasung 2018 auslaufen lässt. Der Grund dafür: Glufosinat kann Ungeborene schädigen und gilt als giftig für Säugetiere und nützliche Insekten.

In ihrem Brief machen die Bauern auch deutlich, dass ihnen der herbizidtolerante Senf keinen Nutzen bringe und ihren wirtschaftlichen Interessen widerspreche. Das Versprechen der Entwickler, dass der Senf höhere Erträge bringe, halten sie für widerlegt. Die Bauern fordern von der Regierung auch, sich für faire Preise für heimischen Senf einzusetzen und billige Importe zu verhindern. Und sie erinnern den Minister an die gentechnikkritischen Wahlkampfversprechen seiner Partei BJP. Diese zielten allerdings eher auf den US-Konzern Monsanto und sein indisches Joint Venture Mahyco. Doch beim GVO-Senf handelt es sich um eine heimische Entwicklung, auf die die hindu-nationalistische Regierung durchaus stolz ist. [lf]


Brief der Bhartiya Kisan Union an den Umweltminister (12.05.2017)
http://indiagminfo.org/indias-largest-farmers-unions-write-to-minister-dave-asking-him-to-reject-gm-mustard-commercialisation/

Appell der Coalition for a GM-Free India (12.05.2017)
http://indiagminfo.org/coalition-writes-to-moefcc-urging-him-to-reject-gm-mustard/

Die indische Plattform IndiaGMInfo
http://indiagminfo.org/

Meldung: Trotz Protesten - Indische Regierung befürwortet Agro-Gentechnik (15.08.2013)
http://www.keine-gentechnik.de/nachricht/27997/

Meldung: Indien verhängt Moratorium für Gentechnik-Aubergine (09.02.2010)
http://www.keine-gentechnik.de/nachricht/21406/

Link zu diesem Beitrag beim Informationsdienst Gentechnik
http://www.keine-gentechnik.de/nachricht/32581/


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Quelle:
Nachricht, 16.05.2017
Informationsdienst Gentechnik
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Telefon: 030 / 28482304, Fax: 030 / 28482309
Redaktion:
Vera Fischer [vef], Karin Ehrle-Horst [keh]
E-Mail: info(at)keine-gentechnik(dot)de
Internet: www.keine-gentechnik.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2017

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