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GENTECHNIK/220: Kein Aufschub für Gene Drives (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 04.12.2018 / Landwirtschaft & Gentechnik

Kein Aufschub für Gene Drives


Die Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention haben sich Ende November nicht auf ein Moratorium für den Einsatz von Gene Drives geeinigt.

Die 196 Mitgliedsstaaten der UN-Abkommens über Biologische Vielfalt (CBD) beschlossen auf ihrem Treffen in Ägypten (COP 14) dennoch, Gene Drive-Technologien zu regulieren. Im Beschluss weisen sie auf die Risiken dieser Methode hin und fordern die Vertragsstaaten auf, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, sollte es zu Freisetzungen von Organismen kommen, die durch Gene Drive modifiziert wurden. Zudem sollte die Bevölkerung vorab informiert werden, wenn das Gene Drive-Verfahren vor Ort angewendet würde.

Gene Drives sind Manipulationen am Erbgut, durch die eine gentechnisch eingebaute Eigenschaft in Pflanzen oder Tieren dominant vererbt wird und sich dadurch besonders schnell in einer Population ausbreitet.

Vor der COP 14. hatten Hunderte zivilgesellschaftliche Organisationen, Wissenschaftlerinnen, Bauernverbände und indigene Gruppen ein Moratorium verlangt und dafür gekämpft. "Auch wenn diese Entscheidung kein Moratorium bedeutet, wie wir es uns gewünscht hätten, so schiebt sie der Erforschung und Anwendung von Gene Drives doch klare Riegel vor", kommentierte Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Die kanadische ETC Group lobte die im Beschluss verlangte Zustimmung der lokalen Bevölkerung. "Die UN-Entscheidung gibt die Macht zurück in die Hände der örtlichen Gemeinschaften, insbesonderen der indigenen Gruppen", sagte ETC-Geschäftsführer Jim Thomas.

Vor der Konferenz hatte der BUND angemahnt, dass es weder in der EU noch in anderen Teilen der Welt zu unkontrollierbaren Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen kommen dürfe.

Vor der nächsten Vertragsstaatenkonferenz in Peking 2020 will die Bundesregierung im kommenden Frühjahr staatliche und nicht staatliche Akteure aus ganz Europa zu einer großen Konferenz einladen, um mögliche Elemente des Pekinger Abkommens zu beraten.

Angesichts der vagen Änderungen im Vertragstext wird die Debatte um Gene Drives wohl weitergehen. [mbu]


Convention on Biological Diversity: Agenda item 27 - Synthetic Biology: Draft decision submitted by the Chair of Working Group II (28.11.2018)
https://www.cbd.int/doc/c/2c62/5569/004e9c7a6b2a00641c3af0eb/cop-14-l-31-en.pdf

Friends of the Earth International and ETC Group: United Nations Hits the Brakes on Gene Drives
http://www.etcgroup.org/content/united-nations-hits-brakes-gene-drives

Heinrich Böll Stiftung: UN-Biodiversitätskonferenz COP14 in Ägypten zu Gene Drives
https://www.boell.de/de/2018/11/29/un-biodiversitaetskonferenz-cop14-aegypten-zu-gene-drives-vereinbarung-verpflichtet?dimension1=presse

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Quelle:
EU-News, 04.12.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2018

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