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KATASTROPHEN/061: Schlammvulkan auf Java - Folgen für die Umwelt (idw)


Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) - 30.07.2013

Schlammvulkan auf Java: Folgen für die Umwelt



"Lusi" versiegt nicht - seit nunmehr sieben Jahren speit der Schlammvulkan im Osten Javas unermüdlich Sedimentmassen aus. Forscher aus aller Welt beschäftigen sich mit dem Phänomen und haben vor allem die Ursachen im Visier. Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) hingegen widmet sich den Folgen für die Umwelt.

Vieles ist von der indonesischen Regierung versucht worden, um den Schlammfluten Einhalt zu gebieten - ohne Erfolg. Große Betonkugeln wurden im Hauptloch versenkt, Dämme um die Schlammfelder errichtet. Seit Ausbruch des Vulkans wird zudem ein Teil des Schlamms in den nahen Fluss Porong gepumpt, kurz vor seiner Mündung ins Meer. Über die Auswirkungen auf die Wasserqualität im Fluss und in dem angrenzenden Küstengebiet forschen der Biogeochemiker Tim Jennerjahn vom ZMT und seine indonesischen Partner, ihre Arbeit erschien jüngst in der Zeitschrift "Estuarine, Coastal and Shelf Science".

Foto: © ZMT

Dampfendes Hauptloch des Schlammvulkans auf Java
Foto: © ZMT

Die Schlammassen bestehen aus Jahrmillionen alten marinen Sedimenten, totem organischem Material, das sich am Meeresboden abgelagert hat. Während der Fluss vor Ausbruch des Schlammvulkans jährlich pro km2 des Einzugsgebietes knapp zwei Tonnen organische Schwebstoffe ins Meer spülte, sind es nun über vier Tonnen. Bakterien zersetzen das organische Material und verbrauchen dazu den Sauerstoff, der im Wasser gelöst ist. Dadurch hat sich der Sauerstoffgehalt insbesondere im Fluss aber auch in den Küstengewässern so stark verringert, dass er für viele Tierarten kaum mehr ausreichen dürfte. Vor dem Ausbruch des Schlammvulkans konnte das Forscherteam 7 mg Sauerstoff in einem Liter Flusswasser messen, mittlerweile ist nur noch 1 mg vorhanden.

"Dazu kommt, dass sich die mächtige Schlammfracht einfach im Flussbett und direkt an der Küste absetzt und Tiere wie Pflanzen am Boden ersticken kann", berichtet Tim Jennerjahn. "Der Schlamm ist zu dickflüssig, um von dem Fluss in die Tiefen des Meeres gespült zu werden".

"Lusi" gilt als der größte Schlammvulkan der Welt. Die südostasiatische Region kann aber noch mit weiteren Superlativen aufwarten. Hier beherbergen die Küstengewässer eine besonders hohe Biodiversität. So führt vor Ostjava die Madurastraße vorbei, die reich an Fisch-, Muschel- und Krabbenbeständen ist. Hier entladen aber auch weit verzweigte Flusssysteme die weltweit größten Sedimentmassen in die Küstenmeere. Zur Monsunzeit tragen sturzbachartige Regenfluten den Boden im Hinterland der Flüsse ab, wo intensive Landwirtschaft und Abholzung zu einer starken Erosion führen.

Foto: © ZMT

Einleitung des Schlamms in den Fluss Porong
Foto: © T. Jennerjahn, ZMT

"Zu diesen Massen an Sedimenten und organischem Material aus dem Hinterland kommt der Vulkanschlamm noch hinzu und treibt den ökologischen Verfall des Porong und der Küstengewässer zusätzlich voran" meint Tim Jennerjahn. "Das hat Konsequenzen für die Küstenbewohner. Java hat eine außergewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte - über 1000 Einwohner pro km2 -, und ein Großteil der Menschen lebt vom Meer und seinen Ressourcen."

Ein Ende der Schlammkatastrophe ist erstmal nicht in Sicht - aus den vielen Austrittsstellen des Vulkans könnte es laut Hochrechnung von Geologen noch mehrere Jahrzehnte quellen.


Publikation:
Jennerjahn, T.C., Jänen, I., Propp, C., Adi, S., Nugroho, S.P., eds. (2013) Environmental impact of mud volcano inputs on the anthropogenically altered Porong River and Madura Strait coastal waters, Java, Indonesia. Estuarine, Coastal and Shelf Science.
DOI: 10.1016/j.ecss.2013.04.007.

Das LEIBNIZ-ZENTRUM FÜR MARINE TROPENÖKOLOGIE - ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT),
Dr. Susanne Eickhoff, 30.07.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2013