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KATASTROPHEN/148: Wiederbesiedlung gesperrter Gebiete um Fukushima (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 730-731 / 31. Jahrgang, 1. Juni 2017 - ISSN 0931-4288

Folgen von Fukushima
Wiederbesiedlung gesperrter Gebiete um Fukushima Dai-ichi

von Thomas Dersee


Trotz weiterhin hoher radioaktiver Strahlenbelastungen in den Gebieten um die havarierten japanischen Atomkraftwerke von Fukushima Daiichi hat die japanische Regierung mit der Rücksiedlung früherer Bewohnerinnen und Bewohner in bisher gesperrte Gebiete begonnen. Zum 31. März 2017 wurden nun nach erfolgter "Dekontaminierung" die Evakuierungsanordnungen für die Bezirke Iitate und Kawamata aufgehoben. Zuvor waren bereits die Evakuierungsanordnungen für die Bezirke Kawauchi, Katsurao, Minamisoma, Naraha und Tamura aufgehoben worden.

Ende März 2017 haben die japanischen Behörden zudem rund 27.000 Menschen, die das Gebiet um die Katastrophenreaktoren im März 2011 auf eigene Initiative verlassen hatten, das Wohngeld für ihre Unterkünfte in anderen Teilen Japans gestrichen.

Die japanische Zeitung Tokyo Shimbun dokumentierte in ihren Ausgaben vom 26. April und 17. Mai 2017 die Ergebnisse eigener Messungen der Ortsdosisleistungen in den Gebieten entlang der Nationalstraße 6.[1] Die Zeitung schickte ein Meßfahrzeug über das dortige Straßennetz in näherer und mittlerer Entfernung um Fukushima Daiichi. Dabei wurden alle 200 Meter automatisch die Werte der jeweiligen Ortsdosisleistung ermittelt und in einer Karte erfaßt.

In nördlicher Richtung von Fukushima Dai-ichi wurden demnach entlang der Pazifikküste auf der Straße überwiegend Werte um 0,2 Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) ermittelt - "etwas höher als in Tokyo", wie die Zeitung schreibt. Am Bahnhof und am Rathaus der Gemeinde Nami'e lagen die Werte bei 0,3 µSv/h und damit höher als die von der Regierung als langfristiges Dekontaminationsziel gesetzten 0,23 µSv/h.[2]

In nordöstlicher Richtung, zu den Bergen hin, wurden in landwirtschaftlichen Gegenden und Baumgruppen in der Nähe menschlicher Siedlungen um 0,5 µSv/h gemessen. Besonders an den Rändern von Entwässerungskanälen und Flüssen gab es laut Tokyo Shimbun zahlreiche Stellen, an denen die Strahlenwerte stark anstiegen. An einer Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung von 1,6 µSv/h entnahmen die Reporter eine Bodenprobe, die eine Radiocäsiumbelastung von 120.000 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) ergab. Auch in den "dekontaminierten" Gebieten sollte also weiterhin kontinuierlich die Strahlenbelastung überprüft werden, meint die Tokyo Shimbun.

Der von der Tokyo Shimbun dokumentierten Belastungskarte zufolge sind die Gebiete südlich von Fukushima Daiichi auf dem Gebiet der Gemeinden Okuma-machi und Futaba-machi breitflächig deutlich höher kontaminiert.


Tokyo Shimbun, Belastungskarten mit Erläuterungen (japanisch), 26.04. und 17.05.2017.


Anmerkungen

[1] vergl. Fukumoto, Masao: Zurückkehren oder nicht. Strahlentelex 692-693 v. 5.11.2015, S.1-7,
www.strahlentelex.de/Stx_15_692-693_S01-07.pdf

[2] 0,23 µSv/h ergeben bei Daueraufenthalt eine Jahresbelastung von 2 Millisievert (mSv/a). Die japanische Regierung behauptet dafür jedoch nur 1 mSv/a und begründet das damit, daß ein Daueraufenthalt im Freien üblicherweise nicht stattfinde und die Belastungen innerhalb der Häuser geringer seien.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
www.strahlentelex.de/Stx_17_730-731_S06-07.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Juni 2017, Seite 6 - 7
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
E-Mail: Strahlentelex@t-online.de
Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2017

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