Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

KLIMA/049: Philippinen - 'Grünes' Design für flutsichere Dörfer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Januar 2011

Philippinen: 'Grünes' Design für flutsichere Dörfer - Architekten reagieren auf Klimakrise

Von Kara Santos

Neues Design als Waffe gegen den Klimawandel - Bild: © Kara Santos/IPS

Neues Design als Waffe gegen den Klimawandel
Bild: © Kara Santos/IPS

Manila, 20. Januar (IPS) - Im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels hat die Dänin Johanna Ferrer Guldager den Prototyp eines Dorfes entworfen, das Menschen auf den Philippinen Schutz vor den immer häufiger auftretenden Stürmen und Überschwemmungen bieten soll.

Die Architektin setzt auf 'grünes' Bauen mit erneuerbaren Materialien. Fußböden, Wände und Dächer bestehen aus Bambus. Auf den Dächern wird außerdem Regenwasser gesammelt, das in einen Tank fließt. Kleine Gärten zwischen den Gebäuden sichern den Bewohnern auch in akuten Krisenzeiten eine Versorgung mit Nahrung.

Mit ihrem Entwurf hat Ferrer Guldager kürzlich den internationalen Wettbewerb 'Design against the Elements' (DAtE) gewonnen. Gesucht wurde das beste Konzept für ein umweltfreundliches Dorf, das Naturkatastrophen standhält. Architekten und Studenten aus 30 Ländern hatten sich mit 119 Entwürfen um die Auszeichnung beworben.

"Wir waren davon beeindruckt, wie viele unterschiedliche Ideen aus der ganzen Welt zusammenkamen", sagte die Architektin Eleena Jamil aus Malaysia, die der Jury angehörte, im Gespräch mit IPS. 2008 hatte sie den 'Millennium School Design'-Wettbewerb für katastrophensichere Schulen gewonnen. Die von ihrer Kollegin vorgelegten Ideen hält sie für "leicht umsetzbar". Jamil lobte auch den ganzheitlichen Ansatz, der das Miteinander der Mitglieder der Dorfgemeinschaft und die Selbstversorgung mit Lebensmitteln berücksichtige.


Preiswerte Innovationen gesucht

Neben der Standfestigkeit der Häuser war für die Jury auch entscheidend, ob innovative und kostengünstige Konstruktionsmethoden umgesetzt werden. Wichtig war außerdem, dass die Entwürfe an unterschiedliche Orte angepasst werden können. Die Dörfer sind als neue Heimat für sozial schwache Familien gedacht und müssen einfach zu bauen sein.

In der Kategorie der Studenten kam der Vietnamese Dao Thanh Hai mit seinen 'schwimmenden Häusern' auf den ersten Platz. Die aus Bambus und Holz bestehenden Häuser ruhen auf Schwimmkörpern und sind von einer Betonkonstruktion umgeben. Bei einer Flut schwimmen die Häuser auf dem Wasser, ohne umzukippen. "Unter den Entwürfen der Studenten gab es einige sehr aufregende Ideen", erklärte Jamil im Gespräch mit IPS. Die schwimmenden Häuser beispielsweise seien überall zu realisieren.

Nach Angaben von DAtE leben etwa 44 Prozent der Einwohner des südostasiatischen Landes in informellen Siedlungen, die keinen Schutz vor Naturkatastrophen bieten. Die ärmere Bevölkerung hat ihre behelfsmäßigen Unterkünfte oft in der Nähe von Flüssen, Stromleitungen und Müllkippen bezogen. Allein in Quezon, der größten Stadt im Großraum der Hauptstadt Manila, wohnen fast 27.000 Familien in solchen Gefahrenzonen, wie die Behörden mitteilten.

"Nachhaltig errichtete Häuser und umweltfreundliche Dörfer sollten kein Privileg der Wohlhabenden sein", forderte der Bürgermeister von Quezon, Herbert Bautista. Die Armen könnten Katastrophen am wenigsten Widerstand leisten.

Die Behörden der Stadt haben bereits zugesichert, das nach einem Sponsor benannte Pilotprojekt 'Haus von San Miguel' zu bauen. Rund 500 Familien sollen dort eine neue Bleibe finden. Laut Bautista sollen die Arbeiten so bald wie möglich beginnen. Schutzmaßnahmen gegen Naturkatastrophen würden immer dringlicher, weil die Folgen des Klimawandels weltweit immer stärker spürbar seien.


Schlimmstes 'La Niña'-Phänomen seit 50 Jahren

Das Wetterphänomen 'La Niña' zeigt sich derzeit so extrem wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Teile Australiens und die Bergregionen nahe der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro kämpfen gegen sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen. Argentinien leidet dagegen unter einer starken Dürre, die die Ernten zu vernichten droht.

Bei dem Wettbewerb seien Entwürfe für Häuser gesucht worden, die wochenlang auch den widrigsten Wetterbedingungen standhalten könnten, sagte der Gründer der Hilfsorganisation 'My Shelter Foundation', Illac Diaz. "Anstatt nach Katastrophen Millionen für verzichtbare Almosen auszugeben, wollten wir etwas Konkretes für die Zukunft schaffen." Der Wettbewerb, so hoffte er, werde zu neuen Konzepten für Häuser für die sozial schwache Bevölkerung führen.

Die aus 7.000 Inseln bestehenden Philippinen zählen zu den Staaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Als im September 2009 der Taifun 'Ketsana' über das Land fegte, fiel in nur sechs Stunden die Regenmenge eines Durchschnittsmonats. Die Sachschäden summierten auf umgerechnet rund 240 Millionen US-Dollar. Jährlich werden die Philippinen von etwa 20 tropischen Stürmen bedroht. Zugleich nehmen Dürreperioden zu. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.designagainsttheelements.org/
http://extendyourself.org/my-shelter-foundation.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54139

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. Januar 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2011