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KLIMA/098: Gipfel in Durban vor großer Herausforderung - Süden braucht Hilfe zur Selbsthilfe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. November 2011

Klima: Gipfel in Durban vor großer Herausforderung - Süden braucht Hilfe zur Selbsthilfe

ein Kommentar von Tetteh Hormeku *


Accra, 9. November (IPS/IDN **) - In Durban werden vom 28. November bis 6. Dezember Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen und der Zivilgesellschaft zusammenkommen. Die Vereinten Nationen hoffen, dass die Diskussionen die Umsetzung eines Rahmenabkommens zum Klimawandel, das Kioto-Protokoll sowie andere Abmachungen voranbringen werden. Fraglich ist, ob die Welt ein globales Abkommen schließen kann, das auf den Prinzipien der Gleichheit und der Gerechtigkeit basiert.

Die UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban Ende November führt die Welt an einen Scheideweg. Abgesehen von einer kleinen Gruppe von Klima-Skeptikern herrscht inzwischen die Überzeugung vor, dass angesichts des Klimawandels Handeln dringend nötig ist. Zivilgesellschaftliche Gruppen in Afrika warnen davor, dass "immer weniger Zeit bleibt, um die nötigen Maßnahmen gegen die katastrophalen Folgen der Klimaveränderungen zu ergreifen". Regierungen müssen überall aktiv werden.

Der Eindruck entsteht, dass die Kontroverse immer hitziger wird. Historisch betrachtet sind die Industriestaaten die Hauptverantwortlichen für die globale Erwärmung. Sie haben Nutzen aus der wirtschaftlichen Entwicklung hinter dem Treibhauseffekt gezogen. Außerdem verfügen sie über die größten finanziellen Ressourcen, um einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten zu können. Sie versuchen sich aber aus internationalen Verpflichtungen herauszuwinden, die sie in dem Zusammenhang eingegangen sind.

Die Entwicklungsländer, die einerseits weniger Verantwortung tragen und weniger Ressourcen haben und andererseits stärker von Fluten, Dürren und anderen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, bestehen darauf, dass die Industriestaaten ihre Verpflichtungen erfüllen.


Klimaschutz keine wohltätige Aktion

Die meisten zivilgesellschaftlichen Organisationen sind der Ansicht, dass die Verpflichtungen der Industrieländer und deren finanzieller und technologischer Transfer in Entwicklungsländer keine mildtätigen Handlungen oder guter Wille sind. Die entwickelten Länder stehen dafür in der Schuld, dass sie die Ressourcen der Welt ausplündern und die Erde gefährden.

Bei dem Streit geht es nicht nur um das Prinzip der Gleichheit. Die Vorschläge der Industriestaaten, die laut von Kopenhagen bis Cancún trompetet werden, werden nicht dafür sorgen, dass man sicher auf unserem Planeten leben kann.

Das Ziel, den Anstieg der globalen Temperaturen auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, reicht nicht länger aus. Ähnlich steht es um die Versprechungen der Industrieländer, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Damit kann im Übrigen noch nicht einmal die Begrenzung der Temperaturerhöhung um zwei Grad erreicht werden.

Durban steht also vor einer doppelten Herausforderung. So sollen das Prinzip der Gleichheit beachtet und die Erfordernisse der Wissenschaft erfüllt werden. In Afrika, das der Gastgeber dieses wichtigen Treffens ist, ist dies auf zweifache Weise bedeutsam. Der Wissenschaft zufolge können die geo-physikalischen Charakteristika des Kontinents dazu führen, dass die Temperaturen dort um das Anderthalbfache des globalen Durchschnitts steigen. Eine weitere Erwärmung jenseits der kritischen Schwelle wird nach den Worten des sudanesischen Chefunterhändlers der Gruppe der 77, Lumumba Di-Aping, mit der "Einäscherung Afrikas" enden.

Der afrikanische Kontinent beherbergt die Länder und Völker mit den am geringsten entwickelten Fähigkeiten, den Herausforderungen des globalen Klimawandels zu begegnen. Ihre Landwirtschaft und Produktionssysteme sind hauptsächlich von Regen und anderen natürlichen Kreisläufen abhängig. Deshalb sind sie Überschwemmungen, Dürren und anderen Wetterextremen schutzlos ausgeliefert.


Afrika kann sich bisher nicht selbst helfen

Zugleich fehlen in Afrika technologische Systeme und industrielle Kapazitäten, um mit diesen Situationen umzugehen. Als Australien kürzlich von Fluten getroffen wurde, mobilisierte das Land eigene Mittel, um die betroffene Bevölkerung in Sicherheit zu bringen. Als das Wasser zurückging, waren die Straßen noch intakt.

In Afrika klammert sich in solchen Fällen eine schwangere Frau an einen Baum und wartet, dass sie ein Hubschrauber eines befreundeten Landes rettet. Alles, was sich Straße nannte, ist weggespült worden.

Unter solchen Bedingungen besteht die größte Herausforderung darin, die globale Erwärmung zu stoppen und zugleich den Aufbau größerer Kapazitäten vor allem in Afrika und anderen Entwicklungsländern zu ermöglichen. Die Voraussetzung dafür sind nicht zuletzt Veränderungen der derzeitigen Systeme und Produktionsmethoden, die nur einer kleinen Elite nutzen und die Bedürfnisse der großen Mehrheit der Menschen außer Acht lassen. (Ende/IPS/ck/2011)

* Tetteh Hormeku ist Experte für internationale Handels- und Wirtschaftsfragen beim Afrika-Sekretariat des 'Third World Network' (TWN-Africa). Sein Kommentar ist in erstmals in einer von 'Pambazuka News' und 'African Agenda' gemeinsam herausgegebenen Sonderausgabe erschienen. African Agenda ist eine Veröffentlichung von TWN-Africa.

** Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland unter dem Dach von GlobalNewsHub.Net.


Links:
http://www.cop17-cmp7durban.com/index.html
http://www.indepthnews.info/index.php/global-issues/524-durban-2011- faces-a-twin-challenge

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 9. November 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2011