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KLIMA/446: Afrika - Bis zu 100 Milliarden Dollar für Anpassung an Klimawandel benötigt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. November 2015

Afrika: Bis zu 100 Milliarden Dollar für Anpassung an Klimawandel benötigt

von Thalif Deen


Bild: von Martin Schärli (eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Wüstenbildung in Lesotho
Bild: von Martin Schärli (eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

NEW YORK (IPS) - Auf dem am 30. November beginnenden UN-Klimagipfel in Paris werden die Staats- und Regierungschefs der Weltgemeinschaft vor dem großen Problem stehen, Milliarden von US-Dollar zur Finanzierung von Maßnahmen aufzubringen, die die Folgen der globalen Erderwärmung abmildern können. In einem vorab am 24. November vorgestellten Plan wird die Bereitstellung von 16 Milliarden Dollar gefordert, mit denen Afrika bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden soll, wie die Weltbankgruppe und das UN-Umweltprogramm UNEP mitteilten.

Aktuellen Schätzungen zufolge benötigt der Kontinent fünf bis zehn Milliarden Dollar jährlich, um sich gegen einen globalen Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius zu wappnen. Die Kosten für die Stärkung der Klimaresilienz werden jedoch bis Mitte des Jahrhunderts auf voraussichtlich 20 bis 50 Milliarden Dollar ansteigen. Mit Blick auf eine mögliche Erhöhung der Temperaturen um vier Grad Celsius wird die Summe sogar mit fast hundert Milliarden Dollar veranschlagt.


Afrika-Klima-Businessplan soll neue Weichen stellen

Der Afrika-Klima-Businessplan mit dem Titel 'Accelerating Climate-Resilient and Low-Carbon Development' soll auf dem Pariser Gipfel vorgestellt werden. Darin enthalten sind Vorschläge für Maßnahmen, die die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung, der Städte sowie von Ressourcen wie Land und Wasser verbessern können. Unter anderem sollen erneuerbare Energien gefördert und Frühwarnsysteme ausgebaut werden.

"Die Länder südlich der Sahara sind besonders anfällig für einschneidende Klimaveränderungen. Laut unseren Untersuchungen können Missbildungen bei Kindern, Malaria, steigende Lebensmittelpreise und Dürren die Folge sein", erklärte der Präsident der Weltbankgruppe, Jim Yong Kim. "Der Plan legt konkrete Schritte fest, mit denen die Regierungen Afrikas sicherstellen können, dass ihre Länder die hart erkämpften Fortschritte bei der Steigerung der Wirtschaftsleistung und der Bekämpfung der Armut nicht preisgeben müssen. Die Maßnahmen können einen gewissen Schutz vor den Folgen des Klimawandels bieten."

Laut der Klimawissenschaftlerin Doreen Stabinsky, die zurzeit an der Universität von Uppsala in Schweden lehrt, sind die Kosten für Maßnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen des Klimawandels in Afrika bereits jetzt enorm. Sie müssten zu den derzeitigen Finanzprioritäten der afrikanischen Staaten bei der nachhaltigen Entwicklung und der Armutsbekämpfung addiert werden.

"Die von der Weltbank veranschlagten Summen werden zunächst dafür benötigt, die Entwicklungsfortschritte der vergangenen Jahrzehnte beizubehalten und die ungerechten Auswirkungen der Klimakrise für die Entwicklungsländer hervorzuheben. In einer Zeit, in der sie ihre eigenen Ressourcen und auswärtige Hilfen in die Entwicklung investieren sollten, müssen sie ihre spärlichen Finanzmittel für die Anpassung an ein Problem ausgeben, das sie nicht selbst verursacht haben. Zudem erleiden sie Schaden durch Auswirkungen, an die sie sich nicht anpassen können", sagte Stabinsky.

Die Schätzungen machten zudem deutlich, dass die für die Klimafinanzierung bereitstehenden Mittel unangemessen niedrig seien. Der Globale Klimafomds (GCF) habe als erste Tranche lediglich zehn Milliarden Dollar zugesagt, um in allen Entwicklungsländern Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen der Erderwärmung und zur Anpassung an die Veränderungen zu unterstützen. Erst die Hälfte dieser bescheidenen Summe ist bisher tatsächlich bereitgestellt worden.


Verursacher des Klimawandels müssen mehr Geld bereitstellen

Wenn sich die Anpassungskosten allein für Afrika bereits auf derzeit fünf bis zehn Milliarden Dollar jährlich belaufen, müssen die Industriestaaten als Verursacher der Klimaprobleme ihre Beiträge erheblich aufstocken."Ein Erfolg des Klimagipfels in Paris wird vor allem daran zu messen sein, ob eine solche Erhöhung der Finanzzusagen erreicht wird", meint Stabinsky, die eine Professur für Globale Umweltpolitik am 'College of the Atlantic' in Bar Harbor im US-Bundesstaat Maine innehatte.

Von den 16,1 Milliarden Dollar, die der ehrgeizige Plan für eine rasche Anpassung an den Klimawandel vorschlägt, sollen etwa 5,7 Milliarden Dollar von der 'International Development Association' (IDA), einem Weltbank-Arm zur Unterstützung der ärmsten Länder, kommen.

Etwa 2,2 Milliarden Dollar werden von verschiedenen Klima-Finanzmechanismen erwartet, weitere zwei Milliarden Dollar von anderen Gebern aus dem Umfeld der Entwicklungshilfe. 3,5 Milliarden Dollar soll der Privatsektor beitragen, während 0,7 Milliarden Dollar aus den Staatskassen kommen sollen. Um den Plan umzusetzen, würden dann noch zusätzliche zwei Milliarden Dollar benötigt, wie die Weltbankgruppe und UNEP erklärten.

"Der Afrika-Klima-Businessplan zeigt deutlich einen Weg hin zu Investitionen, die die dringlichsten Klimaprobleme mildern sollen, sowie zu einer raschen Bereitstellung von Finanzmitteln, die Millionen Menschen vor einem Abgleiten in extreme Armut bewahren können", sagte Makhtar Diop, Vizepräsident der Weltbank für Afrika. "Während die Anpassung an den Klimawandel und die Mobilisierung der notwendigen finanziellen Ressourcen eine enorme Herausforderung bleiben, bietet der Plan eine Chance, eine Reihe prioritärer Initiativen zur Stärkung der Klimaresilienz in Afrika zu unterstützen." (Ende/IPS/ck/27.11.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/11/africas-climate-change-funding-may-hit-100-billion-by-mid-century/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2015

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