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LANDWIRTSCHAFT/005: Zimt - Kooperative im Bergland von Sri Lanka baut nach Bio-Richtlinien an (Securvital)


Securvital 3/2011 - Mai/Juni 2011 Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Umwelt & Gesundheit

Hochgenuss von der Stange
Ein Beitrag aus der Reihe "Projekt Zukunft" von natur+kosmos

Von Georg Etscheit


Im Bergland von Sri Lanka wächst der beste Zimt der Welt. Eine Bauernkooperative arbeitet nach Bio-Richtlinien und liefert das Gewürz in Demeter-Qualität nach Deutschland.

Der junge Bauer Ravith sitzt auf dem nackten Boden seiner Hütte. Mit einem Messer schält er sorgfältig die hellbraune Borke von den Zimt-Ästen, die sich hinter ihm stapeln. Je weniger Borkenreste zurückbleiben, desto besser die Qualität des Gewürzes, das hier im hügeligen Hochland von Sri Lanka so gut wächst wie sonst nirgends. Ceylon-Zimt gilt wegen seines feinen Aromas als der beste der Welt. Die Kooperative, zu der auch der junge Zimt-Bauer Ravith gehört, baut das Gewürz in Bioqualität an - für Abnehmer in Deutschland, die höchste Ansprüche stellen.

In Asien ist Zimt ein wichtiger Bestandteil vieler Speisen, etwa der beliebten Currygerichte. Bei uns wird der meiste Zimt traditionell in der Weihnachtszeit verwendet. Viele Jahrhunderte waren die braunen Stangen aus dem fernen Morgenland sehr kostbar. So kostbar, dass der schwerreiche Augsburger Kaufmann Jakob Fugger im Jahre 1530 die Schuldscheine Kaiser Karls V. vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt haben soll. Mit diesem Akt demonstrativer Verschwendung zeigte der bürgerliche Geschäftsmann seinem adligen Fürsten, dass er es an Reichtum allemal mit ihm aufnehmen konnte.

Heute kann man Zimt, gemahlen oder in handlich zugeschnittenen Stangen, für wenig Geld in jedem Supermarkt kaufen. Doch die wirklich guten Qualitäten haben immer noch ihren Preis. Und die kommen traditionell aus Sri Lanka, dem früheren Ceylon. Der Zimtanbau konzentriert sich auf die Westküste der Insel und die Region Uva mit ihrer "Gewürzstadt" Matale.

Geerntet werden die Äste des Zimtbaumes während des Monsuns von Mai bis Oktober, wenn es aus den tief hängenden Wolken oft Bindfäden regnet. In der Regenzeit sind die aromatischen Stoffe in der Rinde der Äste besonders hoch konzentriert. Darüber hinaus lässt sich die feuchte Rinde leichter vom Holz lösen. Der äußere Teil der Rinde wird von Hand abgeschabt, die dünne Innenschicht mit einem Messer vom Holz getrennt. Sechs bis zehn dieser Innenschichten ineinandergelegt, gerollt und getrocknet, ergeben die Zimtstangen, die wir kennen.

Die Zimtstangen müssen sorgfältig vor Nässe geschützt werden, damit sich kein Schimmel bildet. In der konventionellen Zimtproduktion bekommen die getrockneten Stangen eine gehörige Portion Schwefelrauch ab, um sie haltbarer zu machen. Doch das kann nicht nur den Geschmack beeinträchtigen, sondern auch die Gesundheit der Bauern und der Konsumenten gefährden. Im Bioanbau ist die Schwefelung verboten.

Hier im Hochland von Sri Lanka hat das Unternehmen Bio Foods seinen Sitz. Wenn der Gründer von Bio Foods, Sarath Ranaweera, Gäste durch eine Zimtplantage führt, merkt man ihm an, wie viel ihm feine Gewürze bedeuten, die im Einklang mit Mensch und Natur erzeugt werden.


Bio-Pionier

Auf der Plantage wächst eine bunte Vielfalt von wohlschmeckenden und gut riechenden Pflanzen: Tee, Kaffee, Nelken, Vanille, Ingwer, Kurkuma und Zitronengras, aber auch Gemüse und Pflanzen für die Ayurveda-Medizin. Und natürlich Zimt in bester Bio-Qualität. 100 Tonnen Zimt kann Bio Foods pro Jahr liefern. Ein Hauptabnehmer ist die Firma Lebensbaum in Niedersachsen. "Dieser Zimt ist nicht nur frei von Rückständen, er schmeckt auch besonders intensiv", betont Ulrich Walter, Gründer und Geschäftsführer von Lebensbaum.

In seiner Heimat gilt Ranaweera als Bio-Pionier. "Monokulturen zerstören den Boden und verschmutzen das Wasser", sagt der 54-jährige Unternehmer. "Wer auf diese Art Lebensmittel produziert, macht eine Anleihe an die Zukunft unserer Kinder, denn die müssen all die Schäden wieder in Ordnung bringen." Der biodynamische Anbau in Mischkulturen fördere dagegen die Artenvielfalt, halte die Böden gesund und sorge für sauberes Wasser und gute Luft. "Wir schützen unsere Umwelt und damit unsere Kinder und Enkel."

Um deren Zukunft zu sichern, arbeitet Bio Foods mit der Kooperative "Small Organic Farmers' Association" (SOFA) zusammen. Etwa 2.100 Farmer aus 44 Dörfern haben sich unter ihrem Dach vereint und arbeiten nach Bio- oder sogar nach den biodynamischen Demeter-Prinzipien. Auch Zimt-Bauer Ravith gehört zur dieser Kooperative, die 100 Prozent ihrer Produkte an Bio Foods liefert. Das Unternehmen garantiert im Gegenzug faire Preise über dem Weltmarktniveau und feste Abnahmemengen. "Damit haben die ökologisch arbeitenden Bauern ein sicheres Auskommen, auf das sie vertrauen können", sagt Ranaweera.

Das war nicht immer so. Als Ranaweera noch für das Nationale Tee-Forschungsinstitut arbeitete, war er häufig in Tee-Plantagen unterwegs. Dabei beobachtete er, dass viele der kleinen Landwirtschaftsbetriebe verlassen und verwildert waren. Es handelte sich um Flächen auf dem Gelände früherer staatlicher Teepflanzungen, die in den 80er Jahren nicht mehr rentabel waren und an Kleinbauern verkauft wurden. Doch auch für sie lohnte sich der Anbau nicht. Grund waren die niedrigen Preise und rüden Geschäftsmethoden der Tee-Einkäufer, die die einfachen Menschen auf dem Land nicht selten um den Lohn ihrer Arbeit betrogen.

"Daher war es nicht leicht", sagt Ranaweera, "die misstrauischen Bauern davon zu überzeugen, dass es sich lohnen würde, auf ökologischen Landbau umzustellen, die Produktionskapazitäten zu erweitern und die Qualität der Feldprodukte zu steigern." Früher, vor der Gründung der Kooperative, mussten sich die Familien oft verschulden, um Kunstdünger und Pestizide zu finanzieren. Heute ist die ökologische Bio-Produktion so attraktiv, dass die Landwirtschaft für junge Leute wieder interessant geworden ist. "Wir haben dazu beigetragen, die Landflucht zu stoppen", sagt SOFA-Präsident Bernard Ranaweera, ein Bruder des Bio-Foods-Gründers.

Tee und Gewürze der SOFA-Bauern sind nach Fairtrade-Richtlinien für den fairen Handel zertifiziert. Für alle Produkte gibt es eine zusätzliche Prämie, die auf einem speziellen Konto landet und mit der die Situation aller Mitglieder verbessert wird: So bekamen die Bauern bis heute kostenlos 78 Milchkühe und 165 Ziegen. Die Milch der Tiere bringt weitere Einnahmen, ihr Dung hält den Boden fruchtbar - Kernstück des biodynamischen Landbaus. Kleine Sammelstationen wurden gebaut, wo alle Gewürze trocken und hygienisch gelagert werden können. Darüber hinaus gibt es einen Klein-Kredit-Fonds zum Kauf von Saatgut oder für den Bau von Häusern. Von der Wasserversorgung über die medizinische Betreuung bis zu Computerkursen für Kinder - all das wird mit diesem Extra-Geld finanziert.


Cumarin im Zimt

Zimt ist eines der ältesten Gewürze. Am feinsten ist der Ceylon-Zimt, der nur so heißen darf, wenn er auf Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, angebaut wird. Cassia-Zimt kommt vor allem aus China, ist billiger und weniger aromatisch. Im Handel findet man oft Mischungen aus beiden Arten. Ein Problem ist der mitunter recht hohe Cumaringehalt des Cassia-Zimtes. Zu viel Cumarin kann Kopfschmerzen und Leberschäden hervorrufen.


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"Projekt Zukunft"

Ein Beitrag aus der Reihe "Projekt Zukunft" von natur+kosmos über vorbildliche Initiativen aus aller Welt. natur+kosmos ist am Kiosk erhältlich oder unter Tel. 01805 / 260153. Im Internet: www.natur.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

• Im Hochland von Sri-Lanka wachsen die besten Zimtbäume. Die Äste werden geschält, die Rindenschichten zum Gewürz verarbeitet.

• Für die Verbraucher in Deutschland werden jährlich 100 Tonnen Bio-Zimt geliefert - in Handarbeit sortiert und verpackt.


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Quelle:
Securvital 3/2011 - Mai/Juni 2011, Seite 32-34
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA Gesellschaft zur Entwicklung alternativer Versicherungskonzepte mbH
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift natur+kosmos, www.natur.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2011