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LATEINAMERIKA/023: Paraguay - Industrie und Tourismus verseuchen Wasser des Ypacaraí-Sees (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Oktober 2010

Paraguay:
Ypacaraí-See verliert sein Blau - Industrie und Tourismus verseuchen Wasser

Von Natalia Ruiz Díaz

Der Müll ist am Strand von Areguá allgegenwärtig - Bild: © Natalia Ruiz Díaz/IPS

Der Müll ist am Strand von Areguá allgegenwärtig
Bild: © Natalia Ruiz Díaz/IPS

Asunción, 6. Oktober (IPS) - Der berühmte Ypacaraí-See, eine der touristischen Sehenswürdigkeiten in Paraguay, verliert aufgrund der Wasserverschmutzung immer schneller sein Blau. Rund zwei Monate vor Beginn des Sommers bereitet der Zustand des Sees der Stadtverwaltung von San Bernardino erhebliche Sorgen.

Die knapp 50 Kilometer von der Hauptstadt Asunción entfernte Gemeinde mit rund 10.000 Einwohnern vermarktet sich als Sommerfrische und ist vor allem bei wohlhabenden Paraguayern sehr beliebt. Doch nun büßt der etwa 90 Quadratkilometer große See seine charakteristische Farbe ein, die in dem bekannten Lied "Recuerdos de Ypacaraí" ("Erinnerungen an Ypacaraí") besungen wird.

Der Umweltbeauftragte José Luis Casaccia erklärt, zwar arbeite man mit den am Ufer des Sees liegenden Gemeinden bei der Bekämpfung der Verschmutzung zusammen, doch würden weiterhin Abfälle ins Wasser gekippt. Rund um den Ypacaraí im Südosten Paraguays liegen etwa zehn Orte. Eine Kanalisation gibt es in der Regel nicht - die Abwässer fließen zumeist unbehandelt in die umliegenden Wasserläufe, wie die Bäche San Lorenzo und Jukyry, ebenso wie in die Feuchtgebiete der Region.

Verschärfend kommt hinzu, dass in der jetzigen Jahreszeit an den Ufern grüne Algen wuchern. Umweltexperte Casaccia nennt die Ursache: "Algen treten vermehrt als Folge einer Überernährung und eines Sauerstoffmangels im See auf." Dieser wiederum werde durch eine Anhäufung von Schlamm und die Ablagerung von Kloaken ausgelöst.


Beschwichtigungsversuche

Im Jahr 2005 machte Paraguays Umweltbehörde rund 100 Betriebe ausfindig, die den Ypacaraí-See verschmutzen. Das Gewässer war 1990 zum Nationalpark erklärt worden. Schutzmaßnahmen, die ergriffen wurden, konnten die umweltbelastenden Auswirkungen der Verstädterung jedoch nicht aufhalten. Viele Unternehmen verfügen nicht über eine entsprechende Infrastruktur, der Tourismus in Orten wie San Bernardino und Areguá tut ein Übriges.

Casaccia, ein ehemaliger Umweltminister Paraguays, fordert drastische Maßnahmen. Die Kommunen allerdings würden die Dringlichkeit nicht erkennen, kritisierte er. Der Bürgermeister von San Bernardino, Berna Espinoza, beschwichtigt jedoch: "Das war schon immer so, die Algen zum Beispiel sind Folge von Wärme und werden durch die Wärme der Sonne an die Wasseroberfläche gezogen. Sie sind nicht toxisch, wie vielfach behauptet wird."

Gustavo Florentín, Vorsitzender der Umweltorganisation "Fundación Conciencia Ambiental del Paraguay", die das Umweltbewusstsein der Paraguayer fördern will, warnt vor der Verwendung von Reinigungsmitteln, die bestimmte Stoffe enthalten. Diese könnten den See "lahm legen". Das Dunkelgrün des Wassers werde durch einen Überschuss an Nährstoffen erzeugt, für den Haushalts- und Industrieabfälle verantwortlich seien. Eine erhöhte Konzentration an Stickstoff und Phosphat lasse Organismen wie Algen sprießen.


Immer neue Pläne

An Plänen für eine Regenerierung des Ypacaraí herrschte in der Vergangenheit kein Mangel - auch ausländische Experten wurden zu Rate gezogen. José Luis Casaccias Wunsch wäre, dass sich der paraguayische Staat mit zehn Millionen US-Dollar an einem Sanierungsprojekt beteiligt - die Gesamtkosten beziffert er mit 60 Millionen Dollar. Der Minister für öffentliche Arbeiten stellte im August ein Projekt vor, das vom südkoreanischen Samsung-Konzern finanziert wird, der damit seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden will. Das Volumen dieser Initiative beträgt fünf Millionen Dollar. (Ende/IPS/bs/2010)


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http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=esp&idnews=2863&olt=359
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=esp&idnews=804&olt=112
http://www.mopc.gov.py/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96573

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2010