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MEER/079: Argentinien - Erste Meeresschutzzone im Atlantik (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Dezember 2012

Argentinien: Erste Meeresschutzzone im Atlantik

von Marcela Valente



Buenos Aires, 20. Dezember (IPS) - Zum ersten Mal will Argentinien eine Meeresschutzzone im Atlantischen Ozean auszeichnen. Das Abgeordnetenhaus hat die Initiative bereits abgenickt, nun muss noch der Senat zustimmen. Die Chancen stehen gut.

In den vergangenen zehn Jahren hat Argentinien immer mehr Meeresschutzzonen in Küstennähe angelegt. Ende November hat der Kongress zwei weitere Regionen in der südargentinischen Provinz Santa Cruz als Meeresschutzgebiete anerkannt. Doch bisher gibt es keine geschützte Zone im offenen Meer.

Das soll sich nun ändern: Banco Burdwood ist ein artenreiches Ozeanplateau südöstlich der Falklandinseln (Malwinen für Argentinien). Schwämme und Krustentiere leben hier, außerdem Haie, Hechte, Pinguine, Delfine und Seelöwen. Im Rahmen der parlamentarischen Initiative soll das Plateau umbenannt werden und den Namen des patagonischen Indigenen Namuncurá erhalten, der Anfang des 20. Jahrhunderts in jungen Jahren gestorben war.


Annäherung an Biodiversitätsziele

Banco Namuncurá wäre die erste geschützte Zone im Ozean, die nicht im Hoheitsgebiet einer argentinischen Provinz, sondern in der Wirtschaftszone des Staates liegt. Das bedeutet, dass sie unter nationalstaatlicher Aufsicht stehen würde.

"Damit kommen wir unserem Ziel näher, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Meere unter Schutz zu stellen", sagt Andrea Michelson, Koordinatorin des Programms für Schutzgebiete der Wildtier-Stiftung Argentiniens, die dem WWF angehört.

Auf dieses Ziel haben sich die Vertreter von rund 170 Staaten vor zwei Jahren auf dem Biodiversitätsgipfel im japanischen Nagoya geeinigt. Es ist Teil der Biodiversitätsstrategie 2011-2020 der UN und der Aichi-Biodiversitätsziele für den gleichen Zeitraum.

Bis 2003 waren in Argentinien lediglich 0,5 Prozent der marinen Fläche geschützt. Zu den küstennahen Schutzzonen gehören das Meeresschutzgebiet Süd-Patagonien in der Provinz Chubut und der Nationalpark Monte León, der ebenfalls in Patagonien liegt, jedoch zur Provinz Santa Cruz gehört.

Durch die Parlamentsabstimmung Ende November wurden auch die Pinguin-Insel und die Region Makenke, beide in Santa Cruz, zu Meeresschutzgebieten erklärt. Dadurch wurde der Anteil der geschützten marinen Fläche auf 1,8 Prozent erhöht. Wenn Banco Burdwood ebenfalls zum Schutzgebiet erklärt wird, steigt der Anteil auf vier Prozent.

"Banco Namuncurá ist einmalig in Argentinien", sagt der Biologe Santiago Krapovickas, Koordinator des Forums für den Schutz des patagonischen Meeres, gegenüber IPS. "Das Gebiet ist kaum erforscht. Da leben Tiere, für die es bisher noch nicht einmal einen Namen gibt." Das Gebiet zur Schutzzone zu erklären sei ein Geschenk an die Wissenschaft. Das Forum, in dem verschiedene Organisationen unter anderem aus Argentinien, Chile und Uruguay vereint sind, will die biologische Vielfalt des Plateaus erforschen.


Keine Gefahr für Plateau

Dafür müssen die Wissenschaftler nicht ständig vor Ort sein: Satellitentechnologien erlauben auch die Erforschung aus der Distanz. "Wir müssen das Plateau nicht ständig mit Schiffen oder Helikoptern belagern", sagt Krapovickas.

Noch bestehe keine Gefahr für das Ozeanplateau, so Krapovickas. Für die Fischereiindustrie ist es uninteressant, da es Fischgebiete gibt, die viel besser erreichbar sind. Die Preise für Fisch auf dem Weltmarkt sind zurzeit so niedrig, dass sich ein größerer Aufwand nicht lohnt. Auch gibt es bisher keine Befürchtungen, dass dort in naher Zukunft Öl gefördert wird. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

https://www.cbd.int/doc/strategic-plan/2011-2020/Aichi-Targets-es.pdf
http://www.ipsnews.net/2012/12/argentina-making-strides-in-protection-of-ocean-areas/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102047

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2012