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MEER/170: Verhandlungen über Aufnahme von Gesprächen über Hochsee-Schutzabkommen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Januar 2015

Umwelt: Verhandlungen über Aufnahme von Gesprächen über Hochsee-Schutzabkommen

von Thalif Deen


Bild: © Winky/cc by 2.0

Ein Trawler in der Meerenge von Johnstone vor Kanada
Bild: © Winky/cc by 2.0

New York, 21. Januar (IPS) - Die Vereinten Nationen bemühen sich derzeit um die Zustimmung ihrer Mitgliedstaaten zur Aufnahme von Gesprächen über ein Umsetzungsabkommen zum Schutz der marinen biologischen Vielfalt in Meeresgebieten jenseits nationaler Zuständigkeiten. Möglicherweise sind die laufenden Verhandlungen der dritte und vorläufig letzte Versuch, ein solches Vertragswerk auf den Weg zu bringen.

Die Zeit drängt. Denn die 2012 auf der Rio+20-Konferenz 2012 gesetzte Frist für den Beginn der Gespräche für eine globale Übereinkunft zum Schutz der Hochseegebiete, die das Internationale Seerechtsabkommen (UNCLOS) ergänzen soll, läuft im September ab. Dazu meint Sofia Tsenikli von 'Greenpeace International', dass es die historische Chance zu nutzen gelte, die die viertägige Verhandlungsrunde bietet, welche am 23. Januar zu Ende geht.

Mit den Hochsee- oder Meeresgebieten jenseits nationaler Zuständigkeit ('Areas beyond national Jurisdiction' - ABNJ) sind nach Artikel 86 des UN-Seerechtsabkommens von 1982 all diejenigen Teile des Meeres gemeint, die außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone von bis zu 200 Seemeilen, der Küstenmeere und der Gewässer von Archipelstaaten liegen.

Gut 64 Prozent der Weltmeere befinden sich jenseits der 200-Seemeilenzone. Das entspricht in etwa 40 Prozent der Erdoberfläche. Da sie sich außerhalb jeder nationalen Zuständigkeit befinden, sind sie der größte ungeschützte und rechtlose Raum der Welt, wie die 'High Seas Alliance', eine Koalition internationaler Umweltgruppen, in einer Mitteilung betont hat.

Die fehlende Regierungsgewalt gilt allgemein als eine der Hauptursachen für den zunehmend kritischen Zustand der Hochsee. Um Abhilfe zu schaffen, soll die Staatengemeinschaft möglichst bald über die Einführung von Schutzmaßnahmen verhandeln. Im Gespräch sind Meeresschutzgebiete, die Anfertigung von Meeresverträglichkeitsstudien, die nachhaltige Nutzung der unschätzbaren genetischen Ressourcen dieser Gebiete sowie der Kapazitätenaufbau in Entwicklungsländern und der Transfer von Meerestechnologien.


Zustände wie im wilden Westen

Die immensen Gefahren, die von menschlichen Aktivitäten wie Meeresverschmutzung, Überfischung, Bergbau und Klimawandel für diese Hochseeregionen ausgehen, mache ein internationales Schutzabkommen für die Gebiete dringlicher denn je, so die High Seas Alliance. "In internationalen Gewässern geht es zu wie im wilden Westen. Es fehlt an starken Regeln und Sheriffs", so Lisa Speer, Meeresbeauftragte beim 'Natural Resources Defence Council'.

Nach Ansicht von Kristina M. Gjerde, Meeresexpertin beim Internationalen Naturschutzbund IUCN) sollten die UN-Mitgliedstaaten die Chance ergreifen, die sich ihnen biete, und mit den Verhandlungen über ein neues globales Abkommen beginnen.

Im Rahmen des UN-Prozesses seien Reichweite, Parameter und Machbarkeit einer solchen UNCLOS-Übereinkunft weidlich untersucht worden, fügte sie hinzu. "Die Mehrheit der UN-Staaten ist für ein solches Instrument."

Auch wenn es noch einige Fragen zu klären gibt, ist der IUCN zuversichtlich, dass sich, wenn die Verhandlungen erst beschlossene Sache sind, ein wirksames und faires Abkommen erreichen lässt. Gjerde zufolge könnten die Gespräche einschließlich der Vorverhandlungen in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein.

Greenpeace zufolge gibt es jedoch Länder wie die USA, Russland, Kanada, Japan und Island, die die Aufnahme der Verhandlungen abbremsen. Das früher unentschlossene Land Norwegen hingegen hat sich inzwischen hinter die Befürworter des Umsetzungsabkommen zum Schutz der marinen biologischen Vielfalt in Hochseegebieten gestellt.

Die USA mauerten vor allem deshalb, weil sie fürchteten, ihre Führungsrolle in Fragen wie der Einrichtung von Meeresschutzgebieten in den 200-Meilen-Zonen, in der Arktis und Antarktis und dem Kampf gegen die illegale Fischerei einzubüßen, meint Greenpeace.


Breiter Rückhalt

Den Umweltschützern zufolge ist der internationale Rückhalt für das UNCLOS-Umsetzungsabkommen von Seiten südostasiatischer, afrikanischer, europäischer, lateinamerikanischer und der kleinen Inselentwicklungsstaaten jedoch gewaltig. Zu den Befürwortern gehören unter anderem Australien, die Afrikanische Union, Neuseeland, die Karibische Gemeinschaf CARICOM), die Entwicklungsländer der G77 plus China, die EU sowie die Philippinen, Brasilien, Südafrika, Jamaika, Trinidad und Tobago, Costa Rica, Mexiko, Benin, Pakistan, Uruguay und Uganda.

Karen Sack, Ozeanexpertin bei 'The Pew Charitable Trusts', hofft auf eine neue Ära der internationalen Zusammenarbeit zum Schutz der Hochseegebiete. "Schließen sich die Länder zusammen, um Mechanismen zum Schutz der Hochsee zu erarbeiten, wird es gelingen, die bestehenden Schwachstellen in den derzeitigen rechtlichen und institutionellen Regimen zu überwinden, einen Weg der nachhaltigen Entwicklung zu beschreiten und die Wiederherstellung der marinen Ökosysteme erreichen", fügte sie hinzu. (Ende/IPS/kb/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/01/final-push-to-launch-u-n-negotiations-on-high-seas-treaty/]

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IPS-Tagesdienst vom 21. Januar 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2015


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