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SOZIALES/065: Uganda - Natur schlägt zurück, doch Regierung finanziell überfordert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. November 2014

Uganda: Natur schlägt zurück - Doch Regierung finanziell überfordert

von Prossy Nandudu


Bild: © Wambi Michael/IPS

Michael Kusolo und seine Frau Mary haben alle ihre Kinder bei den Erdrutschen im Jahr 2012 auf dem ugandischen Elgon-Berg im Osten Ugandas verloren
Bild: © Wambi Michael/IPS

Kampala, 24. November (IPS) - Allen Nambozo ist Gemüsebäuerin. Doch der heftige Regen, der im Oktober über dem Mount Elgon im ostugandischen Bezirk Bulambuli niederging und mehrere Wochen anhielt, riss ihren Salat, ihre Möhren und Bananenstauden in die Tiefe.

"Wir müssen von vorn beginnen", sagt Nambozo im IPS-Gespräch. Den Bezirk auf und um den Elgon will sie nicht verlassen, auch wenn im Zuge des Klimawandels mit immer neuen Überschwemmungen und Erdrutschen zu rechnen ist. Denn die Böden an den Ausläufern des erloschenen Vulkans sind besonders fruchtbar.

Die Bezirksbehörden hatten die Bauern zu einem Umzug in sichere Regionen aufgefordert, wie Sam Wamukota, ein Mitglied des lokalen Katastrophenkomitees, berichtet. Doch viele der 500 bedrohten Familien hatten sich trotz der drohenden Lebensgefahr geweigert, ihre Gärten aufzugeben.

Nambozos Mann Mugonyi sagt, warum: "Wir hätten in einer Schule unterkommen können, doch dort gibt es keine Schlafmöglichkeiten und keine Nahrungsmittel. Es macht einfach keinen Sinn, sich irgendwo zu verschanzen um dann im Kollektiv zu leiden."

Festus Bagoora von der Nationalen Behörde für Umweltmanagement (NEMA) gibt aber auch den Politikern eine Mitschuld an der Weigerung der Menschen, das Gebiet zu verlassen. Um nicht die Wähler ihres Bezirks zu verlieren, blieben sie inaktiv.


Natürliche Schutzwälle gerodet

Die landwirtschaftlichen Aktivitäten auf und um den Mount Elgon haben zur Zerstörung der lokalen Wälder geführt, was wiederum zur Folge hat, dass es keine natürlichen Schutzwälle mehr gibt, die die Erdrutsche abbremsen könnten. Jetzt lebten die Menschen vor Ort in der ständigen Gefahr, von herabstürzenden Geröllmassen getötet zu werden, warnt Bagoora. Bisher schlügen Regierung und Bevölkerung die Warnungen von NEMA in den Wind.

Wie der Experte erläutert, sind weitere Erdrutsche im Zuge des Klimawandels vorprogrammiert. Uganda gehört zu den ostafrikanischen Ländern, die sich in den kommenden Jahren auf eine Zunahme und Intensivierung von Niederschlägen und Dürren gefasst machen müssen. Angesichts dieser Realität müssten in Uganda in den nächsten Jahren unbedingt Umweltmanagement-Maßnahmen umgesetzt werden.

Aus dem fünften Sachstandsbericht des Weltklimarats, der in der Hauptstadt Kampala im September vorgestellt wurde, geht hervor, dass die jährliche Niederschlagsmenge in einigen Teilen des südlichen und östlichen Afrikas um durchschnittlich 50 Millimeter pro Dekade zunehmen wird.

Dem Bericht zufolge fehlt es den meisten Ländern dieser Regionen an den erforderlichen Daten, um sich auf die neuen Herausforderungen angemessen einstellen zu können. Im Fall Uganda fehlen zudem die finanziellen Mittel, um auf die klimabedingten Katastrophen präventiv zu reagieren. Der Bezirksvorsteher von Bulambuli, Simon Peter Wananzofu, hält der Regierung vor, viel zu langsam zu reagieren. "Wir hatten die Behörden aufgefordert, ein Auffanglager aufzubauen, in dem wir bis zur Umsetzung konkreter Infrastrukturpläne sicher sind. Doch bisher haben wir keine Antwort erhalten", berichtet er im Telefoninterview mit IPS.

"Seit geraumer Zeit gibt es am Berg zwei größere Risse, die für fünf Unterbezirke im Oberen Bulambuli ein Sicherheitsrisiko darstellen. Die Straßen im Unteren Bulambuli sind bei den letzten Überschwemmungen zerstört worden. Die Situation wird langsam untragbar."

Doch das Wasser- und Umweltministerium hat nach eigenen Angaben als Teil seiner Strategie gegen den Klimawandel Richtlinien entwickelt, die dafür sorgen sollen, dass die Aktivitäten im Kampf gegen den Klimawandel und dessen Folgen in die Haushaltsplanung eingebunden werden.

So erklärte der ständige Staatssekretär David Ebong, dass diese Richtlinien in das Budgetplanungsverfahren für 2015/16 integriert würden, um jeden Sektor zu nötigen, einen Teil seines Haushaltspostens für Klimamaßnahmen zu verwenden. "Gemeinsam können wir dann die Ressourcen aus allen Bereichen mobilisieren."


Auf internationale Hilfe angewiesen

Doch Ebong zufolge reichen nationale Strategien allein nicht aus. "Wir müssen uns darüber hinaus nach alternativen bilateralen oder UN-Finanzierungsmöglichkeiten umsehen", sagte er und fügte hinzu, dass das Land seine Hoffnungen auf den geplanten Grünen Klimafonds setze, den die Industriestaaten bis 2020 mit jährlich 100 Milliarden US-Dollar bestückt sehen wollen.

Dem Experten Bagoora zufolge ist es wichtig, sich vorab auf Umweltkatastrophen einzustellen. Vorsorge sei auf jeden Fall die beste Option. "Wenn eine Naturkatastrophe eintritt und wir uns erst um die Finanzmittel kümmern müssen, anstatt Soforthilfe zu leisten, dann haben die Menschen darunter zu leiden und die Probleme werden nur weiter wachsen." (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/11/uganda-still-grapples-with-inadequate-funds-to-tackle-climate-change/

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IPS-Tagesdienst vom 24. November 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2014