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URBAN/009: Afrika - "Grüne" Städte gefragt, Städteplaner vor neuen Herausforderungen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. November 2011

Afrika: 'Grüne' Städte gefragt - Städteplaner vor neuen Herausforderungen

von Kristin Palitza und Grit Porsch

Auch Afrikas Städte von Klimawandel betroffen - Bild: © Einberger/argum/EED/IPS

Auch Afrikas Städte von Klimawandel betroffen
Bild: © Einberger/argum/EED/IPS

Kapstadt/Berlin, 23. November (IPS) - 'Afrika braucht Grüne Städte', unter diesem Motto diskutierten in Kapstadt Umweltexperten über die Rolle, die Afrikas rasant wachsende urbane Zentren beim Kampf gegen die globale Erderwärmung spielen können.

Kurz vor Beginn der UN-Klimakonferenz (COP17) im südafrikanischen Durban vom 28. November bis 9. Dezember hatte der südafrikanische Zweig des weltweiten Netzwerks ökologisch engagierter Kommunen ICLEI ('Local Governments for Sustainability') das Forum organisiert. Auf der COP17 werden rund 25.000 Delegierte aus 200 Ländern über eine Nachfolgeregelung für die 2012 auslaufende erste Phase des so genannten Kioto-Protokolls zur Verbesserung des Klimaschutzes beraten.

Die fortschreitende Urbanisierung gilt in Afrika als ein besonders wichtiger Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. "Schon heute leben 40 Prozent der Afrikaner in Städten. Bis 2050 werden es 60 Prozent sein", erklärte Marlene Laros, Beraterin von ICLEI-Südafrika, vor den in Kapstadt versammelten Ökologen. "Weil wir an dieser Entwicklung nichts ändern können, ist es unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass das höchst komplexe Problem des Klimawandels in die Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik ebenso integriert wird wie in die Armutsbekämpfung, die Schaffung neuer Arbeitsplätze und bei Umweltaspekten.

"Wenn sich die Afrikaner wirklich grünere Städte wünschen, muss man alle diese Faktoren berücksichtigen", betonte Laros. Dabei dürfe man allerdings nicht vergessen, dass die Länder Afrikas bis 2050 den Ausbau der Infrastruktur in den urbanen Zentren verdoppeln müssen, auch wenn die Bauwirtschaft die Umwelt besonders stark belaste, erklärte sie.


Energiefresser Bauindustrie

"Die Bauindustrie verbraucht weltweit 30 bis 45 Prozent der globalen Energieproduktion", berichtete der unabhängige Umweltberater Robert Zipplies und warnte vor den dadurch entstehenden untragbar hohen Kosten. "Deshalb müssen wir beim Städtebau nach verschiedenen und umweltfreundlicheren Methoden suchen", forderte er.

Solche Pläne sind auf dem auf Armutsbekämpfung und Arbeitsplatzbeschaffung bedachten afrikanischen Kontinent schwer zu realisieren, denn die wirtschaftliche Entwicklung hat Vorrang vor dem Umweltschutz. Laros bedauerte, dass in Metropolen wie Kapstadt der Bau von Parkhäusern weit mehr einbringt als die Gestaltung von Parks und anderen kommunalen öffentlichen Anlagen. Hier sei der Sachverstand von Städteplanern gefordert, auf deren Mitarbeit jedoch in Afrika bislang nur selten Wert gelegt werde.

Wenn es gelänge, die CO2-Bilanz einer Stadt zu verringern, käme dies nicht zuletzt der Gesundheit der Bevölkerung zugute", betonte die südafrikanische Autorin Leonie Joubert, die sich in zahlreichen Büchern mit dem Klimawandel in urbanen Zentren befasst hat.

"Wegen der breiten Ausdehnung afrikanischer Städte ist der Warenverkehr besonders zeit- und kostenaufwändig", berichtete sie. "Wegen der langen Transportwege werden hier vor allem verarbeitete, wenig frische Lebensmittel verkauft."

Als mögliche Lösungen schlug Joubert eine dichtere Bebauung und die Einrichtung öffentlicher Transportsysteme vor. Die überwiegend arme afrikanische Stadtbevölkerung sollte darauf bestehen, dass die kommunalen Behörden einen ökologischeren Kurs einschlagen, meinte die Autorin. "Jeder Städter kann sich engagieren", erklärte sie. "Während Regierungsmaßnahmen für den Einzelnen meist undurchschaubar sind, können engagierte Bürger auf kommunaler Ebene durchaus etwas in Gang bringen."

Als Gastgeber der Weltklimagipfels geht Durban, mit 3,8 Millionen Einwohnern Südafrikas drittgrößte Metropole, bei der Bekämpfung des Klimawandels mit gutem Beispiel voran. Die städtische Initiative CEBA ('Community Ecosystem Based Adaption') plant, mit einem Aufforstungsprojekt entlang des Umbilo-Flusses und im Paradise Valley die als Folge der Konferenz entstehenden rund 16.000 Tonnen CO2-Emissionen zu kompensieren.

Mit dem Kauf so genannter CEBA Credits zum Stückpreis von umgerechnet zehn US-Dollar kann sich jeder Konferenzteilnehmer an dem städtischen Begrünungsprogramm beteiligen. "Dieses Projekt kommt nicht nur der ökologischen Nachhaltigkeit des Umbilo zugute, sondern auch den armen, in Ufernähe gelegenen Gemeinden", erläuterte Debra Roberts, stellvertretende Leiterin der städtischen Behörde für Umweltplanung und Klimaschutz. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.cop17-cmp7durban.com/
http://www.iclei.org/africa
www.durbanceba.org
http://www.durban.gov.za/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105893

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2011