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WALD/020: Schwedischer Wald - Intensive Forstwirtschaft führt zur ökologischer Verarmung (SSNC)


Presseerklärung von Natusrskyddsföreningen / Swedish Society for Nature Conservation (SSNC) - Stockholm 7. März 2011

Schwedischer Wald - Intensive Forstwirtschaft führt zur ökologischer Verarmung


Große Teile der ehemals natürlichen Wälder Schwedens sind in den vergangenen Jahren in riesige Holzplantagen verwandelt worden. Die Folge dieser einschneidenden Veränderung ist eine massive Biodiversitätskrise des schwedischen Waldes. Auf Grund der intensiven Waldwirtschaft ist die Anzahl der auf Waldbiotope angewiesenen, in der Roten Liste als gefährdet eingestuften Arten in den vergangenen Jahren eklatant angestiegen. Trotzdem wird die schwedische Art der Forstwirtschaft in Europa häufig als ein Musterbeispiel für nachhaltige Waldbewirtschaftung angesehen.

Seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ist der Kahlschlag die Standardmethode für den Holzeinschlag in schwedischen Wäldern, mit der Folge, dass mehr und mehr natürliche Wälder durch Holzplantagen und durch nicht einheimische Baumarten ersetzt wurden. Weder der schwedische Gesetzgebung, noch durch die Zertifizierung durch FSC bzw. PEFC ist es gelungen das Ökosystem Wald zu schützen. Biologisch wertvolle, artenreiche Wälder werden in einem rasenden Takt abgeholzt mit einer alarmierenden Fragmentierung der natürlichen Waldlandschaft zur Folge. Um die beunruhigende Situation der letzten verbliebenen naturnahen Wälder näher zu beleuchten, veröffentlich die Schwedische Gesellschaft zum Schutz der Natur nun einen Bericht mit dem Titel "Under the Cover of the Swedish Forestry Model" Nach mehr als 100 Jahren intensiver Forstwirtschaft wird das Bild der schwedischen Waldlandschaft heute bestimmt von Monokulturen unterschiedlichen Alters, mit denen die kahlgeschlagenen Flächen der ehemaligen naturnahen Wälder wieder aufgeforstet wurden. Da die überwiegende Mehrzahl dieser Wälder derzeit zu jung ist, um eingeschlagen zu werden, hat die schwedische Forstindustrie auf ihrer Jagd nach Rohstoffen nun begonnen auch die letzten verblieben naturnahen Wälder abzuholzen. Dabei hat sich Schweden durch internationale Verträge verpflichtet, wenigstens 17% seiner Fläche in vernetzten und ökologisch relevanten Gebieten bis zum Jahre 2020 unter Naturschutz zu stellen.

Bis zum heutigen Tage stehen weniger als 4 % des produktiven Waldes unter Schutz. Karin Åström, zweite Vorsitzende der Schwedischen Gesellschaft zum Schutz der Natur, sagt dazu: "Die größte Herausforderung für Schweden ist der Schutz des produktiven Waldes. Sehr viel weniger als 17% der produktiven Wälder können überhaupt noch als naturnah erhalten betrachtet werden. Bis zum heutigen Tag gibt es keinen Maßnahmenkatalog, der Aufschluss darüber gibt, wie dieses Schutzziel erreicht werden soll. Im Gegenteil: Nach wie vor werden naturnahe und ökologisch wertvolle Wälder abgeholzt. Auf Grund der Tatsache, dass der praktizierte industriemäßige Holzeinschlag die Hauptursache für die Krise der biologischen Diversität in den schwedischen Wäldern ist, ist es äußerst wichtig, dass sich Verbraucher und Produzenten der schmutzigen Kehrseite des schwedischen Modells der Forstwirtschaft bewusst sind: Auch FSC-zertifizierte Unternehmen praktizieren Kahlschlagsforstwirtschaft in naturnahen und ökologisch höchst wertvollen Wäldern!"

Der Bericht basiert auf Felduntersuchungen, die die Schwedischen Gesellschaft zum Schutze der Natur in den Jahren 2007 bis 2010 durchgeführt hat. Hunderte schützenswerte Wälder sind dabei untersucht worden, nachdem FSC- bzw. PEFC-zertifizierte Unternehmen wie STORA ENSO, SCA, SVEASKOG und HOLMEN diese zum Kahlschlag angemeldet hatten. Die Untersuchung zeigt deutlich die mangelnde Bereitschaft der Unternehmen, Rücksicht auf wertvolle Natur, gefährdete Arten und alten Wald zu nehmen. Eine große Anzahl der untersuchten und abgeholzten naturnahen Wälder hätten gemäß FSC-Standard nicht abgeholzt werden dürfen. Damit ist wertvolle Natur unwiederbringlich zerstört worden, obwohl die jeweiligen Unternehmen über die Ergebnisse der Untersuchungen informiert waren als sie mit dem Holzeinschlag begannen.

- Malin Sahlin, verantwortlich für Fragen der Waldökologie bei der Schwedischen Gesellschaft zum Schutz der Natur sagt: "Mehr als 90% des produktiven schwedischen Waldes sind heute geprägt durch harte forstwirtschaftlichen Eingriffe. Die Zerstörung der letzten naturnahen Wälder ist ein Faktum und die Lebensgemeinschaft Wald ist gefährdet. Die schwedische Art der Forstwirtschaft hat eine Veränderung des Ökosystems von artenreichen, wertvollen und naturnahen Wäldern zu homogenen Anpflanzungen mit Gehölzen gleicher Art und gleichen Alters zur Folge. Die Anzahl der in der Roten Liste aufgeführten Arten steigt kontinuierlich an, und unsere Felduntersuchungen zeigen, dass weder bei der Planung noch bei der Durchführung der Kahlschläge praktisch kaum Rücksicht auf gefährdete Arten genommen wird. Damit verschwinden als wertvoll dokumentierte Biotope in einem bedenklich hohen Tempo"

- "Schweden", so Karin Åström, zweite Vorsitzende der Schwedischen Gesellschaft zum Schutze der Natur,"gehört zu den reichsten Länder der Erde und hat den Ruf vorbildlich zu sein, was eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft angeht. Wir sind äußerst besorgt um das Ökosystem des schwedischen Waldes und schämen uns dafür, dass ein reiches Land wie Schweden es nicht vermag oder nicht gewillt ist, die biologische Vielfalt der Wälder auf eine Art zu schützen, die der eigenen nationalen Gesetzgebung und internationalen Abkommen, denen Schweden beigetreten ist, entspricht."

Hier können Sie den Bericht herunterladen: www.naturskyddsforeningen.se/upload/press/UndertheCover.pdf


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Quelle:
Presseerklärung von Natusrskyddsföreningen
Swedish Society for Nature Conservation (SSNC)
Stockholm 7. März 2011
www.naturskyddsforeningen.se


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2011