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WALD/029: Japan - US-Hubschrauberlandeplätze in artenreichem Waldgebiet auf Okinawa unerwünscht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Mai 2011

Japan: US-Hubschrauberlandeplätze in artenreichem Waldgebiet auf Okinawa unerwünscht

Von Suvendrini Kakuchi


Takae, Okinawa, 27. Mai (IPS) - Am Rand des artenreichen Yanbaru-Waldes im Norden der japanischen Insel Okinawa halten Wissenschaftler und Umweltschützer rund um die Uhr Mahnwachen ab, um den Bau von sechs Landeplätzen für US-Militärhubschrauber inmitten des einmaligen Habitats zu verhindern.

Seit 2007 kämpfen die Aktivisten gegen das Vorhaben. Sie haben nahe der Ortschaft Takae Zelte aufgestellt, in denen sie während ihrer langen Anwesenheitszeiten Schutz vor der Kälte finden. Ihnen ist klar, dass sie jederzeit damit rechnen müssen, dass die Behörden anrücken und ihr Zeltlager räumen.

Immerhin ist es der kleinen Protestbewegung gelungen, das Bauvorhaben mit Hilfe der lokalen Bevölkerung auf Eis zu legen. Sie hatte erfolgreich auf die Gefahren hingewiesen, die das Projekt für die rund 4.000 Wildtierarten darstellt, die der Yanbaru-Wald beherbergt. Dazu zählt auch der vom Aussterben bedrohte Okinawa-Specht.


Okinawa trägt die Hauptlast der US-Militärpräsenz

Der Bau von Hubschrauberlandeplätzen ist im japanisch-US-amerikanischen Sicherheitspakt vorgesehen, der vielen als Garant für die Sicherheit in Asien gilt. Ein großer Teil der Bevölkerung von Okinawa lehnt das Abkommen jedoch ab. Das hat auch damit zu tun, dass die Insel gut die Hälfte der in Japan stationierten 50.000 US-Soldaten ertragen muss.

2007 hatte sich Takae gegen die Landeplatzpläne entschieden. Begründet wurde die Ablehnung schon damals mit den negativen Folgen für den Wald und den verheerenden Auswirkungen auf Tourismus und Landwirtschaft. Inzwischen erfreut sich die 200-Seelen-Gemeinde der Unterstützung vieler Umweltaktivisten des japanischen Festlandes.

Öffentlicher Druck hatte auch zur Verlegung des US-Luftwaffenstützpunktes von Futenma nach Henoko geführt. Futenma liegt in einem dicht besiedelten Gebiet in der Mitte von Okinawa. Die Anrainer hatten sich unter anderem über die große Lärmbelästigung beschwert. Die Kontroverse führte im letzten Jahr zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Yukio Hatoyama.

Tokio und Washington wollten ursprünglich bis 2014 mit dem neuen Stützpunkt in Henoko fertig sein. Doch wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur 'Kyodo New Service' über den Besuch des für Ostasien und Pazifik zuständigen Vize-Staatssekretärs im US-Außenministerium, Kurt Campbell, in diesem Monat zu entnehmen ist, soll die Entscheidung auf einem Treffen mit Washington im nächsten Monat wieder rückgängig gemacht werden.


Umweltschutz als Waffe

Experten zufolge hat der Widerstand der Menschen in Takae die Unzufriedenheit der Inselbewohner mit den US-Militärstützpunkten neu belebt, die in den letzten Jahren aus zwei Gründen nachgelassen hatte: der Sorge über den wachsenden chinesischen Einfluss in der Region und der Gefahr eines Raketenbeschusses durch Nordkorea.

Wie Shinichi Hanawa vom Japan-Büro der Umweltorganisation 'World Wildlife Fund' (WWF) berichtet, ist der Aktivismus der Menschen in Takae gegen den Bau der sechs Hubschrauberlandepisten im Yanbaru-Wald der jüngste Versuch, den Abzug der US-Truppen von der Insel Okinawa zu bewirken. Der Umweltaspekt sei im Kampf gegen die US-Basen eine neue starke Waffe.

Zu den lautstärksten Gegnern in Takae gehört Kosuzu Abe, Expertin für Sicherheitsfragen an der Ryukyu-Universität. Wie sie betont, ist es ein langer und einsamer Kampf, der Welt verständlich zu machen, "dass die Menschen in Okinawa das Recht haben, nach ihren Wünschen zu leben". (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2011