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WALD/077: Kenia - Die CO2-Schlucker, Speicherfähigkeit von Eukalyptusbäumen untersucht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Dezember 2011

Kenia: Die CO2-Schlucker - Speicherfähigkeit von Eukalyptusbäumen untersucht

von Isaiah Esipisu


Nairobi, 20. Dezember (IPS) - Peter Nyaga aus dem Dorf Thangathi in der kenianischen Zentralprovinz ist mit dem Wachstum seines zwei Hektar großen Eukalyptuswäldchens zufrieden. In drei Jahren will er das Holz verkaufen und mit dem Erlös ein weiteres Stück Land erwerben. Für den 39-jährigen Vater von drei Kindern ist der bescheidene Anbau von heimischem Eukalyptus ein Broterwerb. Über den möglichen ökologischen Nutzen seiner Kohlenstoff bindenden Bäume weiß er nichts.

"Ich habe die Bäume vor vier Jahren gepflanzt, um die Bodenerosion an diesem steilen Abhang aufzuhalten", berichtete Nyaga IPS. "Wenn sie groß genug sind, kann ich sie zu Geld machen und als Bauholz, für die Herstellung von Holzkohle oder für andere nützliche Zwecke verkaufen."

Die Bäume haben aber auch das Interesse von Wissenschaftlern geweckt. So arbeitet das Kenianische Waldforschungsinstitut KEFRI derzeit an einem Projekt, das die CO2-Speicherkapazität der drei in Kenia verbreitetsten exotischen Baumsorten Eukalyptus (Eucalyptus saligna), Pinie (Pinus patula) und Zypresse (Cupressus lusitanica) untersucht. Auch wird der Vergleich zur Bindungsfähigkeit der in der Region besonders verbreiteten Zeder gezogen.

Erste Ergebnisse des Forschungsprojektes liegen jetzt vor. So schätzten die Forstwissenschaftler, dass die auf ihrer Versuchsplantage gepflanzten 840 Eukalyptusbäume im Laufe der vergangenen acht Jahre 337 Tonnen CO2 gespeichert haben. Pinien konnten innerhalb von zehn Jahren 99,4 Tonnen Kohlenstoff, Zypressen in acht Jahren 73,3 Tonnen binden.

"Dem gegenüber brachten es die auf einem Hektar angepflanzten 587 einheimischen Zedern (Juniperus procera) in 19 Jahren nur auf eine Speicherkapazität von 55 Tonnen CO2". berichtete Vincent Onguso Oeba, der im KEFRI die Abteilung für Biometrie leitet. Sein Institut kontrolliert inzwischen die CO2-Bindung von zehn weiteren einheimischen Baumsorten.


Umstrittenes Nutzholz Eukalyptus

Doch in Kenia ist der Anbau von Eukalyptus als Nutzholz wegen seines hohen Wasserverbrauchs höchst umstritten. 2009 verbot Umweltminister John Michuki das Anpflanzen von Eukalyptus in der Nähe von mehr als zwei Meter breiten Wasserläufen. Bäume, die dichter als 30 Meter am Wasser standen, mussten abgeholzt werden und brachten Farmern, die auf das schnell wachsende Holz gesetzt hatten, Verluste ein. Nyagas Bäume sind genügend weit vom Wasser entfernt und entkamen dem amtlich verordneten Kahlschlag.

Der Baumexperte Muraya Minjire, Mitarbeiter des kenianischen 'Tree Biotechnology Project', betonte, im trockenen Hochland sei der Anbau von Eukalyptus ökologisch vertretbar. "Dort halten diese Bäume mit ihren Kapillargefäßen das Wasser im Boden und schützen es vor dem Verdunsten."

"Wir sind auch dabei, ein Verfahren zur internationalen Bewertung von Bäumen zu entwickeln, die in einem bestimmten Alter CO2 aus der Atmosphäre speichern", berichtete Oeba. Die Information sei besonders wichtig für Geschäftsleute, die in den internationalen CO2-Emissionshandel einsteigen möchten, betonte der Wissenschaftler.

Der Waldbauer Nyaga aus dem Dorf Thangathi hat andere Pläne. Die Zeit seiner Eukalyptus-Bäume ist kurz bemessen. "Wenn sie sieben Jahre alt sind, holze ich sie ab und verkaufe die Stämme als Leitungsmaste an Kenias Elektrizitätsgesellschaft (KPLC)", sagte er IPS. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.kefri.org/
http://www.easternarc.org/biotechnology/index.html
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=106180

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2011