Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

WALD/131: Uganda - REDD-Erfolge durch Waldbewohner (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. September 2013

Uganda: REDD-Erfolge durch Waldbewohner

von Amy Fallon


Bild: © Wambi Michael/IPS

Michael Kusolo und seine Frau Mary haben ihre vier Kinder 2012 bei einem Erdrutsch am Fuß des Mount Elgon im Osten Ugandas verloren. Experten zufolge müssen die lokalen Gemeinden von der Klimafinanzierung profitieren.
Bild: © Wambi Michael/IPS

Kampala, 24. September (IPS) - Uganda und die Weltbank haben ein Abkommen über 3,6 Millionen US-Dollar zur Vorbereitung des ostafrikanischen Landes auf eine Beteiligung an der UN-Initiative zur Verringerung der Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern (REDD) geschlossen. Doch Experten sind der Meinung, dass die Möglichkeiten des Mechanismus geringer sind als vielfach angenommen.

REDD sieht Kompensationszahlungen für überprüfbare CO2-Emissionsreduzierungen durch Waldschutzmaßnahmen, nachhaltige Waldbewirtschaftungsformen und die Verbesserung der Wirtschaftslage von Waldbewohnern vor. Hinter der Initiative steckt die Idee, den Schutz und die Aufforstung von Wäldern als CO2-Senken finanziell attraktiv zu machen.

REDD war formell 2007 während der Klimagespräche auf Bali in Indonesien beschlossen worden. Danach soll der Schutz der Wälder mit CO2-Gutschriften belohnt werden, die Industrieunternehmen kaufen können, die ihre CO2-Bilanz verbessern wollen. Später wurde das Konzept um die Aufnahme der Landwirtschaft erweitert (REDD+).

Wie der ugandische REDD-Unterhändler Xavier Mugumya gegenüber IPS erklärt, hat zusätzlich zur Weltbank auch die österreichische Regierung einen Kredit in Höhe von 650.000 Euro (865.000 Dollar) angeboten. Doch sei dies nur ein Bruchteil des Betrages, der im Rahmen des Vorbereitungsprozesses RPP ('Readiness Preparation Proposal') angesetzt sei. "Uns fehlen immer noch fast sechs Millionen Dollar für das Budget, das im ugandischen RPP aufgeführt ist", meint Mugumya.

Lauren Goers Williams ist Mitarbeiterin des Programms für Institutionen und Regierungsführung des 'World Resources Institute' (WRI) und hat in Kamerun in den letzten vier Jahren mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Partnern zusammengearbeitet. Sie selbst bezeichnet sich als REDD-Skeptikerin. Wirtschaftliche Anreize zugunsten des Waldschutzes zu schaffen, klinge nach einer einfach umsetzbaren Methode, sagt sie. Doch die Praxis zeige ein anderes Bild.


Vielfältige Herausforderungen

Schlagt keine Bäume mehr, geht raus, messt ein bisschen CO2 und das war's - so habe man sich die Umsetzung des Konzepts anfänglich vorgestellt, betont Goers Williams. "Doch Realität ist, dass all diese Länder schon irgendwie alle Hände voll damit zu tun haben, ihre Wälder zu verwalten, einige von ihnen zu schützen und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung nicht außer Acht zu lassen."

Der Analystin zufolge, die auch mit lokalen Gemeinschaften in Brasilien und Indonesien zusammengearbeitet hat, besteht der Großteil ihrer Arbeit in dem Versuch, die Aufmerksamkeit auf Governance- und soziale Fragen bei der Entwicklung und Umsetzung der REDD-Programme zu lenken.

"Zu Anfang hat niemand über indigene Völker geredet. Man sprach nicht über die Rechte von Menschen, die in den Wäldern leben", sagt sie. "Viele Waldbewohner haben zwar keine formellen Rechte, leben aber immer noch dort, hängen von den Waldressourcen ab und genießen Gewohnheitsrechte."

David Mwayafu von der Ugandischen Koalition für nachhaltige Entwicklung, ist ebenfalls an der Umsetzung von REDD-Projekten beteiligt. Wie er erklärt, ist es wichtig, dass die Klimafinanzierung die Gemeinschaften erreicht, die für Entwaldung und Degradierung verantwortlichen Akteure zur Verantwortung zieht und den Waldbewohnern erlaubt, ihre Wälder nachhaltig zu nutzen. "Es gibt keinen Mechanismus zur Ver- und Aufteilung von Ressourcen in Uganda, obwohl klar ist, dass ein multipler Ansatz erforderlich ist, der den Bedürfnissen der Gemeinschaften und den Lokalitäten gerecht wird."

Bild: © Amy Fallon/IPS

David Mwayafu von der Koalition für nachhaltige Entwicklung ist der Meinung, dass die Klimafinanzierung die Gemeinden erreichen muss und die Verantwortlichen für Entwaldung und Landverödung zur Rechenschaft gezogen werden.
Bild: © Amy Fallon/IPS

Doch die Ugander seien grundsätzlich bereit, ihre Wälder zu schützen, weil sie die Bedeutung des Ganzen verstünden, meint Mwayafu. "Sie tun dies im Wissen, dass die Umwelt verschiedene ökosystemische Dienstleistungen wie die Bereitstellung von Holz, Medizin, Baumaterialien, Brennholz (Holzkohle und Feuerholz), Windschutz und Habitate für die Tiere anbietet."

Goers Williams zufolge lautet eine der Schlüsselerkenntnisse, die sie aus der Erfahrung in Kamerun gezogen habe, dass politische Entscheidungsträger Wege finden müssen, um sich mit den lokalen Gemeinschaften über REDD in einer Weise zu verständigen, die die Betroffenen versteht und die Misstrauen vorbeugt. "Es gibt einen wirklichen Bedarf an Sensibilisierungsmaßnahmen, um etwa die Bedürfnisse der Waldbewohner zu verstehen, die von den Bedürfnissen der Städter beträchtlich abweichen."


Offener Dialog

Mwayafu spricht in diesem Zusammenhang von einem in beide Richtungen offenen Informationsfluss. "Wenn man in einer Gemeinschaft ein Projekt umsetzen möchte, müssen die Menschen vor Ort mit den Möglichkeiten, Herausforderungen und der Bedeutung des Projekts vertraut gemacht werden. Sie müssen die Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen, um zu verhindern, dass das Projekt zur Einbahnstraße wird. Wenn wir die Frage nach der Lebensgrundlage der Waldbewohner ignorieren, arbeiten wir gegen die Gemeinschaften, die von den Waldressourcen abhängen", erläutert Mwayafu.

Goers Williams bezweifelt, dass sich REDD zu einem riesigen internationalen UN-Mechanismus entwickeln wird, der Menschen für Einsparungen ihrer CO2-Emissionen entlohnt. "Allerdings bin ich der Meinung, dass es eine Vielzahl kleiner Dinge gibt, die REDD tun könnte." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.ugandacoalition.or.ug/content/about-us
http://www.ipsnews.net/2013/09/teaching-forest-communities-how-to-live- with-redd/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 24. September 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2013