Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

WASSER/012: Mexiko - Tourismus bedroht Unterwasserwelt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Februar 2011

Mexiko:
Tourismus bedroht Unterwasserwelt - Ungeklärte Abwässer zerstören Mangroven

Von Stephen Leahy


Uxbridge, Kanada, 16. Februar (IPS) - Die boomende Tourismusindustrie an der mexikanischen Karibikküste verseucht einer neuen Untersuchung zufolge die größte Meeresgrottenlandschaft der Welt. Wissenschaftler fanden in dem einzigartigen Unterwasserlabyrinth aus Höhlen, Flüssen und Grotten Rückstände menschlicher Fäkalien, Pharmazeutika, Kokainreste, Schampus, Zahnpasta, Pestizide und andere Schadstoffe.

Chris Metcalfe, Wissenschaftler am Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit der UN-Universität, macht vor allem Sickergruben, lecke Abflussrohre und Golfplätze für die Verschmutzung des Grundwassers verantwortlich, das in Richtung Küste abfließt und auf diese Weise die vom Mensch verursachten Rückstände ins Meer abtransportiert.

Auf dem Spiel steht jedoch nicht nur das einzigartige Tauchparadies vor der Küste der Halbinsel Yucatán. Auch das Mesoamerikanische Korallenriff, das zweitgrößte Riff der Welt, ist gefährdet. "Wenn wir nicht entschieden gegen die Kontaminierung angehen, werden die (jährlich hier einfallenden zwei bis drei Millionen) Touristen am Ende noch die Gänse töten, die die goldenen Eier legen", warnte Metcalfe.

Das geschieht offenbar bereits. So berichtet David Placencia vom Akumal-Umweltzentrum in der gleichnamigen Ortschaft 100 Kilometer südlich des 700.000 Einwohner zählenden Feriendomizils Cancún, dass Taucher angesichts der Zerstörung der Riffe bereits angekündigt hätten, nicht wieder zu kommen." Die Untersuchung der Organisation ergaben, dass die Sternkoralle, die beim Aufbau der Riffe eine entscheidende Rolle spielt, bereits schwer geschädigt wurde. Hatte sie vor zwölf Jahren noch 45 Prozent der lokalen Korallenbestände ausgemacht, sind es inzwischen nur noch neun Prozent.


Korallenriffe halbiert

Seit 1990 ist die Hälfte der Korallen des Mesoamerikanischen Riffs zerstört worden. Schuld daran haben nach Ansicht der Wissenschaftler auch Überfischung, Korallenbleiche und Klimawandel. Ein weiterer Faktor ist das Wachstum der Algen durch den hohen Nähr- und Schadstoffgehalt in den Küstengewässern.

Für seine Studie hatte Metcalfe auf dem Festland an fünf verschiedenen Stellen Grundwasserproben entnommen. Nicht der Grad der dort festgestellten Kontamination beunruhigte die Forscher, sondern die Tatsache, dass das Wasser in Richtung Küste abfließt und die giftigen und ungeklärten Rückstände somit in die küstennahen Ökosysteme bringt.

Brigitta van Tussenbroek von der Autonomen Nationalen Universität Mexikos würdigte die Untersuchung Metcalfes als soliden Beitrag zu einem gravierenden Problem. Sie selbst hatte Wasserproben aus zwei Lagunen an der mexikanischen Karibikküste untersucht und hohe Konzentrationen an Stickstoff und Phosphor festgestellt. Sie schließt sich dem Ruf Metcalfes nach Kläranlagen an. Bisher erreichen die Abwässer ungefiltert die Küstenregionen. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.ceakumal.org/index.php
http://www.icmyl.unam.mx/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54431

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 16. Februar 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2011