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WASSER/014: Wasserkrise im Anmarsch - Bierbrauer wollen Wasserverbrauch senken (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Februar 2011

Umwelt: Wasserkrise im Anmarsch - Bierbrauer wollen Wasserverbrauch senken

Von Timothy Spence


Brüssel, 25. Februar (IPS) - Bierbrauer verkaufen jeden Tag fast 548 Millionen Liter Bier. Für die Produktion von einem Liter ist jedoch die fünffache Menge an Wasser erforderlich. Angesichts der weltweit drohenden Wasserkrise wollen nun führende Bierhersteller künftig sparsamer mit der kostbaren Ressource umgehen.

"Die Unternehmen setzen sich mit dem Problem auseinander wie nie zuvor", betonte Stuart Orr, Frischwasserexperte der Umweltorganisation 'WWF International', auf einer Konferenz in Brüssel am 24. Februar. Das sei auch dringend notwendig, denn "ab sofort wird ein zunehmender Wassermangel unser Leben bestimmen".

Der belgische Bierbrauer Anheuser-Busch InBev mit weltweit 130 Fabriken will den Wasserverbrauch pro Flasche bis zum nächsten Jahr von 5,5 auf 3,5 Liter verringern. Andere Produzenten wie SAB Miller und Heineken aber auch die Brausehersteller Danone, Coca Cola und Pepsico haben ähnliche Schritte angekündigt.

Wie Vertreter der Bierindustrie auf der Konferenz 'Lösungen für einen nachhaltigen Wasserverbrauch' erklärten, liegen Wassersparmaßnahmen im Eigeninteresse der Unternehmen, Sie würden die Produktionskosten senken und den Unternehmen helfen, ihren Verpflichtungen gegenüber den Vereinten Nationen im 'Global Conpact' einzuhalten.

Unternehmen, die dem Global Compact beitreten, sind angehalten, bei ihren betrieblichen Aktivitäten grundlegende Menschenrechte, Arbeitsbestimmungen, Umweltstandards und Anti-Korruptionsregeln zu beachten. Derzeit gehören dem Pakt mehr als 8.000 Unternehmen und andere Institutionen an. Ihre Zahl soll nach den Vorstellungen der Vereinten Nationen bis 2020 auf 20.000 angestiegen sein.


Wachsender Bevölkerungsdruck

Doch die Zugeständnisse der Bierindustrie allein werden die Wasserkrise nicht abwenden. So warnten Vertreter der Europäischen Kommission (EC) vor erheblichen Engpässen bei der Wasserversorgung, wenn die Bevölkerung, wie erwartet, bis 2050 auf neun Milliarden Menschen angestiegen sein wird. "Wir werden Wasserressourcen von zweieinhalb Erden brauchen", sagte Karl Falkenberg, Generaldirektor der EC-Umweltbüros, auf der Brüsseler Konferenz, die von der Nachrichtenagentur IPS und dem Belgischen Global Compact-Netzwerk organisiert wurde.

Die Landwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher. Wie Kevin Shepherd, ein Ingenieur von 'Wells and Young's' im britischen Bedford, auf dem Treffen betonte, arbeitet der Bierbrauer eng mit seinen Getreidelieferanten im Sinne einer nachhaltigen Bewässerung der Felder zusammen.

Weltweit leben mehr als 700 Millionen Menschen in Gebieten, in denen Wassermangel herrscht. Die Weltbank schätzt, dass es 2035 drei Milliarden Menschen sein werden. Den Vereinten Nationen zufolge haben 900 Millionen Erdenbürger keinen Zugang zu sauberem Wasser - trotz zehnjähriger Bemühungen der Geber, die Situation in den Entwicklungsländern zu verbessern. In Asien wird sich binnen der nächsten 20 Jahre 40 Prozent des Wasserbedarfs nicht decken lassen.

Wie aus dem letzten UN-Entwicklungsbericht hervorgeht, werden 1,75 Milliarden Menschen - ein Viertel der Weltbevölkerung - unter einer "multidimensionalen Armut" einschließlich Wassermangel und einer unzureichenden sanitären Grundversorgung leiden. Auf Pakistan beispielsweise, das sich noch immer nicht von der Jahrhundertüberschwemmung des letzten Jahres erholt hat, kommen in den kommenden 20 Jahre schwere Wasserdefizite zu. Solche Entwicklungen bergen sozialen Sprengstoff. Schon die jüngsten Volksaufstände in Ägypten, Jordanien und Nahost waren zum Teil eine Reaktion auf die ungleiche Verteilung der natürliche Ressourcen zwischen der herrschenden Elite und der Bevölkerungsmehrheit.

Ägypter, Jordanier und Palästinenser gehören zu den Menschen weltweit, die bei der Wasserversorgung besonders benachteiligt sind, wie Maarten A. Siebel, außerordentlicher Professor am 'UNESCO-IHE Institute of Water Education' im niederländischen Delft. Der Pro-Kopf-Wasser-Konsum der Palästinenser im Westjordanland liegt bei 50 Kubikmeter im Jahr, wie Siebel in einem Interview betonte. Das entspricht einem Sechstel der Wassermenge, die Israelis pro Kopf und Jahr zur Verfügung steht. (Ende/IPS/kb/2011)


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http://www.unglobalcompact.org
http://www.unesco-ihe.org
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2011