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WASSER/050: Vietnam - Warum wird Arsen belastetes Trinkwasser bevorzugt? (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 976 vom 28. August 2011 30. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Warum wird Arsen belastetes Trinkwasser bevorzugt?


In dem Beitrag "Ein Leben ohne Arsen" berichten MICHAEL BERG ET AL. im EAWAG-Jahresbericht 2010, S. 14-15, über die Arsenbelastung des Grund- und Trinkwassers im Delta des Roten Flusses in Vietnam - wobei das Delta nur stellvertretend für viele andere Arsen-Risiko-Gebiete auf der Erdkugel steht. Mit hohen Arsenkonzentrationen im Trinkwasser haben schätzungsweise 100 Mio. Menschen zu rechnen. Schwere gesundheitliche Schäden sind oft die Folge. Im Delta des Roten Flusses in Nordvietnam kommt zur Arsenbelastung noch eine hohe Mangankonzentration dazu. Zu viel Mangan kann bei Kindern die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen. In Äthiopien ist in einigen Regionen das Grundwasser auch stark mit krankmachenden Fluoriden belastet. Da viele DorfbewohnerInnen des großen Deltas in Nordvietnam auf absehbare Zeit nicht mit einer arsenarmen Trinkwasserversorgung rechnen können, sind einfache Aufbereitungsverfahren für die Hauswasserbrunnen erforderlich (s. auch Fußzeilen auf dieser Seite). Vielversprechend sind dabei Sandfilter, die Arsen effizient zu geringen Kosten aus dem Trinkwasser filtern. Aber: "Die Propagierung und Bereitstellung angemessener Technologien ist das eine, ob und inwieweit die lokale Bevölkerung davon tatsächlich Gebrauch macht, etwas anderes", schreiben die Autoren, die festgestellt haben, dass rund 40 Prozent der BewohnerInnen weiterhin Arsen verseuchtes Wasser bevorzugen, obwohl sie Zugang zu sauberen Alternativen haben. Bei einer Befragung der Dorfbewohner zeigte sich u.a., "dass die aufwändigere und zeitintensive Handhabung des arsenfreien Wassers die Leute von dessen Gebrauch abhält. Zudem fühlen sie sich im Umgang mit Störungen und Defekten zu wenig kompetent. Ebenfalls einen großen Einfluss hat das Verhalten der anderen Dorfbewohner." Der negative Gruppendruck (die Erwartungshaltung der Nachbarn) soll in weiteren Praxisversuchen aus dem Weg geräumt werden. Zusammen mit anderen Maßnahmen soll ausgetestet werden, wie man das Verhalten der Dorfbevölkerung beim Trinkwasserkonsum ändern kann.


Weitere Auskunft zu den sozialpsychologischen Aspekten bei der Umstellung auf arsenarmes Trinkwasser:
Dr. Michael Berg
E-Mail: michael.berg[at]eawag.ch
Internet: www.eawag.ch/arsenic-vietnam
www.eawag.ch/forschung/wut
www.eawag.ch/forschung/siam

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Ein Pressespiegel über die dramatische Arsenvergiftung des Brunnenwassers in Bangladesh, die vermuteten Ursachen der Arsenbelastung, die unzureichenden Abhilfe- und Warnmaßnahmen sowie die verheerenden gesundheitlichen Auswirkungen gibt es bei uns gegen VOREINSENDUNG von 5 Euro (V-Scheck, Briefm. bar).


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 976/2011
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2011