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WASSER/068: Mauritius - Warten auf den Sommerregen, die Inselrepublik sitzt auf dem Trockenen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. März 2012

Mauritius: Warten auf den Sommerregen - Die Inselrepublik sitzt auf dem Trockenen

von Nasseem Ackbarally

Wassermangel in Mauritius - Bild: © Nasseem Ackbarally/IPS

Wassermangel in Mauritius
Bild: © Nasseem Ackbarally/IPS

Port-Louis, 21. März (IPS) - In Mauritius warten die Menschen seit November sehnlich auf den Beginn der sommerlichen Regenzeit. Doch der Sommer geht im April zu Ende, und die bislang in der ostafrikanischen Inselrepublik gefallene Regenmenge reicht weder zum Auffüllen der großen Wasserreservoirs noch zur Bewässerung der Gemüseplantagen. Wasser aus der Leitung ist derzeit in weiten Teilen des knapp 1,4 Millionen Menschen zählenden Landes reiner Luxus.

"Was für ein Leben", seufzt Rani Murthy aus Plaines Wilhelms in Zentralmauritius. Tag für Tag wartet die Behördenangestellte frühmorgens ab drei Uhr an der Straße auf den Tankwagen, der die Anwohner mit Wasser versorgt. "Anschließend bringe ich meinen Haushalt in Ordnung und gehe dann zur Arbeit. Am Abend kümmere ich mich um die Kinder und ums Essen. Es wird Mitternacht, bevor ich zum Schlafen komme, und drei Stunden später stehe ich wieder um Wasser an", berichtet sie.

"Wir bemühen uns, so lange wie möglich jeden Haushalt mit einer Mindestmenge an Wasser zu versorgen", versichert der Chefingenieur des zentralen Wasserdienstes (CWA), Jeet Munbahal.

Auch den Farmern macht die Wasserknappheit zu schaffen. Vor allem im Norden können Gemüsebauern derzeit nur ein Drittel ihrer zehn bis 15 Hektar großen Anbauflächen nutzen. "Landwirtschaft lohnt sich nicht mehr", klagt Kreepallou Sunghoon, Verbandssekretär der Kleinbauern.

Manche Landwirte versuchten, Regenwasser in Tanks auf dem Dach zu speichern oder aber ließen sich Flusswasser anliefern, berichtet Kritanand Beeharry, Vorsitzender der landwirtschaftlichen Vermarktungskooperative. Die Regierung bezuschusst Haushalte mit Einkommen unter 330 US-Dollar, die einen Wassertank kaufen, mit 100 Dollar.

Die Vereinten Nationen haben Mauritius schon früher als wasserknappes Land eingestuft. Den UN-Standards zufolge gilt ein Land, das einen jährlichen Pro-Kopf-Wasserverbrauch von unter 1.700 Kubikmetern hat, als wasserarm. Mauritius hat einen Wasserverbrauch von lediglich 1.044 Kubikmetern pro Einwohner.

"Mehr als die Hälfte der Sommersaison ist vergangen, und auf der gesamten Insel gab es bisher nur 373 Millimeter Regen", stellt Rajen Mungra vom einheimischen Wetterdienst fest.

Das im Zentrum des Landes gelegene und mit einer Maximalkapazität von 27 Millionen Kubikmetern größte Wasserreservoir von Mare-aux-Vacoas ist nur noch zu 29 Prozent gefüllt. Es versorgt die wichtigsten Städte und fast die Hälfte der Bevölkerung. Während es früher täglich 110.000 Kubikmeter Wasser lieferte, sind es zurzeit nur noch 40.000 Kubikmeter.


Kampagne gegen Wasserverschwendung

Nach Angaben des CWA liefern auch in anderen Landesteilen Reservoirs und Grundwasserpumpen im Vergleich zu weniger trockenen Jahren nicht einmal mehr 50 Prozent.

Um die vorhandenen Ressourcen besser verteilen zu können, füllt der Wasserdienst kleine Reservoirs mit Wasser aus größeren Becken auf. Zudem wird weiter nach Grundwasser gebohrt und bislang ungenutztes Flusswasser mit neuen Filtern gesäubert und in Vorratsbecken geleitet.

Um die Wasserknappheit besser in den Griff zu bekommen, fordert der zuständige Dienstleister die Bevölkerung zu mehr Sparsamkeit beim Wasserverbrauch auf. Strikte Vorschriften sollen den Appell des CWA untermauern. So ist es bei Strafe verboten, Autos zu waschen oder Rasenflächen und Bürgersteige zu sprengen. Wasser verschwendenden Privathaushalten drohen Geldbußen von bis zu 1.800 Dollar oder bis zu zwei Jahre Gefängnis.

Der CWA-Vorsitzende Prem Saddul ist bislang mit dem Erfolg der Initiative nicht recht zufrieden, auch wenn seine Beamten die Einhaltung der Vorschriften kontrollieren und sogar die Polizei angewiesen ist, landesweit bei ihren Patrouillen Wasserverschwender aufs Korn zu nehmen.

"Auch der globale Klimawandel trägt dazu bei, dass es in Mauritius immer weniger regnet", betont der Aktivist Kheswar Beeharry-Panray. Der Vorsitzende der Organisation für Umwelt- und Naturschutz betonte: "Auch in Mauritius müssen wir uns darauf einstellen, dass wir weniger Regen bekommen als noch vor 20, 30 Jahren." Das liege nicht zuletzt daran, dass man in den Wassereinzugsgebieten zu viele Bäume gefällt habe. "Wo immer es möglich ist, müssen wir mehr Wasser als bisher speichern, etwa in Vorratsbehältern auf Dächern oder in kleinen Stauseen", fordert Beeharry-Panray. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2012