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WASSER/114: Nahost - Öl lässt Wirtschaft erblühen, doch für blühende Landschaften fehlt Wasser (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Januar 2013

Nahost: Öl lässt Wirtschaft erblühen - Doch für blühende Landschaften fehlt Wasser

von Thalif Deen


Bild: © Eva Bartlett/IPS

Kinder wie dieser kleine Junge im Gaza-Streifen sind die Hauptleidtragenden der Wasserknappheit im Nahen Osten
Bild: © Eva Bartlett/IPS

Abu Dhabi, 17. Januar (IPS) - Politische Entscheidungen drehen sich in vielen Ländern des Nahen Ostens häufig um das Thema Öl, dem fast einzigem Exportgut. Doch der Region geht das Wasser aus; und so könnten künftige Konflikte nicht Öl, sondern Wasser im Visier haben.

In dieser Woche trafen sich in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, 30.000 Vertreter von Staaten, Unternehmen und Zivilgesellschaft auf dem ersten Internationalen Wasser-Gipfel, um eine Strategie zu entwickeln, wie trotz künftiger Wasserknappheit die Stabilität in der Region gesichert werden kann.

"Für die Vereinigten Arabischen Emirate ist Wasser heute wichtiger als Öl", sprach Kronprinz General Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan auf dem Wassergipfel das neue Motto der Region aus.

Schuld an den Wasserproblemen ist unter anderem der Klimawandel, erklärte Munqeth Meyhar von 'Friends of the Earth' Nahost gegenüber IPS. Das sei vor allem für diejenigen ein Problem, die bereits jetzt nur unzureichenden Zugang zu Trinkwasser haben. Betroffen seien vor allem die Länder Jemen, Saudi-Arabien und der Irak. "Das Problem ist vor allem schlechtes Wasser-Management", kritisierte Meyhar.


Wüstenbildung erschwert Lebensbedingungen

Der Nahe Osten hat die weltgrößten Öl-Reserven und dadurch eine entsprechend blühende Wirtschaft. Doch das trockene Klima und die um sich greifende Wüstenbildung erschweren das Leben in der Region zunehmend.

Ein Großteil des vorhandenen Wassers in der Region wird genutzt, um das Land fruchtbar zu machen: 70 Prozent der Wasserreserven werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Große Bewässerungssysteme sind weit verbreitet und verschärfen die Wasserknappheit umso mehr, kritisiert Meyhar.

In Jordanien beispielsweise seien die Kosten für Wasser in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen, weil das Grundwasser immer knapper werde. In den vergangenen Jahren habe das Land nicht mehr ausreichend Nahrungsmittel für seine Bevölkerung produzieren können.

Die Wasserknappheit hat laut Meyhar vor allem in ländlichen Gebieten die Lebensbedingungen der Bevölkerung stark verschlechtert. Landflucht und steigende Bevölkerungszahlen in den Städten in den meisten Ländern des Nahen Ostens sind die Folge.

Auch Maßnahmen zur Entsalzung sind ein Problem. 70 Prozent der auf der Welt existierenden Entsalzungsanlagen stehen in Nahost, davon die meisten in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Bahrain. Auch Israel ist weit oben dabei.


Entsalzungsanlagen schaden Umwelt

Doch zum einen, so Meyhar, hat das Meerwasser, das in den Anlagen verarbeitet wird, hohe Anteile an Bor und Bromiden, die in Verbindung mit anderen Stoffen giftig oder umweltschädlich sein können. Die Abluft der Anlagen schadet der Umwelt und der lokalen Tier- und Pflanzenwelt. Durch den Entsalzungsprozess wird dem Wasser außerdem wichtiges Calcium entzogen.

Dazu kommt, dass das konzentrierte entzogene Salz häufig wieder in das Meer zurückgeführt wird. Die dadurch erhöhte Salzkonzentration im Wasser kann dem Ökosystem schaden. Schließlich schlucken Entsalzungsanlagen große Mengen an Energie. Dadurch steigen die Preise für Energie in der Region, was wiederum zu höheren Kosten für sauberes Wasser führt. Leidtragende sind die Verbraucher.

Meyhar plädiert dafür, statt Entsalzungsanlagen lieber sparsam mit Wasser umzugehen und Brauchwasser wieder aufzubereiten. Verschiedene Lösungen seien notwendig. "Wir müssen den Einsatz von Wasser in privaten Haushalten, der Landwirtschaft, dem Tourismus und der Industrie grundlegend verändern", so Meyhar. (Ende/IPS/jt/2013)


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http://www.www.internationalwatersummit.com/
http://www.ipsnews.net/2013/01/digging-for-water-but-striking-oil/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2013