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FORSCHUNG/690: Neue Doppelspitze für das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)


Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - 23. Februar 2018

Neue Doppelspitze für das PIK: Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften mit vereinten Kräften


Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) startet durch - eine innovative Doppelspitze soll Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften künftig so stark wie nie zusammenführen. Ab Ende September übernehmen der deutsche Ökonom Ottmar Edenhofer und der schwedische Erdsystemforscher Johan Rockström gemeinsam die Führung des weltweit renommierten Instituts. Dies beschloss am Freitag das Kuratorium des PIK unter Leitung des Brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Mit dem Abschied des Gründungsdirektors Hans Joachim Schellnhuber nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze des zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden Instituts wird in Potsdam eine neue Ära beginnen.

"Ich freue mich sehr, dass wir mit Ottmar Edenhofer und Johan Rockström zwei ausgewiesene und international hoch anerkannte Wissenschaftler für die neue Doppelspitze des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung gewinnen und damit das Verfahren der Nachfolge für den langjährigen Leiter Hans Joachim Schellnhuber zu einem sehr guten Ende führen konnten. Mit der heutigen Entscheidung des Kuratoriums hat das PIK Planungssicherheit für die Zukunft", erklärte der Vorsitzende des Kuratoriums, Carsten Feller vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

Globale Gemeinschaftsgüter und Planetare Grenzen

Die Doppelspitze als moderne Form der Führung des mehr als 300 Mitarbeiter starken Instituts bereitet das PIK vor auf die nächste Stufe des Forschungsfortschritts über Fächergrenzen hinweg, und steht für die Strategie der beiden neuen Direktoren, die das Institut gleichberechtigt leiten werden. "Wir bringen zwei sich perfekt ergänzende Ansätze zusammen, und diese Kombination hat es so noch nie gegeben: Das Konzept der Planetaren Grenzen der Belastbarkeit des Erdsystems mit dem Konzept der globalen Gemeinschaftsgüter", sagt Ottmar Edenhofer. "Damit verbinden wir Risikoforschung und Lösungsforschung, von global bis lokal." Johan Rockström erläutert: "Die Entwicklung der Welt hängt heute vom Erhalt der Stabilität des Erdsystems ab, und die Sicherung der Lebensgrundlagen kann nur gelingen, wenn Atmosphäre, Ozeane und Wälder als globales Gemeinschaftsgut nachhaltig bewirtschaftet werden. Die Auswirkungen des Klimawandels sind eine fundamentale Herausforderung. Die Stabilisierung des Klimasystems hängt davon ab, dass wir die Gesellschaften wieder mit dem Erdsystem verbinden. Das PIK ist in einer einzigartigen Position, um als weltweit führendes interdisziplinäres Institut der Forschung zu Klimafolgen und Nachhaltigkeit diese Herausforderung anzugehen."

Die bewährten klimaphysikalischen wie auch energieökonomischen Computersimulationen des PIK sollen dabei in den kommenden Jahren zunehmend ergänzt werden durch den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Analyse komplexer dynamischer Prozesse sowie großer Datenmengen, im Wissenschaftsjargon Big Data. Diese sind in Satellitenbeobachtungen und Eisbohrungen zu finden, aber auch etwa in Finanzmärkten und sozialen Medien wie Facebook.

"Schellnhuber als Pionier, für Potsdam und den Planeten"

"Bei aller Begeisterung über die neuen Herausforderungen sind wir einem Pionier der Erdsystemforschung zu tiefem, bleibendem Dank verpflichtet - Hans Joachim Schellnhuber, der phänomenale Aufbauarbeit geleistet hat, für Potsdam und für den Planeten", erklärten Rockström und Edenhofer. "Er ist nicht nur ein weltweit hoch anerkannter Spitzenwissenschaftler, sondern mehr als das: ein großer Denker und ein Mensch, dem das Schicksal derer, die am stärksten unter dem Klimawandel leiden werden, besonders am Herzen liegt. Wir sind sehr froh, dass wir auch in Zukunft auf seine Unterstützung zählen können."

Schellnhuber selbst erklärte als amtierender Direktor des PIK: "Ich bin hoch erfreut, dass wir mit diesen beiden brillanten Wissenschaftlern und herausragenden Führungspersönlichkeiten eine Nachfolge auf Weltklasse-Niveau sichern. Das PIK wird sich mit der Einrichtung dieser sozial-naturwissenschaftlichen Doppelspitze einmal mehr als Pionier im internationalen Forschungssystem erweisen. Denn die komplexen Probleme der modernen Welt erfordern eben auch neue wissenschaftliche Leitungsstrukturen, und die schaffen wir hier."

"PIK auf internationalem Spitzenniveau"

Rockström, 52, war bislang Direktor des Stockholm Resilience Centre an der Universität Stockholm in Schweden. Bevor er zu planetaren Grenzen zu forschen begann, arbeitete er viele Jahre zu Wasserknappheit und Resilienz in tropischen Ländern. Er wird mit dem Stockholm Resilience Centre verbunden bleiben und die wissenschaftliche Zusammenarbeit der Schweden mit dem PIK stärken. Edenhofer, 56, war bislang Chef-Ökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Er bleibt Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), einer Gründung von Stiftung Mercator und PIK. "Das MCC ist ein Pionier in der Forschung zu den Globalen Gemeinschaftsgütern. Durch eine intensive Kooperation mit dem MCC kann das PIK seine Expertise in den Sozialwissenschaften stärken, ohne seine Kernkompetenz im Bereich der Naturwissenschaften zu verlieren", sagte Edenhofer. In den kommenden Jahren wollen das PIK und das MCC ihre Zusammenarbeit stetig vertiefen, insbesondere bei der Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Politikberatung, welche die Grundlagenforschung ergänzt.

"Der Weitblick Hans Joachim Schellnhubers, vor mehr als 25 Jahren ein Institut zur Erforschung der Folgen des Klimawandels aufzubauen und es auf internationales Spitzenniveau zu führen, verdient unseren großen Dank und tiefen Respekt", sagt Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, "denn heute sind der Klimawandel und seine Folgen eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen für die Menschheit. Die Klimafolgenforschung setzt das kooperative Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Disziplinen voraus. Dieses Wesensmerkmal von Leibniz-Instituten verdeutlicht die neue Doppelspitze des PIK mit dem Ökonomen Ottmar Edenhofer und dem Umweltwissenschaftler Johan Rockström ganz besonders. Ich bin sehr davon überzeugt, dass das PIK auch unter der neuen Führung seinen Auftrag, den Klimawandel nicht nur zu erforschen, sondern auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse Empfehlungen für Politik und Gesellschaft zu formulieren, auch in Zukunft hervorragend und zum Wohle aller erfüllen wird."

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Quelle:
PIK-Pressemitteilung, 23.02.2018
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.
Pressestelle
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Twitter: @PIK_Klima


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2018

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