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ANBAU/141: Sachsen - Landwirtschaft soll mehr gegen die Bodenerosion unternehmen (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 944 vom 19. April 2010 - 29. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Sachsen: Landwirtschaft soll mehr gegen die Bodenerosion unternehmen


Sachsen will - auch aus Gewässerschutzgründen - eine stärkere Anwendung des bodenschonenden Direktsaatverfahrens in der Landwirtschaft erreichen. Dazu hat das sächsische Landwirtschaftsministerium auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) am 14. April 2010 eine Direktsaat-Parzellendrillmaschine mit Cross-Slot-Technik den staunenden Landwirten vorgestellt. "Derzeit verlieren wir Jahr für Jahr unglaubliche Mengen an Ackerboden durch Erosion. Die so abgetragenen Mengen fehlen den Landwirten, dafür belasten sie unsere Gewässer", erläuterte der sächsische Landwirtschafts- und Umweltminister. In Dresden geht man davon aus, dass "jährlich rund drei Millionen Tonnen Boden von den sächsischen Ackerflächen abgespült" werden. Die abgeschwemmten Feinsedimente verstopfen in den Bächen das Sand- und Kieslückensystem, so dass Kieslaicher (beispielsweise Forellen, Äschen und Lachse) keine geeigneten Laichbiotope mehr finden. Die Bekämpfung der Bodenerosion stellt einen agrarumweltpolitischen Schwerpunkt im Freistaat Sachsen dar - dies auch deshalb, weil angenommen wird, dass infolge des Klimawandels künftig mit einer Zunahme von Extremwitterungsereignissen (lange Trockenperioden und Zunahme von Starkniederschlägen) und damit mit einer höheren Erosionsgefährdung in Sachsen gerechnet werden muss. Mit dem Verfahren der Direktsaat (siehe Kasten) könnten die Landwirte einen besonders wirksamen Beitrag zum Boden-, Gewässer- und zum vorbeugenden Hochwasserschutz sowie zur Anpassung an den Klimawandel leisten.

"Mit der heute vorgestellten Maschine kann Sachsen künftig eine Vorreiterrolle bei der praxisgerechten Weiterentwicklung der Direktsaat einnehmen", hoffte der Minister lt. Pressemitt. 52/2010. Vorgeführt wurde die Maschine bei Landwirt Thomas Sander, der seinen Landwirtschaftsbetrieb konsequent auf Direktsaat umgestellt hat. Er habe mit diesem Verfahren sehr gute Erfahrungen gemacht und hofft, dass durch die Versuche noch offene Fragen geklärt werden und künftig mehr Landwirte diese Technik einsetzen. Der Direktsaat stehen die meisten Landwirte noch mit vielen Vorbehalten gegenüber. Die Landwirte halten eisern am Pflügen fest, auch wenn sie bei trockenem Wetter beeindruckende Staubwolken hinter ihrem Trecker herziehen. Um die Skepsis der Bauern zu überwinden, hat Sachsen den Bau der Direktsaat-Parzellendrillmaschine zu Versuchszwecken gefördert, damit die praxisgerechte Weiterentwicklung der Direktsaat vorangetrieben werden kann.


Wie funktioniert die Direktsaat?

Die Direktsaat gilt als das wirksamste Ackerbauverfahren zur Vermeidung von Bodenerosion, weil vollständig auf eine wendende oder lockernde Bodenbearbeitung verzichtet wird. Mit sogenannten Cross-Slot-Säscharen, die einem umgekehrten "T" entsprechen, wird der Boden wie mit einem Reißverschluss bis auf Saattiefe geöffnet. Auf der einen Seite des Säschlitzes wird das Saatgut und auf der gegenüberliegenden Seite der Dünger abgelegt. Danach wird der Boden wieder angedrückt. Die Direktsaat vermindert Stoffeinträge in Oberflächengewässer weitgehend, erhöht zudem das Wasseraufnahmevermögen und die Tragfähigkeit des Bodens, verbessert die Wasserversorgung der Pflanzenbestände, verringert den Dieselverbrauch und erhöht die Humus- und damit Kohlenstoffspeicherung im Oberboden.

Die Versuchsergebnisse und die daraus folgenden Konsequenzen sollen den misstrauischen Landwirten anschließend auf verschiedenen Veranstaltungen präsentiert werden. Bislang werden Landwirte vor allem durch Fördermaßnahmen sowie Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen bei der Anwendung erosionsmindernder Bewirtschaftungsmaßnahmen unterstützt. Dies gilt auch für die anderen Bundesländer, bei denen die Landwirte, die erosionsmindernd ihre Äcker bestellen, Zuschüsse aus den Agrarumweltprogrammen erhalten. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es beispielsweise Zuschüsse für folgende Maßnahmen:

- Einführung und Beibehaltung eines bodenschonenden und
erosionsmindernden Ackerfutterbaus,

- erosionsmindernder Anbauverfahren durch die kombinierte Anwendung des Anbaus von Zwischenfrüchten oder Untersaaten und Mulch-/Direktsaaten (zum Thema "Erosion" siehe auch Fußzeilen auf Seite 2!).


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Neben der Wüstenbildung und der Versalzung ist die Erosion der dritte wichtige Faktor, der weltweit in immer dramatischerem Ausmaß die landwirtschaftlichen Nutzflächen bedroht. Unsere Materialsammlung "Erosion" bietet zu diesem Thema Literatur- und Recherchehinweise, alle bislang zur Erosionsproblematik erschienenen RUNDBR.-Notizen sowie einen über 15 Jahre gehenden ausführlichen Pressespiegel über die Erosion in unseren Breiten, in den USA und in der Dritten Welt. Bezug gegen VOREINSENDUNG von 15 Euro (V-Scheck, Briefm., bar).


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 944/2010
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, D-79106 Freiburg
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2010