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ERNÄHRUNG/106: Stuttgarter Steaks fressen Paraguays Wald (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 25. Juli 2013

Stuttgarter Steaks fressen Paraguays Wald



Stuttgart/Asunción. Über 10.000 Kilometer liegen zwischen Stuttgart und Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Doch in Zeiten der globalisierten Lebensmittelindustrie schrumpft diese Distanz auf die Wegstrecke zum nächsten Supermarkt: In unseren konventionell hergestellten europäischen Fleischprodukten stecken jede Menge Rohmaterialien aus Lateinamerika.

Elías Díaz Peña, Geschäftsführer der paraguayischen Umweltorganisation Sobrevivencia und derzeit auf Vortragsreise durch Europa, berichtet von dramatischen Zuständen in seinem Heimatland: "Der Fleischkonsum in Europa hat katastrophale Folgen für Mensch und Umwelt in Südamerika. Für den Sojaanbau als Futtermittel werden bei uns die letzten Regenwälder gerodet und Menschen gewaltsam von ihrem Land vertrieben." Ein Großteil der zumeist auch noch genmanipulierten Sojabohnen wird nach Europa exportiert, wo sie als Futtermittel in der Massentierhaltung verwendet werden.

"Es ist ungemein wichtig, dass Europa, die Bundesrepublik, aber auch Baden-Württemberg endlich ein Gentechnikverbot für die gesamte Landwirtschaft und damit auch für die Futtermittelherstellung erlassen", so BUND-Agrarexperte Gottfried May-Stürmer, "damit wäre der Zugang zu gesunden Lebensmitteln für alle Bürgerinnen und Bürger hier bei uns gewährleistet. Und gleichzeitig würden wir auch Verantwortung für die Menschen in Lateinamerika übernehmen, die unter den Folgen unseres Konsums leiden." May-Stürmer forderte Landwirtschaftsminister Alexander Bonde auf, von den rechtlichen Möglichkeiten für ein gentechnikfreies Baden-Württemberg Gebrauch zu machen.

Zudem machte der BUND-Agrarreferent darauf aufmerksam, beim Einkauf auf regionale Bio-Produkte zu achten, gerade in der aktuellen Grill-Hochsaison: "Es werden nicht nur die Tiere, deren Fleisch wir auf den Grill legen, mit Gen-Soja aus Südamerika gefüttert - sogar rund ein Viertel der in Deutschland verbrauchten Grillkohle stammt aus Paraguay!" Elías Díaz Peña betonte, dass der Kauf konventionell hergestellter oder verarbeiteter Produkte aus Paraguay nicht den oft armen Landwirten in seinem Land zugute kommt: "Ein Großteil des Ackerlandes befindet sich in den Händen von wenigen Großgrundbesitzern. Um die Kleinbauern zu unterstützen, muss man auf fair gehandelte Produkte zurückgreifen."

Wie ein lokales Projekt zur Förderung des bewussteren Umgangs mit dem Fleischkonsum aussehen kann, zeigte die Stuttgarter BUND-Kreisvorsitzende Clarissa Seitz. Beim "VeggieDay" soll es ab Herbst 2013 heißen: Donnerstag ist der neue FleischfreiTag. "Bereits ein fleischfreier Tag in der Woche hat enorme positive Auswirkungen. Und es schmeckt lecker!", so Seitz. Es gehe beim "VeggieDay" nicht darum, zum Verzicht auf Fleisch aufzurufen, sondern zu motivieren, leckeres vegetarisches und veganes Essen in vielerlei Varianten zu probieren. Clarissa Seitz betont: "Keine Maßnahme zum Klimaschutz, zur Ernährungssicherheit und zum Tierschutz ist so schnell und so einfach zu realisieren wie ein VeggieDay. Jeder kann teilnehmen und bewusst einen Tag in der Woche auf Fleisch verzichten, egal ob jung oder alt, arm oder reich." Nach der Sommerpause wird der BUND Stuttgart aktiv auf Restaurants, Firmen, Kantinen und öffentliche Einrichtungen zugehen, um sie für eine Teilnahme am "VeggieDay", den es übrigens schon in zahlreichen Städten von Bremen bis Sao Paulo gibt, zu begeistern.

Hintergrund: Elías Díaz Peña ist Geschäftsführer der Umweltorganisation Sobrevivencia - Friends of the Earth Paraguay, war Berater des paraguayischen Umweltministers und Vertreter seines Landes beim Weltklimagipfel 1992 in Rio. 2000 erhielt Díaz Pena den "Goldman Environmental Prize for South and Central America".

Weitere Infos zum Projekt "VeggieDay" unter
www.veggieday-stuttgart.de.

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Quelle:
Pressemitteilung, 25.07.2013
NABU Nordrhein-Westfalen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2013