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GENTECHNIK/1035: Risiken der Gentechnik-Soja Intacta weiterhin auf dem Prüfstand (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 15. Januar 2017
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Risiken der Gentechnik-Soja Intacta weiterhin auf dem Prüfstand

Wissenschaftliche Publikation stellt Begründung des Europäischen Gerichtshofs infrage


15. Januar 2017 / Eine neue wissenschaftliche Publikation von Testbiotech zeigt, dass die gesundheitlichen Risiken von Monsantos Gentechnik-Soja "Intacta" vor ihrer EU-Zulassung nicht ausreichend geprüft wurden. Die gentechnisch veränderte Soja, die in Lebens- und Futtermitteln eingesetzt werden darf, produziert ein Insektengift und ist resistent gegenüber dem Herbizid Glyphosat. Gesundheitliche Risiken, die mit Wechselwirkungen der Rückstände der Glyphosatmischungen und der Insektengifte einhergehen, wurden nicht untersucht, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass sich deren Giftigkeit gegenseitig verstärken kann. Zudem besteht der Verdacht, dass mit dem Verzehr der Soja ein erhöhtes Risiko für Immunkrankheiten einhergehen könnte.

Die Publikation beruht auf der Analyse von Testbiotech, die auch Grundlage einer Klage gegen die EU-Zulassung der Gentechnik-Soja Intacta war. Der EU-Gerichtshof hatte die Klage Mitte Dezember 2016 zurückgewiesen. Dabei wurden zwar die Klagemöglichkeiten von Nichtregierungsorganisationen grundsätzlich gestärkt. Dem eigentlichen Anliegen von Testbiotech, die Gentechnik-Soja einer genaueren Risikoprüfung zu unterziehen, wurde jedoch nicht stattgegeben.

Die jetzt vorliegende Publikation macht unter anderem deutlich, dass dem Gericht inhaltliche Fehler unterlaufen sind. So verwarf das Gericht wichtige Untersuchungen mit dem Argument, dass diese keine klaren Aussagen über gesundheitliche Risiken erlauben würden. Ein Beispiel sind Untersuchungen an Wasserflöhen, die als wichtige Modellorganismen gelten. Nach Ansicht des Gerichts müssten diese schon deswegen nicht berücksichtigt werden, weil die Wasserflöhe mit den Gentechnik-Sojabohnen nicht in Berührung kämen. Doch aus wissenschaftlicher Sicht sind die Ergebnisse relevant, da sie die Notwendigkeit weiterer und gezielterer Experimente zeigen, solange aussagekräftige Untersuchungen im Hinblick auf gesundheitliche Risiken fehlen.

Testbiotech prüft derzeit noch, Beschwerde gegen das Urteil einzulegen. Da das Gericht zu weiten Teilen eher formalistisch geprüft hat, steht zu befürchten, dass es auch in der nächsten Instanz schwierig werden könnte, wissenschaftliche Argumente anzuführen.

"Das Problem ist, dass die Vorschriften der EU ein wesentlich höheres Sicherheitsniveau vorsehen, als dies in der Praxis realisiert wird. Die EU-Kommission, die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA und Monsanto haben sich jetzt vor Gericht gemeinsam gegen dringend notwendige Verbesserungen gewehrt", sagt Christoph Then von Testbiotech. "Wir werden uns auch in Zukunft darum bemühen, die Interessen der Öffentlichkeit gegen diese Allianz von Industrie, Behörden und Politik durchzusetzen."



Weitere Informationen:

Die Publikation
http://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-016-0099-0

Die Entscheidung des Gerichts
http://curia.europa.eu/jcms/upload/docs/application/pdf/2016-12/cp160135en.pdf

Weitere Informationen zum Gerichtsverfahren
https://www.testbiotech.org/eugericht

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Quelle:
Testbiotech e. V., 15.01.2017
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2017

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