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INITIATIVE/204: Neues Bündnis "Agrarzukunft Baden-Württemberg" fordert ökologische Agrarpolitik (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 18. Oktober 2010

"Bündnis Agrarzukunft Baden-Württemberg" gegründet

Mitglieder fordern ökologische Ausrichtung der Agrarpolitik


Ravensburg/Stuttgart. Am gestrigen Sonntag, 17.10.2010, hat sich das neu gegründete "Bündnis Agrarzukunft Baden-Württemberg - Bäuerliche Landwirtschaft für Umwelt und Verbraucher" auf der Oberschwabenschau in Ravensburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Mitglieder des Bündnisses sind die Landesverbände der Öko-Landbauverbände Bioland und Demeter, des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL), des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) sowie das Forum Pro Schwarzwaldbauern, die Hohenheimer Studenteninitiative FRESH und die Menschenrechtsinitiative FIAN Deutschland. Für das Bündnis forderte der Bioland-Landesvorsitzende Berthold Weber: "Baden-Württemberg braucht eine Landwirtschaft, die auf Agrogentechnik verzichtet - auch bei der Futterproduktion." Die Landesregierung müsse traditionelle, naturnahe Anbaumethoden viel stärker fördern als bisher. "Dazu gehört auch, dass die Bauern das Futter für ihre Milch- und Fleischproduktion überwiegend selbst erzeugen. Es darf sich nicht mehr lohnen, billig in Brasilien einzukaufen." Produkte, die nach diesen Kriterien erzeugt werden, müssten für den Verbraucher eindeutig erkennbar ausgezeichnet werden. "Nur so schaffen wir die Voraussetzung, dass der Kunde bereit ist für nachhaltige landwirtschaftliche Produkte auch mehr zu bezahlen", erklärte Weber.

Auch die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender forderte von der Landesregierung eine Agrarpolitik, die sich am Leitbild einer multifunktionalen, bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft mit globaler Verantwortung orientiert. "Für die Bauern muss es sich lohnen, Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern", sagte Dahlbender, "wir müssen endlich Schluss machen mit einer Agrarpolitik, die Großbetrieben ohne jede Rücksicht auf ökologische Leistungen erhebliche Gelder zuweist, während für bäuerliche Betriebe, die unsere Landschaft erhalten und gestalten, nur Almosen übrig bleiben". Es sei kein Zustand, dass 20 % der Betriebe, von denen die allerwenigsten in Baden-Württemberg liegen, 85 % der Agrarförderung einstreichen. Öffentliche Gelder dürften künftig nur gezahlt werden für gesellschaftlich erwünschte Leistungen wie zum Beispiel die Erhaltung der Artenvielfalt, den Klima- und Grundwasserschutz oder als Ausgleich für natürliche Benachteiligungen oder behördliche Auflagen. Bei der Honorierung dieser Leistungen müsse wieder ein deutlicher Anreiz geschaffen werden. Dahlbender: "Wir müssen entweder das Geld von der ersten in die zweite Säule oder die Inhalte von der zweiten in die erste Säule verschieben."

Die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) Maria Heubuch stellte die Konsequenzen des Weltagrarberichts für Baden-Württemberg vor. Er zeige, dass 60 % der Welternten von Betrieben mit weniger als 2 Hektar Fläche stammt. Brasilien exportiere 80 % der Sojaernte, während 30 Millionen Brasilianer hungern. "Bei der industriellen Landwirtschaft geht es nicht um Hunger, sondern um Profit", folgerte Heubuch: "Es geht nicht um Weltmarktanteil um jeden Preis, sondern um einen guten Preis für den Marktanteil, den wir haben."

"Wie kann man behaupten, dass die Agrarpolitik erfolgreich ist, wenn jedes Jahr Tausende von Bauern aussteigen und die ortsnahe Versorgung mit Qualitätslebensmitteln auf dem Spiel steht?", fragte Romuald Schaber vom Bund Deutscher Milcherzeuger. Er forderte die Politiker auf, die Macht der Verbraucher mit Projekten wie der "Fairen Milch" zu nutzten. Dabei erhält der Erzeuger einen kostendeckenden Preis, die Produktion orientiert sich an Kriterien wie Langlebigkeit der Kühe und Tiergesundheit. Auch die menschliche Gesundheit profitiere: Durch die Erzeugung auf der Basis von Gras und Heu enthält sie einen besonders hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Das Bündnis forderte für die Zukunft eine Mitsprache bei der Gestaltung der baden-württembergischen Agrarpolitik, die die Interessen der Bauern und Verbraucher viel stärker berücksichtigen müsse.


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Quelle:
Presseinformation, 18. Oktober 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2010