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MASSNAHMEN/082: Wiesenweihen-Brutplätze in Gefahr durch Wegfall von Stillegungsflächen (Kreis Soest)


Kreis Soest - Pressemitteilung von Donnerstag, 2. Juli 2009

Lebensraum in Gefahr

Minister Uhlenberg besuchte Wiesenweihen-Brutplätze und Vertragsnaturschutzprojekte


Kreis Soest (kso.2009.07.02.294.-rn). Nach Einschätzung von Experten ist der Vertragsnaturschutz im Kreis Soest eine Erfolgsgeschichte. Alle Bemühungen reichen aber nicht, um den Wegfall von Stilllegungsflächen seit Herbst 2007 aufzufangen, als die EU deren Prozentsatz auf Null setzte und viele wieder unter den Pflug genommen wurden. Um den Lebensraum für die Wiesenweihe und andere typische Feldvogelarten zu erhalten, ist die Finanzierung zusätzlicher Maßnahmen wünschenswert. Das erläuterten Vertreter der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Soest und des Beirats zur Hellwegbördevereinbarung dem nordrhein-westfälischen Umweltminister Eckhard Uhlenberg während einer Exkursion am Donnerstag, 2. Juli 2009. Uhlenberg besuchte Brutstätten der Wiesenweihe bei Geseke und Vertragsnaturschutzprojekte in Rüthen-Weickede.

Im Jahr 2003 ist die "Vereinbarung zum Schutz der Wiesenweihe und der anderen Offenlandarten in der Hellwegbörde" in Kraft getreten. Das 48.000 Hektar große Gebiet ist aufgrund der hohen überregionalen Bedeutung für mehrere Vogelarten als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen worden. Im Rahmen des vereinbarten freiwilligen Schutzes werden Nahrungs-, Brut- und Rastflächen für die Vögel der offenen Agrarlandschaft mit Mitteln der Steine-Erden-Industrie, des Kreises Soest und des Landes NRW geschaffen. Dazu werden den Landwirten Vertragsnaturschutzangebote für Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen für die Vögel gemacht. Im Jahr 2008 wurden Verträge mit 32 Landwirten über 60 Flächen mit einer Gesamtgröße von 132 Hektar abgeschlossen (Entschädigung; 65.900 Euro).

Die durchgeführten Maßnahmen sind nach Ansicht der Experten bestens geeignet, die Lebensbedingungen der Vögel der Agrarlandschaft Hellwegbörde punktuell deutlich zu verbessern. "Ihr Flächenanteil ist allerdings zu gering, um die Bestände der relevanten Vogelarten dauerhaft zu erhalten", schränkte Dr. Ralf Joest, bei der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest (ABU) angestellter zuständiger Betreuer der Maßnahmen zur Umsetzung der Hellwegbörde-Vereinbarung, während der Exkursion ein. "Die Bestände zahlreicher Vogelarten der offenen Agrarlandschaft nehmen ab. Das betrifft auch die Wiesenweihe, deren lokale Population seit Mitte der 1990er Jahre ausdünnt. Eine der Ursachen hierfür ist vermutlich der Rückgang der von der Wiesenweihe als Nahrungsflächen genutzten Stilllegungsflächen."

Minister Uhlenberg ging davon aus, dass angesichts sinkender Getreidepreise wieder mehr Flächen zur Verfügung gestellt werden. Er lobte die Hellwegbördevereinbarung. Freiwilligkeit sei die beste Grundlage für den Naturschutz und erreiche mehr als Verordnungen. Er stellte in diesem Zusammenhang heraus, dass das Land noch nie so viel finanzielle Mittel wie im Jahr 2009 für den Naturschutz zur Verfügung gestellt habe.

Der Beirat der Hellwegbördevereinbarung, der sich zusammensetzt aus Vertretern der Landwirtschaft, der Steine-Erden-Industrie, der IHK, der Kommunen, der Bezirksregierung, der Naturschutzverbände und des Kreises Soest, hat sich auf seine Fahnen geschrieben, auch in Zukunft Landwirten mit Mitteln des Vertragsnaturschutzes und des Förderprojektes Hellwegbördevereinbarung attraktive Entschädigungsleistungen für Vogelschutzmaßnahmen anbieten zu können. Bei der Projektförderung Hellwegbördevereinbarung trägt das Land zurzeit nur die Personal- und Sachkosten. Die landwirtschaftlichen Maßnahmen werden bislang im Wesentlichen von der Steine-Erden-Industrie und vom Kreis Soest finanziert.

Im gesamten Kulturlandschaftsprogramm stellen im Kreis Soest im Rahmen des Vertragsnaturschutzes 237 Landwirte 740 Flächen mit einer Fläche von 1.047 Hektar zur Verfügung (Stand Oktober 2008). EU, Land und Kreis gewähren jährlich eine Gesamtfördersumme vom 413.208 Euro. 217 Hektar liegen auf Ackerflächen. Auf 140 Hektar davon wird auf Tiefpflüge ebenso wie auf chemische Mittel zur Bekämpfung von Insekten und Nagetieren verzichtet, 75,7 Hektar sind stillgelegt (insgesamt 83 Flächen, 36 teilnehmende Landwirte, 62.143 Euro Fördermittel).


Dieser Meldung sind folgende Medien zugeordnet:

Diskussion in der Feldflur http://www.presse-service.de/medienarchiv.cfm?medien_id=81347

Offenlandarten im Focus http://www.presse-service.de/medienarchiv.cfm?medien_id=81348


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Quelle:
Pressemitteilung von Donnerstag, 2. Juli 2009
Kreis Soest
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2009