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VIELFALT/098: Alte Obstsorten erhalten - erfolgreiches Projekt der BN-Kreisgruppe Schwabach (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 29. März 2010 Kategorie: Artenschutz

Alte Obstsorten erhalten - erfolgreiches Projekt der BN-Kreisgruppe Schwabach

Landesvorstand des Bundes Naturschutz zu Besuch in Mittelfranken - Ortstermin Schwabach


Die Kreisgruppe Schwabach des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. befasst sich seit einigen Jahren mit der Erfassung alter Obstbäume in Schwabach. Obwohl das Gebiet um Schwabach kein ausgewiesen günstiger Standort für Obstbäume ist, wurden doch einige Sorten entdeckt, die bereits schon sehr alt sind. Besonders auffällig sind dabei alte Birnbäume, die sich zum Teil in Schwabach nicht weit von der ursprünglichen Altstadt befinden.

Beim Besuch in Schwabach überzeugten sich die VertreterInnen des BN- Landesvorstandes vom Reichtum alter Obstsorten im Stadtgebiet. Die Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Schwabach, Almut Churavy und die Ehrenvorsitzende, Karin Holluba-Rau, erläuterten Ziele und Hintergründe des Projektes.

"Bei den vielen Birnensorten handelt es sich einerseits um alte Wirtschaftssorten für den frischen Verzehr, wie die Aarener Pfundsbirne, eine besonders große Sorte. Der Baum am Standort in der Penzendorfer Straße ist wohl einer der mächtigsten Birnenbäume in Süddeutschland mit einem Stammumfang von zwei Meter vierzig", erläutert Almut Churavy die Besonderheit des besuchten Birnbaums.

"Der weit größere Teil sind jedoch unbekannte Birnensorten, die besonders früh reifen, sehr ertragreich sind und sehr kleine Früchte hervorbringen. Diese Birnen wurden früher gedörrt und als sogenannten 'Hutzeln', also als Dörrbirnen vielfältig verarbeitet. Eine der bekannten Vertreter dieser Sorten ist die Sußbirne", so Churavy.

Die ehemalige Vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende, Karin Holluba-Rau begründete den Hintergrund des BN-Projektes: "Die Bäume sind in ihrem Standort durch den Siedlungsdruck akut gefährdet. Deshalb unternimmt der BN zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Schwabach und mit Unterstützung durch die Schwabacher Stadtgärtnerei massive Anstrengungen diese Sorten zu erhalten. Das Projekt der Kreisgruppe Schwabach umfasst die Erfassung, Kartierung, Rettung und Vermehrung alter Obstsorten, insbesondere alter Apfel- und Birnensorten. So konnten z.B. Reiser von alten Obstbäumen aus Privatgärten und kommunalen Flächen abgenommen werden. Diese wurden auf neue Unterlagen gepfropft. Ca. 200 so neu geschaffene Obstbäume stehen jetzt auf dem Gelände der Stadtgärtnerei. Sie werden von BN-Aktiven mit gepflegt und sollen ab einer bestimmten Größe wieder in Privatgärten ausgepflanzt werden. Dadurch konnten schon einige einzigartige Obstbaumsorten vor dem Aussterben in Schwabach bewahrt werden."

"Wir wollen im Internationalen Jahr der Biodiversität 2010 auch auf den Wert von Obstbäumen und auf die Dringlichkeit der Rettung der alten Sorten aufmerksam machen", so der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger. "Mit diesem Projekt hat die Kreisgruppe Schwabach einen bedeutenden Beitrag geleistet, um dem Gedanken der Biodiversität, der Arten-, Sorten- und Lebensraumvielfalt Rechnung zu tragen. Wir können nur hoffen, dass die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Schwabacher Landschaftspflegeverband auch in Zukunft Früchte trägt, um jahrhundertealte Zuchterfolge vor dem Aussterben zu bewahren."

Der Hauptakteur bei diesem Projekt, Günter Grimm, erhielt für sein Engagement im vergangenen Jahr den Schwabacher Umwelt- und Naturschutzpreis. Die Kreisgruppe Schwabach pflegt darüber hinaus BN-eigene Streuobstwiesen und stellt aus den Früchten Saft her.

Die Erhaltung alter Obstsorten und der landschaftsprägenden Streuobstbestände ist ein zentrales Projekt des BN und seiner Kreis- und Ortsgruppen. So gelang es durch zahlreiche Naturschutz- und Regionalvermarktungsprojekte (z.B. Streuobst-Apfelsaftvermarktung) eine breite Öffentlichkeit auf die große Bedeutung dieser Nutzungsform aufmerksam zu machen. Nicht zuletzt infolge des Einsatzes des BN wurden mittlerweile vom Umweltministerium (Vertragsnaturschutzprogramm) und vom Landwirtschaftsministerium

(Kulturlandschaftsprogramm) finanzielle Förderprogramme für Erhaltung, Pflege und Neupflanzung von Streuobstbeständen geschaffen. Von Gemeinden werden immer öfter Flächen für die Neuanlage von Obstwiesen zur Verfügung gestellt.

Große Vermarktungsprojekte des BN mit Kooperationspartnern sorgen mittlerweile für die Abnahme von Äpfeln für die Saftherstellung (z.B. im Lkr. Ansbach mit bis zu 120 t Apfelsammlung) oder Kirschen für den direkten Verzehr oder Likörherstellung (z.B. Kirschenprojekt der Kreisgruppe Erlangen).

Mit Streuobst- und Apfelfesten wie in Fürth, Winkelhaid (Lkr. Nürnberger Land), Burgbernheim (Lkr. Neustadt/A - Bad Windsheim), Schillingsfürst (Lkr. Ansbach), Kasberg (Lkr. Forchheim), Ebern (Lkr. Hassberge), Untersiemau (Lkr. Coburg), Reinersreuth (Lkr. Hof), Holzheim (Lkr. Dillingen) u.a. wirbt der BN seit Jahren erfolgreich in der Region für Streuobstbestände. Die Kreisgruppe Forchheim präsentiert ihr Projekt jährlich mit einem Stand bei der Consumenta in Nürnberg. 2011 wird der BN zusätzlich mit einem Stand bei der Messe Freizeit vertreten sein.

gez. Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken

Autor: Tom Konopka

Download: PM-026c-10-Alte-Obstsorten-erhalten-Schwabach.pdf


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Quelle:
Presseinformation PM 026c/10, 29.03.2010
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2010