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WALD/134: NABU Thüringen sieht zukünftiges Forstprogramm zu holzlastig (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 1. Juni 2010

Ist "Wald im Wandel" wirklich eine Chance für Thüringen?

NABU Thüringen sieht das zukünftige Forstprogramm zu holzlastig und die Belange des Naturschutzes zu wenig berücksichtigt


Das zukünftige Forstprogramm für Thüringen steht kurz vor seiner Vollendung. Unter dem Tenor "Wald im Wandel - eine Chance für Thüringen" wurde versucht, verschiedene Verbands- und Interessenvertreter aus den Bereichen der Forstverwaltung, der Waldbesitzer, der Holz- und Sägeindustrie, des Tourismus und des Naturschutzes in den Entwicklungsprozess des Forstprogramms einzubeziehen. Der Dialog, der aus Sicht des Naturschutzes kritisch gesehen wird, muss auch hinsichtlich des durch die Teilnehmerliste vorgegebenen Abstimmungsmodus hinterfragt werden. Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen, erklärt hierzu: "Wir sind in den Diskussionsprozess viel zu spät eingebunden worden und hatten letztendlich nicht genügend Zeit um unseren schriftlich formulierten Forderungen Nachdruck zu verleihen."

Aus Sicht des NABU Thüringen ist bei dem verabschiedeten Papier von einer nachhaltigen, ressourcenschonenden und naturnahen Waldbewirtschaftung nur wenig zu spüren. Die fast ausschließlich holzwirtschaftliche Betrachtung lässt als "wirtschaftliches Waldprodukt" nur noch den Tourismus gelten. Die immer wichtiger werdende Aufgabe des Waldes zur Daseinsvorsorge, einer Verpflichtung des Staates für seine Bürger, zum Beispiel als Kaltluftspender, Wasserspeicher, Staubfilter, Schadstoffsammler und Hort der Artenvielfalt, wird nur am Rande und unter dem schwammigen Begriff Wohlfahrtsfunktion erwähnt. Etwas ausführlicher widmet sich das Papier der Klimaproblematik und der Kohlenstoff-Speicherfunktion des Waldes. Die Sorge um die Erhaltung der Biodiversität wird im "Jahr der Artenvielfalt" ebenfalls nur am Rande genannt. "Der Beschluss des Bundeskabinetts, 5% der Gesamtwaldfläche aus der Nutzung zu nehmen, wird weitgehend ignoriert. Es fehlen konkrete Zahlen und Zieltermine, obwohl die Koalitionsvereinbarung der Landesregierung dies ganz klar fordert" erklärt Mike Jessat.

Wälder dürfen nach Meinung der Naturschützer nicht nur als Rohstofflieferanten gesehen werden, sondern sind auch Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. In dem Papier wird zwar eine großflächige Umsetzung der naturnahen Waldbewirtschaftung und die positiven Einflüsse auf die Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt gefordert. Wie diese aber unter dem enormen Druck der Holzindustrie im Sinne der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung umgesetzt werden soll, wird kaum erwähnt. Für die in Aussicht gestellte Endfassung des Papiers fordert der NABU eindringlich die Stärkung aller Zielfunktionen des Waldes, die als Daseinsfürsorge für uns Menschen unerlässlich sind.


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Quelle:
Pressemitteilung, 01.06.2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2010