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BILDUNG/215: Wo der Biber Gute Nacht sagt - NABU-Naturerlebniszentrum "Blumberger Mühle" (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 3/15
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Wo der Biber Gute Nacht sagt
Natur entdecken im NABU-Naturerlebniszentrum "Blumberger Mühle".

von Nicole Flöper


Hundsrose, Nachtigall und Neuntöter sind hier zu Hause. 17 Skudden sorgen für Ordnung. Zu finden sind sie im NABU-Naturerlebniszentrum "Blumberger Mühle". In dem UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in der Uckermarck gelegen, nahe der Stadt Angermünde, bietet es kleinen und großen Besuchern eine beeindruckende und vielfältige Erlebnislandschaft im weitgefassten Außengelände. Eine neue Ausstellung zum Thema "Wald" erklärt zudem durch viele interaktive Elemente die Entwicklung vom Wirtschaftswald zum "Urwald von morgen". Im Laub-Sitzsack können sich Besucher von der sprechenden Eiche aus der Uckermark einige Geschichten erzählen lassen.

"Zu uns kommen nicht nur viele Besucher aus der Region, auch Interessierte aus ganz Deutschland. Unsere Gästebucheinträge zeigen uns immer wieder, wie begeistert die Besucher von unserer Anlage sind", erzählt Mathias Otto, unter anderem verantwortlich für den Besucherdienst der Blumberger Mühle. "Eine Frau kommt jedes Jahr aus Süddeutschland zu uns, um Rotbauchunken und Laubfrösche zu hören. Andere wiederum reisen zum Vogelzug an, denn an unseren Fischteichen können viele verschiedene Vogelarten beobachtet werden."

Schildkrötennachwuchs

Auch architektonisch ist die Blumberger Mühle einzigartig: Das Gebäude, das 1997 eröffnet wurde, ist einem hohlen Baumstamm nachempfunden. Durch die Höhlung in der Mitte betreten Besucher das Außengelände. Hält man sich rechts, steht man nach einigen Metern im Gebiet der Sumpfschildkröten. "Wir haben die einzige begehbare Anlage in Deutschland, in der Sumpfschildkröten in ihrem natürlichen Habitat beobachtet werden können. Erfreulich ist für uns auch, dass sie sich jedes Jahr reproduzieren", sagt Otto. Von dort aus geht es weiter in einen Hohlweg, bei dem Besucher in eine andere, im Sommer kühle, Welt eintauchen können. Typische Pflanzen wie die Hundsrose sind zu sehen, und die Nachtigall ist zu hören. Der Rundgang führt zu den Mager- und Trockenrasen, auf denen Sandstrohblume und Habichtskraut wachsen. Als natürliche "Mähmaschinen" arbeiten 17 Skudden. Die alte Schafsrasse, die auf der roten Liste der bedrohten Nutztierrassen steht, ist sehr genügsam und kann auf Mager- und Trockenrasen gut eingesetzt werden.

"Die Blumberger Mühle bietet kleinen und großen Besuchern eine beeindruckende und vielfältige Erlebnislandschaft."


Ort der Inspiration

Unterschiedliche Lebensräume, verschiedene Tierarten, seltene Pflanzen: viel zu sehen und zu erleben gibt es im Außengelände der Blumberger Mühle. Das Team der Blumberger Mühle bietet neben Führungen zu verschiedenen Themen wie Wasser, Wiese und Wald auch Umweltbildungsprogramme an. Dazu gehören naturkundliche und erlebnispädagogische Exkursionen und Projekttage für Kindergärten und Schulklassen, aber auch Angebote für Familien. In einem Labor bestaunen große und kleine Naturforscher nach einem Kescherausflug Wasserlebewesen unter dem Mikroskop und in der Werkstatt gibt es die Möglichkeit, Insektenhotels und Vögelnistkästen zu bauen. "Wir möchten ein Ort der Inspiration sein und unser Angebot noch weiter ausbauen. Dabei liegt mir besonders die Kooperation mit den Leuten vor Ort am Herzen, die sich für ihre Region und für die Natur einsetzen", sagt Aija Torkler, seit März 2015 neue Leiterin der Blumberger Mühle. Die gebürtige Lettin hat Geografie studiert und ist durch verschiedene Projekte schon seit Jahren mit der Region verbunden. "Aus den einzelnen Fäden, die wir hier in der Region haben, kann so mit der Zeit ein Geflecht entstehen. Das Potenzial dazu ist auf jeden Fall vorhanden", so Torkler.

So soll es beispielsweise demnächst ein erweitertes Umweltbildungsangebot zum Wiederansiedelungsprojekt von Stören in der Oder geben. Gemeinsam mit der Gesellschaft zur Rettung des Störs und ihren Partnern beteiligt sich der NABU, gefördert durch Mittel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und fachlichen Begleitung des BfN, an der Wiederansiedlung der Fische. Dazu werden in der Blumberger Mühle junge Störe aufgezogen, die dann in der Oder ausgesetzt werden. Zudem werden zukünftige Elterntiere in den Teichen gehalten, die den Nachwuchs für die kommenden Jahre sichern sollen. Besucher können jetzt schon im Aquarium junge Störe beobachten und heranwachsen sehen und sich über die Biologie des Urzeitfisches, seine Gefährdung sowie das Wiederansiedlungsprojekt informieren.

Biber gestalten die Landschaft

Am Ende des Außengeländes erwartet die Besucher ein Aussichtssturm, von dem aus die 140 Hektar Teichlandschaft beeindrucken. Wenn am Ende des Sommers die Teiche abgelassen werden, bleiben genug Fische für die Vögel übrig. Es entwickelt sich ein Gebiet, das ans Wattenmeer erinnert, mit Prielen und Restwasserbereichen, in denen Grünschenkel, Alpenstrandläufer und Bekassine nach Nahrung suchen. "An die 15 bis 20 Seeadler können dann hier an den Teichen beobachtet werden", erklärt Otto die Attraktivität des Platzes für Vogelliebhaber. Der Fischereibetrieb Gensch kümmert sich im Jahresverlauf um die extensive Teichwirtschaft.

Nicht zu vergessen die Biber, die auf dem Gelände leben und als "Mitarbeiter" in der Landschaftsgestaltung eingebunden sind. "Ihre Pfade sind mittlerweile schon so ausgetreten, dass sie bei Google Earth zu sehen sind", sagt Otto. "Da es die Möglichkeit gibt, sich auch noch nach 18 Uhr auf dem Gelände aufzuhalten, kann es schon vorkommen, dass Besucher unsere Biber live zu sehen bekommen."


Wie komme ich zur Blumberger Mühle?

Von Berlin nach Angermünde mit dem Zug im Stundentakt. Von April bis Oktober fährt der Biberbus vom Bahnhof Angermünde zur Blumberger Mühle (vorab über die Fahrzeiten informieren). Rad- und Wanderwege sind ebenfalls ab dem Bahnhof ausgewiesen.


Das Veranstaltungsprogramm für Juli und August ist unter
https://blumberger-muehle.nabu.de/angeboteundtermine/veranstaltung.html zu finden.

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 3/15, Seite 24-25
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1530, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
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"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
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ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2015

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