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MASSNAHMEN/281: Runderlass zur Natürlichen Waldentwicklung führt zu Moorzerstörung (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 8. Oktober 2018

BUND: Walderlass ist rechtswidrig

Runderlass zur Natürlichen Waldentwicklung führt zu Moorzerstörung


In einem Offenen Brief an Ministerpräsident Stephan Weil hat der BUND Niedersachsen die Landesregierung zu deutlichen Korrekturen am jüngsten Runderlass zur Waldentwicklung aufgefordert.

"Der Erlass der beiden Niedersächsischen Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt ist in Teilen rechtswidrig", stellt Axel Ebeler, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender, fest. "Eine Umsetzung führt zu erheblichen Beeinträchtigungen von landes- und europaweit geschützten Lebensräumen, vor allem von wertvollen Moorflächen." Auch konterkariere der Erlass Naturschutzprojekte, die mit mehreren Millionen Euro von der EU gefördert werden und deren Träger das Land Niedersachen selbst ist.

Im Erlass geht es um das "Programm zur Natürlichen Waldentwicklung in Niedersachsen", kurz NWE10. Danach sollen auf 10 Prozent der landeseigenen Waldflächen keine Bäume mehr gefällt werden, so dass sie sich ungestört entwickeln können. Das Programm war von den Naturschutzverbänden als großer Schritt zu mehr Naturschutz im Wald begrüßt worden. Der Runderlass sieht aber vor, dass in vielen Fällen nicht etwa vorhandener Wald bewahrt wird, sondern dass auf geschützten Moor-, Heide- und Wiesenflächen künftig Wald entstehen soll.

Welche gravierenden Auswirkungen der Erlass auf wertvollste Moorlandschaften hat, wird am Beispiel des Bissendorfer und Otternhagener Moores besonders deutlich: Die beiden nordwestlich von Hannover gelegenen Moore gehören zu den wertvollsten Hochmoorlandschaften Niedersachsens und stehen seit Jahrzehnten unter Naturschutz. Mit ihren offenen, baumfreien Moorflächen aus Glocken- und Besenheide, Wollgras und Torfmoosen tragen sie das europäische Prädikat "Natura 2000-Gebiet". Wie nahezu alle Moore in Niedersachsen wurden jedoch auch diese beiden Moore in der Vergangenheit durch Entwässerung, Torfabbau und Gehölzaufwuchs beeinträchtigt. 2011 hat das Land Niedersachsen deshalb das EU-Life+-Projekt "Hannoversche Moorgeest" beantragt, um vier der wertvollsten Moore in Niedersachsen, darunter auch die Moore bei Bissendorf und Otternhagen, zu renaturieren. Mehr als 11 Mio. Euro werden derzeit in Flächenkäufe, Maßnahmen zur Wiedervernässung und zur Offenhaltung der wertvollen Moorflächen investiert. Auch engagieren sich seit mehr als 40 Jahren ehrenamtliche Naturschützer im Moorschutz: Durch aktive Pflegeeinsätze verhindern sie Gehölzaufwuchs und sorgen so dafür, dass die Lebensbedingungen für typische Moorarten erhalten und verbessert werden.

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Quelle:
Presseinformation vom 08.10.2018
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2018

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